Kapitel 32

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Will rannte zu dem roten Knopf und drückte ihn. Wieder ertönte ein Warnton, die Lichter blinkten rot, dann öffnete sich die Tür.

Diesmal rannten die anderen Gefangenen nicht sofort aus ihren Zellen, sondern blickten etwas ungläubig heraus. Niemand rührte sich. Dann erwachte Mika aus seiner Starre, schritt seelenruhig aus seiner Zelle und nickte Will zu. »Hat aber ganz schön lang gedauert.«

»Wir müssen hier raus.« Will zögerte keine Sekunde länger, sondern rannte den Gang zurück. Mika folgte ihm, die anderen Männer, die Will mitgenommen hatte, bildeten das Schlusslicht.

»Wo sind die Wachen?«, rief Mika Will im Laufen zu und fasste sich an die stechende Seite.

Will drehte sich nur kurz um, sah ihn an, drehte den Kopf dann wieder nach vorne. »Die haben wir ausgeschaltet. Aber es kommt bestimmt bald Verstärkung. Dann müssen wir von hier weg sein.«

Wie als Bestätigung ertönte das hohe Surren einer Drohne. Wobei, wenn man es im Inneren des Gebäudes hörte, waren es sicher mehrere. Will fluchte, als er das Geräusch vernahm.

»Verdammt. Ich hoffe, wir schaffen es noch.«

Unruhe erfasste Mika. Nicht noch ein drittes Mal gefangen genommen werden. Er beschleunigte sein Tempo, um mit Will mithalten zu können.

Inzwischen hatten sie fast den Ausgang erreicht. Um sie herum lagen die Soldaten auf dem Boden, ihre Waffen daneben. Waren sie bewusstlos oder ...?

Mika wollte daran gar nicht denken und fokussierte sich auf die schmale Tür, seine Tür zur Freiheit.

Will schwang die Tür auf, trat heraus und blickte prüfend in den Himmel. Er nickte und lief los, Mika hinter ihm her. Über ihnen schwebten Drohnen, rote Punkte tanzten auf dem Boden. Mika lief noch schneller und schaffte es in den Schutz einer Hauswand. Im nächsten Moment erzitterte der Boden. Schüsse schlugen in die Wand ein, durchdrangen sie jedoch nicht.

Rauch verhinderte die Sicht auf den Vorplatz. Wo waren die anderen Männer von Will? Waren sie–?

»Komm!« Will zog an seinem Ärmel. »Wir müssen hier schnellstens weg.« Er zog Mika mit sich. Sie rannten die Gassen entlang, bogen immer wieder ab. Das Surren wurde nicht leiser, die Drohnen verfolgten sie immer noch und ließen sich einfach nicht abschütteln.

»Wo laufen wir hin?«, rief Mika Will zu, doch der gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass dafür jetzt keine Zeit war.

So blieb Mika nichts anderes übrig, als Will zu folgen. Will sprintete nun, wirbelte plötzlich herum und bog in eine Seitengasse ein. Mika folgte ihm und lief noch schneller. Seine rechte Seite brannte und stach, die Luft wurde immer knapper.

Er bremste abrupt, als Will vor ihm stehen blieb. Will riss eine Tür auf und schob Mika herein. Dann betrat er selber das Haus und verschloss die Tür mit einem Riegel.

»Komm mit.« Er nickte Mika zu und ging auf ein Loch zu. Was war das denn?

Mika trat an den Rand des Loches und starrte in die Tiefe. Pechschwarze Dunkelheit wartete dort auf ihn. »Ist das das Kanalsystem?«

»Ja«, lautete die knappe Antwort von Will, bevor die Leiter herunterkletterte. Mika atmete tief durch, dann folgte er Will.

Sie gingen einige Zeit durch die dunklen Gänge, dann stiegen sie wieder an die Oberfläche. Sie landeten in einer Lagerhalle.

Es roch muffig und faulig, so als würde die Lagerhalle schon seit vielen Jahren nicht mehr benutzt werden. Außerdem stand sie leer. Bis auf einige Ausrüstung, die wahrscheinlich von Will und seinen Leuten stammte, stand hier nichts.

AußenseiterWhere stories live. Discover now