Kapitel 32

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Ich konnte nicht sagen, wie viele Minuten oder Stunden vergangen, bis ich endlich die Stimmen der beiden Vampire, welche Klaus mitgenommen hatten, von draußen vernahm. Sobald sich die Tür hörbar öffnete, kauerte ich mich näher an die Wand und hoffte, die beiden würden mich einfach ignorieren. Klaus war allem Anschein nach ohnmächtig, weswegen die Vampire ihn zur Wand schliffen, wo sie ihn wieder an Armen und Beinen befestigten. Er sah deutlich schlimmer zugerichtet aus wie vor ein paar Stunden. Tyson hatte ihm das Oberteil ausgezogen und seinen Oberkörper mit tiefen Schnittwunden versehen, aus denen immer noch gleichmäßig das Blut floß. Mit einem letzten Blick zu mir verließen die beiden den Raum und schlossen die Tür hinter sich. Ich wartete, bis ihre Schritte sich entfernt hatten, bevor ich die Stahlfessel öffnete und zu meinem Onkel eilte. Vorsichtig strich ich ihm die Haare aus dem Gesicht, woraufhin eine blutige Wunde über seinem linken Auge zum Vorschein kam. Die Wunden schienen langsam bis gar nicht zu heilen, weswegen Klaus langsam aber sicher ausblutete. Auch wenn ihn das nicht umbringen wird, verlor er mit jeder weiteren Minute an Kraft. Ich legte meine Hand vorsichtig an die Stelle, wo ich ihn mit dem Messer verletzt hatte und auch wenn an der Stelle nur noch eine helle Narbe zu sehen war, zuckte er bei der Berührung zusammen und stöhnte schmerzvoll auf. Ich sah nach oben, wo Klaus langsam seine Augen öffnete und augenblicklich an den Fesseln zog. Hektisch blickte er sich im Raum um, bis sein Augen an mir hängen blieben. "Thalia.", hauchte er schwach und schloss kurz erschöpft seine Augen. "Du wirst immer Schwächer.", flüsterte ich, woraufhin er mich wieder ansah. "Ich schaff das. Ich brauche nur ein paar Minuten.", erklärte er, verzog aber schmerzhaft sein Gesicht. "Du brauchst Blut.", betonte ich ernst. "Nur wenn du trinkst, kommst du zu vollen Kräften.", flüsterte ich mit zitternder Stimme, woraufhin ich zu einem Stein auf dem Boden lief und diesen hoch nahm. "Nein.", sagte Klaus mit fester Stimme, der scheinbar begriffen hatte, was mein Plan war. "Du hast dich für mich geopfert. Dann kann ich dir jetzt helfen." Langsam lief ich wieder auf Klaus zu, der mich immer noch musterte und sah ihm dann in die Augen. "Ich vertraue dir.", erklärte ich leise und fügte mir mit dem Stein dann einen leichten Schnitt am Unterarm zu. Sofort begann das Blut raus zu laufen, weshalb ich Klaus meinen Arm hinhielt. Er sah mir noch einmal in die Augen, als wolle er sich versichern, dass ich es wirklich wollte, bevor er seine Lippen um die Wunde legte und anfing das Blut zu trinken. Ich zog scharf die Luft ein, da es leicht schmerzte, gewöhnt mich dann aber dran und konnte auch sehen, wie es Klaus mit jedem Schluck langsam besser ging. Nach nur wenigen Sekunden löste er sich von meinem Arm und atmete tief durch. Schweigend beobachtete ich, wie sich seine Wunden schlossen und blickte dann zu ihm nach oben. "Danke.", betonte er mit wieder festere Stimme und Lächeln legte sich auf seine Lippen. Doch dann sah er zu der Fußfessel, die immer noch 2 Meter von mir auf dem Boden lag und zog seine Stirn in Falten. "Es gibt eine Vampirin in Tysons Gruppe. Sie war hier als du weg warst und hat mir was zum Essen gebracht. Ich glaube sie war es auch, die die Fesseln nicht richtig verschlossen hat.", erklärte ich leise. "Sie sagt, dass ich bei dem Ganzen unschuldig bin." "Wie sah sie aus?", fragte Klaus neugierig und drehte seinen Kopf wiede zu mir. "Dunkle glatte Haare. Sie wird Mitte Zwanzig sein.", beschrieb ich die Frau, woraufhin mein Onkel wissend nickte. "Ihr Name ist Helena. Wir trafen sie Ende des 19. Jahrhunderts. Sie verlor bei einem Feuer ihre ganze Familie, woraufhin Elijah sie verwandelt hat.", erzählt mir Klaus, sah dabei aber zur Wand gegenüber. "Aber sie will sich rächen. Ihr habt doch ihr Leben gerettet.", fragte ich verwirrt und musterte meinen Onkel, wie er nach den richtigen Worten suchte. "Wir waren damals auf der Flucht. Deshalb haben wir sie wenige Stunden nach ihrer Verwandlung zurückgelassen haben. Das Vampirleben ist vor allem am Anfang nicht einfach und später erfuhren wir, dass sie wenige Tage nach unserem Verschwinden Tyson und seine Leute getroffen hat. Er hat sie gegen uns aufgebracht." Verstehend nickte ich und ließ mich dann neben meiner Fußfessel nieder, wo ich sie wieder befestigte. "Glaubst du Dad findet uns?", wollte ich nach wenigen Minuten der Stille wissen, in denen jeder seinen Gedanken nachgegangen hatte. "Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sie hier sind.", versicherte Klaus und sah mich nachdenklich an. "Du solltest versuchen ein bisschen zu schlafen. Ich bleibe wach.", betonte er dann aber und nach kurzem Zögern kam ich dem nach. Ich legte mich nahe der Wand hin und versuchte eine mehr oder weniger bequeme Position zu finden, bevor ich meine Augen schloss und einschlief.
Das nächste Mal wurde ich von dem Quietschen der Tür wach, durch die wieder die gleichen Vampire wie vor einigen Stunden kamen. "Na bereit für eine dritte Runde.", fragte einer der beiden spöttisch, während er auf Klaus zusteuerte, der wieder mehr tot als lebendig in den Fesseln hing und nicht auf die beiden reagierte. Sie hatten ihn fast erreicht, als ich aufstand. "Lasst ihn in Ruhe.", betonte ich mit fester Stimme, woraufhin sich die beiden zu mir drehten. "Sieh mal einer an wer da wach ist und den Helden spielen will.", kam es nun amüsiert von dem zweiten der Vampire. "Klaus hat genug gelitten. Er ist bewusstlos.", flehte ich und sah an den beiden vorbei zu meinem Onkel, der sich jetzt regte und seinen Kopf langsam hob. "Es ist ok Thalia. Tyson macht mir keine Angst.", flüsterte er mit schwacher Stimme und sah mit letzter Kraft die beiden Vampire provozierend an. "Vielleicht sollen wir Tyson sagen, dass er noch eine Schippe drauflegen soll, damit du nicht mehr so vorlaut bist.", knurrte der größere der Vampire, bevor er auf Klaus zulief und seine Fesseln grob löste. Auch der zweite wandte sich von mir ab und half dabei die Fesseln zu entfernen. Sofort sackte Klaus in sich zusammen und stöhnte schmerzvoll auf. Doch zeigten die beiden kein Erbarmen. Stattdessen packten sie je einen Arm von ihm und zogen ihn hinter sich her. Klaus wirkte in diesem Moment so schwach wie noch nie und ich war mir nicht sicher, ob er nicht doch sterben könnte. Sie hatten fast die Tür erreicht, als sich Klaus anspannte und die Adern in seinem Gesicht hervor traten. Von der Situation überrascht, ließen die Vampire ihn los, wodurch sich Klaus zu seiner vollen Größe aufrichten konnte. Noch ehe die beiden hätten reagieren können, drückte er sie gegen eine der Wände. "Niemand legt sich mit meiner Familie oder mir an und überlebt es.", zischte er wütend, ehe er die beiden kurz los ließ, nur um ihnen im nächsten Moment die Herzen raus zu reißen. Leblos sackten die beiden Vampire auf den Boden, woraufhin sich Klaus zu mir drehte. "Wird Zeit, dass wir von hier verschwinden.", betonte er jetzt wieder ruhiger und kam zu mir, um die Fessel zu lösen. Dann zog er mich hoch und wir liefen zur Tür, die nur angelehnt war. Ein zehn Meter langer Gang kam zum Vorschein an dessen Ende eine Treppe nach oben führte. Drei weitere Türen führten aus dem Gang raus, doch steuerte Klaus auf die Treppe zu. Als wir an der letzten Tür auf der rechten Seite vorbei liefen, spannte sich Klaus merklich an, packte dann aber meine Hand und lief die Treppe nach oben. Mehrere Stimmen waren zu hören und Schritte die sich uns näherten. "Tyson. Die anderen Mikaelsons sind hier.", rief eine Männerstimme, woraufhin die Schritte stoppten und sich schnell entfernten. Stattdessen war ein lauter Schlag zu hören, wie wenn eine Tür aufflog. Erschrocken zuckte ich zusammen, weswegen mich Klaus näher zu sich zog. "Wo sind Klaus und meine Tochter.", drang die Stimme meines Vaters zu mir durch und ich drehte mich augenblicklich in die Richtung aus der sie kam. "Elijah und Kol was eine Freude euch hier zu sehen.", begrüßte Tyson die beiden, wobei man sein Unbehagen heraushören konnte. "Die beiden sind hier und ich verspreche dir eine falsche Handlung dann ist die Kleine tot.", drohte er mit selbstsicherer Stimme. Das war der Moment, wo Klaus meine Hand nahm und die Tür des Zimmers auf stieß. "Du hast keine Kontrolle mehr.", betonte Klaus, während sich ein siegreiches Lächeln auf seinen Lippen bildete. Die anwesenden Vampire hatten die Situation noch gar nicht richtig verarbeitet, da griffen Kol und Elijah auch schon an. Die anderen Vampire hatten kaum die Möglichkeit sich zu wehren, weshalb innerhalb weniger Sekunden die meisten von ihnen tot auf dem Boden lagen. Kol wandte sich gerade der nächsten Vampirin zu, als ich erkannte, dass es Helena war. "Kol nicht. Sie hat mir geholfen.", rief ich, woraufhin mein Onkel inne hielt und zu mir sah. Auch Helena sah überrascht zu mir. Elijah hatte derweil alle anderen bis auf Tyson erledigt, den er nun am Arm gepackt festhielt. "Tyson übernehme ich.", betonte Klaus und trat an diesen heran. "Ich habe dich gerettet und so denkst du es mir?", zischte Tyson aggressiv und fixierte Helena mit seinem Blick. "Du warst bereit ein Kind zu töten. Ein unschuldiges Kind.", betonte diese, ehe sie sich zu mir drehte. "Es tut mir leid." Ich nickte ihr mit einem leichten Lächeln zu, was sie schwach erwiderte. Dann sah ich zu Dad, der immer noch Tyson gepackt hatte. Klaus stellte sich direkt vor ihn. "Du wirst meiner Familie nicht mehr schaden.", betonte Klaus und zog mit einem Ruck Tysons Herz aus seiner Brust. Sofort ließ Dad seinen Leichnam los und kam auf mich zu. Ohne ein Wort zog er mich in seine Arme und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. "Es ist vorbei.", flüsterte Dad, weswegen ich schwach nickte. Ich war frei. Klaus und ich waren in Sicherheit. Man würde ihm keine Schmerzen mehr zufügen.

Die Tochter von Elijah Mikaelson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt