Kapitel 26

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Als ich am Zimmer von Dad ankam, war seine Tür nur angelehnt, weswegen ich leise öffnete. Sofort erblickte ich ihn auf einem der Sessel mit einem Foto in der Hand. Da er mich nicht bemerkte, lief ich zu ihm, um zu erfahren, was für ein Foto er sich ansah. Es zeigte eine junge Frau mit blonden Haaren und meinen Vater. "Wer ist das?", fragte ich leise, doch zuckte Dad trotzdem zusammen. Perplex sah er mich an, bis er realisierte, dass ich es war die vor ihm stand. Kurz musterte er mich mit einem traurigen Blick, bevor er wieder auf das Foto sah. "Mary. Deine Mutter.", flüsterte er, überreichte mir dann aber mit einem schwachen Lächeln das Bild. Zitternd nahm ich es an mich und betrachtete es. Klaus hatte damals recht, als er sagte sie sieht mir ähnlich. Vergeblich versuchte ich zu verhindern, dass eine Träne mein Auge verließ, scheiterte aber. Ohne zu zögern zog Dad mich an sich, was sofort jegliche Dämme brechen ließ. "Sie hat sich damals auf nichts so sehr gefreut, wie dich endlich in ihren Armen zu halten.", betonte Dad leise, während er mir beruhigend über den Arm strich. "Warum ist sie gestorben? Warum hast du sie nicht retten können?" Langsam löste ich mich aus den Armen meines Vaters, um ihn anschauen zu können. "Sie war schon verstorben bevor ich das Krankenhaus erreicht hatte. Du wurdest mir mit den Worten übergeben, dass sie es nicht überlebt hat. Später erfuhr ich, dass sie nach einem Autounfall eingeliefert wurde.", sagte Dad, wobei er zum Ende hin leiser wurde. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch merkte ich, dass das nicht alles war. "Was ist damals passiert?", fragte ich deswegen vorsichtig nach, was dazu führte, dass mein Vater niedergeschlagen seine Augen schloss. "Wir hatten uns kurz vorher gestritten. Ich hatte ihr damals vorgeschlagen, dass wir, wenn du auf der Welt bist, zusammen New Orleans für eine Zeit verlassen. Doch fand sie die Idee nicht so gut bzw gar nicht gut. Sie wollte hier bleiben, da sie auch nicht wollte, dass ich meine Familie wegen ihr verlassen würde. Wir wurden beide etwas lauter und letztlich ist sie mit den Worten ins Auto gestiegen, erstmal Zeit für sich selbst haben zu wollen und ich habe sie gehen lassen.", erzählt er mir, wobei er mit jedem Satz verzweifelter klang. "Hätte ich sie damals aufgehalten…", setzte Dad an, doch unterbrach ich ihn. Unzählige Tränen liefen mir über die Wange, trotzdem versuchte ich für meinen Vater stark zu sein. "Nein Dad, hör auf. Du kannst nichts für den Unfall. Sie ist damals freiwillig in das Auto gestiegen. Daran hättest du nichts ändern können.", betonte ich mit zitternder Stimme, ehe ich ihn stürmisch umarmte. "Bitte gib dir nicht die Schuld an ihrem Tod. Nimm die Last nicht auf dich.", flüsterte ich in seine Schulter und merkte, wie sich seine Anspannung langsam löste. Erst jetzt verstand ich, wieso Dad all die Jahre nicht über sie reden wollte und bereute es ihn immer und immer wieder gedrängt zu haben. Letztlich hob er seine Arme und erwiderte meine Umarmung. "Ich bin froh dich zu haben Thalia.", gestand er leise und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. "Können wir...können wir ihr Grab besuchen?", fragte ich vorsichtig, nachdem ich mich von ihm gelöst hatte und beobachtete seine Reaktion. Zuerst zögerte er, nickte dann aber zustimmend. "Wenn du möchtest können wir gleich losgehen." Auf dem Weg erzählte Dad mir viele Momente die er und meine Mutter teilten, doch verstummten wir beide, als ihr Grab in Sicht kam. Ein herzförmiger Grabstein schmückte das Grab, ebenso einige Blumen. 

Mary Wilson 
19.03.1986 - 24.05.2007
Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart.

Ich las mir die Gravur des Steins immer und immer wieder durch, konnte aber nicht begreifen, dass unter diesem wirklich meine Mutter liegt. Sie war bei ihrem Tad gerade einmal 7 Jahre älter als ich, stellte ich traurig entsetzt fest und drückte Dads Hand fester. Sofort legte er einen Arm um mich, damit er mich zu sich ziehen konnte, wodurch ich spürte, dass auch er angespannt war. "Hallo Mama, ich bin's Thalia. Wie gerne hätte ich damals kennengelernt. Ich hoffe wo auch immer du gerade bist geht es dir gut und das du uns hier unten im Auge hast. Ich habe dich lieb.", flüsterte ich und hatte Mühe ein Schluchzen zu unterdrücken. "Wir vermissen dich.", fügte Dad leise hinzu, ehe er die Lilien auf das Grab legte. Schweigend sahen wir auf das Grab hinab, während mir Dad langsam über den Rücken strich. Nachdem wir uns beide von Mum verabschiedet hatten, liefen wir schweigend nach Hause, wobei es keine unangenehme Stille war. Viel mehr waren wir in dem Moment beide froh nicht alleine zu sein. "Können wir zusammen einen Film schauen?", fragte ich Dad, als wir Zuhause ankamen und nach einem kurzen Blick zu mir stimmte er zu. Scheinbar wusste er, dass ich nach dem Besuch zu Friedhof seine Gesellschaft brauchte. Keine fünf Minuten später saßen wir zusammen auf Couch und sahen uns Jumanji an. Als der Film gerade vorbei war, kam Kol ins Wohnzimmer. "Warum seht ihr denn so niedergeschlagen aus?", fragte er verwirrt und musterte uns abwechselnd. "Wir waren am Grab von Mary.", erklärte Dad kurz und richtete sich auf. "Oh. Wie geht es dir?", fragte mein Onkel nun direkt an mich gewandt, weswegen auch mein Vater zu mir blickte. "Ich bin froh euch als Familie zu haben, doch wünschte ich, ich hätte zumindest die Möglichkeit meine Mutter einmal zu sehen und ihr zu sagen wie lieb ich sie habe.", verkündete ich wahrheitsgemäß, woraufhin Kol wissend zu meinem Vater blickte. "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist Kol.", betonte Dad nachdenklich. "Ob was keine gute Idee ist?" Kurz sahen sich die beiden nochmal an, bevor Dad nickte und sie zu mir blickten und Kol ansetzte. "Es gibt eine Möglichkeit wie du deine Mutter kennenlernen kannst."

Gewidmet alex_1303. Zwar kein ganz typischer Vater-Tochter-Tag, trotzdem hoffe ich, dass dir das Kapitel gefällt. Auch von den andern freue ich mich auf eine Meinung 😊
Oben seht ihr das Bild von Elijah und Mary 😉

Die Tochter von Elijah Mikaelson Where stories live. Discover now