Kapitel 9

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Mika lief orientierungslos durch die Stadt. Verdammt! Was sollte er jetzt tun? Wo sollte er hin? Er hatte einen Menschen getötet. Einen Menschen!

Er konnte jetzt nicht mehr zurück. Man würde ihn festnehmen und zum Tode verurteilen. Was wurde nun aus seinem Vater? Würden sie ihn ...

Mika schluckte. Er wollte nicht daran denken. Er musste sich jetzt konzentrieren. Eigentlich gab es nur eine einzige Möglichkeit. Er musste doch fliehen.

Was würde dann aus Yuki und Gia werden? Aber egal, wahrscheinlich war eh schon alles verloren. Er hatte einen Menschen umgebracht, sein Vater hatte einen Menschen umgebracht. Wenn er jetzt floh, machte das die Sache auch nicht viel schlimmer.

Mika drängte sich durch eine Gruppe von Menschen. Er stieß einen Mann mit Zylinder unsanft beiseite und rannte weiter.

»He! Komm zurück!«, rief ihm der Mann nach. Verdammt! Mit seinem Geschrei erweckte er die Aufmerksamkeit von zwei patrouillierenden Soldaten.

Mika blickte zurück. Sie kamen ihm nachgerannt. Er musste irgendwo untertauchen. Mika rannte ins Stadtzentrum. Die Straßen waren voll mit Menschenmassen. Er tauchte in das Meer von Köpfen ein und verlangsamte sein Tempo. Immer wieder spähte er über seine Schulter, doch konnte seine Verfolger nicht mehr entdecken. Er hatte sie abgeschüttelt.

Mika trat in eine Nebenstraße. Er musste runter von den Hauptstraßen. Bald würde man Drohnen aussenden, um ihn zu suchen. Nicht mehr lange, dann würden sie sein Verschwinden bemerkt haben.

Und er war im völlig falschen Stadtviertel. Na super, dachte Mika.

Im Kopf plante er einen möglichst gefahrlosen Weg zu der Stelle, an der er bereits gestern fliehen wollte. Dass er sich so gut in der Stadt auskannte, verdankte er seinem Vater, der mit ihm die Stadt als kleines Kind erkundet hatte. Mika seufzte bei dem Gedanken an ihn. Was würden sie wohl mit ihm machen?

»Da ist er!« Verdammt. Er durfte sich jetzt nicht mehr ablenken lassen.

Mika rannte los. Seine Verfolger waren dicht an ihm dran und sie waren bestimmt schneller und ausdauernder.

Er schlug einen unerwarteten Bogen in eine Nebengasse. Er blickte zurück. Seine Verfolger gerieten ins Straucheln, hatten sich aber schnell wieder gefasst.

Schneller, feuerte er sich innerlich an.

Jetzt wünschte er sich, er wäre sportlicher. Wie Tarik vielleicht. Aber das war er nicht. Er würde nicht mehr lange durchhalten, während seine Verfolger für solche Situationen bestens ausgebildet waren. Er lief zurück zur Hauptstraße. Auch wenn ihn dort die Drohnen entdecken konnten, könnte er zumindest seine Verfolger abschütteln.

»Bleib stehen, Junge!« Mika dachte nicht einmal daran. »Bleib stehen oder wir schießen auf dich.«

Das war ein Bluff. Sie würden doch nicht mitten in der Stadt, wo andere Menschen waren, schießen, oder?

Etwas zischte an Mika haarscharf vorbei. »Scheiße«, murmelte er.

Gleich war er da. Nur noch wenige Meter.

»Bleib stehen! Das ist unsere letzte Warnung.« Aber es war zu spät. Mika war bereits in der Menschenmasse. Jetzt konnten sie nicht mehr schießen.

Gerade als er sich etwas entspannen wollte, tauchte direkt über seinem Kopf eine Drohne auf. Hörte das denn nie auf? Die Drohne hatte ihn im Visier. Sie hatten ihn entdeckt!

Aber solange er sich unter anderen Menschen aufhielt, war er halbwegs sicher.

Doch wie sollte er jetzt zu der Mauer gelangen? Wenn er sich von den Hauptstraßen entfernte, war es aus. Er hatte verloren. Es sei denn ...

AußenseiterWhere stories live. Discover now