Glücksmoment

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„Habe ich dich jetzt schockiert, Maxwell?" grinst Henry und küsst sanft meine Halsbeuge. Ich lache kurz und hysterisch auf. „Ich glaube, bis kurz vorher war mir noch immer nicht klar, was Fellatio ist," sage ich und starre an die Decke.
„Soll ich es dir gleich nochmal zeigen?" säuselt Henry und fährt mit seiner Zunge an meinen Kiefer entlang. Mir entkommt ein kleines Stöhnen, aber ich habe gerade noch zu viel in meinem Kopf zu sortieren, um eine ähnliche Erfahrung so kurz danach noch verarbeiten zu können.

„Sp-später vielleicht," rede ich mich heraus. Henrys Kopf hebt sich und er betrachtet mich prüfend. „Du kannst auch sagen, wenn es dir nicht gefallen hat," sagt er leise. „Entschuldige, ich wollte dich nicht überrumpeln und ich dachte, du findest es.." plappert Henry verlegen drauf los und ich packe ohne Nachzudenken seinen Nacken und ziehe seinen Mund auf meinen, um ihn zum Schweigen zu bringen.
„Es war unglaublich," murmele ich an seine Lippen. „Und wenn du das nochmal machen würdest, wäre ich vermutlich der glücklichste Mensch der Welt. Aber ich muss mich gerade etwas davon erholen."
„Okay," haucht er erleichtert. „Okay, das verstehe ich."

Langsam setzt er sich auf und sieht mich fragend an. „Willst du schreiben?"
Ich nicke verlegen und Henry steht auf, um mir mein weinrotes Dezemberbuch zu bringen. Als er zurück zum Bett kommt, sehe ich durch seinen Bademantel, dass er noch immer hart ist.
Sofort überkommt mich ein schlechtes Gewissen. Ich habe nur an mich gedacht und meine Befriedigung.
„Was ist los, Maxwell?" fragt Henry besorgt, denn er scheint mein Gesicht besser lesen zu können als ein offenes Buch.

Wortlos lege ich mein Notizbuch auf die Decke neben mich und knie mich vor ihn auf das Bett. Verwundert sieht Henry zu mir herunter, als ich meine Hände unter seinen Bademantel schiebe und seinen Oberkörper mit Küssen bedecke. Er scheint schneller als ich darin zu sein, Dinge zu begreifen, denn er hält meine Schultern fest und sagt deutlich: „Nein."
Enttäuscht sehe ich zu ihm auf. „Willst du nicht?"
Henry beißt sich erregt auf die Unterlippe und stöhnt leise: „Oh doch und wie ich will. Aber ich will nicht, dass du irgendwas aus Verpflichtung tust, Maxwell. Mich erregt es bedeutend mehr, wenn du mich berührst, weil du das Verlangen danach hast."

Ich runzele die Stirn und flüstere dann verlegen: „Ich will dich immer berühren, Henry. Ich bin nicht sicher, ob ich das tun kann, was du gerade getan hast, aber ich möchte dich wirklich, wirklich gern berühren und dir Freude bereiten."
Henrys Pupillen weiten sich schlagartig und er wispert erregt: „Fuck, Maxwell. Du hast keine Ahnung, wie sehr es mich anmacht, wenn du so redest."
Ich muss mir ein stolzes Grinsen verkneifen, obwohl ich nicht weiß, was genau er daran erregend fand. Statt weiter darüber nachzudenken, widme ich mich wieder seinen Oberkörper und lasse währenddessen meine Hände langsam nach unten gleiten, bis ich seinen Schaft umfasse.

„Oh Gott," entkommt es Henry und seine Hände krallen sich in meine Schultern. Vorsichtig liebkose ich seine dunkle Brustwarze mit meiner Zunge und beginne, ihn gleichmäßig auf und ab zu reiben. Henrys Hüfte stößt rhythmisch nach vorn und sein Atem geht schnell und flach. „Ja," stöhnt er. „Oh Gott, so gut.."
Durch seine Worte motiviert, sauge ich nun fest an seiner Brustwarze und beschleunige die Bewegungen meiner Hand. Henrys Finger vergraben sich in meinen dichten Haaren und plötzlich erstarrt er vor mir und ich spüre heiße, klebrige Spritzer an meinem Oberkörper und meiner Hand, während Henry stöhnend meinen Namen sagt.

Ich höre erst auf ihn zu reiben, als er langsam in meiner Hand erschlafft und seine Lippen meinen Kopf mit Küssen bedecken. „Oh Gott," seufzt er erschöpft. Ein bisschen stolz sehe ich auf das ganze Ausmaß und kichere leise: „Ich schätze, wir sollten nochmal duschen."
Henry betrachtet mich grinsend und sagt: „Ich befürchte fast, das könnte in einem Teufelskreis enden."

Irgendwie schaffen wir es, dem Teufelskreis zu entkommen, wenn auch nur haarscharf. Wir duschen wieder gemeinsam und natürlich erregt es mich wieder, als Henry mich wieder mit dem Sandelholzduschgel einreibt. Doch ich halte mich zurück und wir kuscheln uns anschließend wieder in das große Bett. Im Fernsehen laufen langweilige Dokumentationen, während ich wie wild in mein weinrotes Dezemberbuch schreibe.

Henry bestellt uns Clubsandwiches und Eiscreme zum Nachtisch und wir essen kichernd im Bett, unsere Beine miteinander verschlungen. Ich sauge die komplette Situation in mich auf, versuche jede Sekunde bewusst wahrzunehmen, denn ich bin mir sicher, in meinem ganzen Leben noch nicht so glücklich und zufrieden gewesen zu sein.

Ich überlege kurz, ob Henrys kurzer Ausbruch von gestern mir vielleicht genau das noch deutlicher gemacht hat. Dass es nicht selbstverständlich ist, jemanden zu finden, der einen so glücklich macht. Und dann überlege ich, ob ich Henry wohl auch ein bisschen glücklich mache? Und was ich für ihn bin? Was er für mich ist? Was sind wir überhaupt? Wir haben noch nicht darüber gesprochen, obwohl wir uns jetzt schon eine Weile kennen. Möchte Henry wohl nicht darüber sprechen? Sonst spricht er über alles.

„Was geht gerade in deinem hübschen Köpfchen vor, Maxwell?" fragt Henry und ich blinzele ihn verwirrt an.
„Weißt du das nicht?" frage ich zurück. Er kichert leise. „Auch, wenn ich recht gut darin bin, zu erahnen, was gerade in dir vorgeht, kann ich doch nicht in deinen Kopf sehen."
Gespielt entsetzt schaue ich ihn an. „Nicht? Ich bin die ganze Zeit davon ausgegangen, dass du das kannst."
Henry wuschelt liebevoll durch meine Haare und küsst mich. „Ich wünschte, ich könnte das. Und so muss ich mich mit Fragen begnügen."

Ich lächele ihn an und beobachte die goldenen Flecken in seinen Augen. „Ich habe darüber nachgedacht, wie sehr ich das hier genieße."
„Das Essen?"
„Alles. Das Kuscheln, deine Nähe, einfach das Zusammensein. Es macht mich sehr glücklich."
Henry nickt zustimmend. „Glücksmomente," murmelt er.
Ich lache leise. „Natürlich kommst du mit einem schönen Wort."
„Absolut. Und es ist eins der Schönsten."
„Da hast du Recht. Ich schreibe es gleich auf."
Ich krabbele über das Bett und nehme mein Notizbuch vom Nachttisch, um ‚Glücksmomente' oben auf die Seite zu schreiben, nachdem ich mich im Schneidersitz hingesetzt habe.

„Und was dachtest du dann?" fragt Henry nun.
„Was meinst du?"
„Du sahst sehr zufrieden und glücklich aus beim Grübeln, da ging es wohl um die Glücksmomente. Und dann zogst du deine Augenbrauen zusammen, als würde dich etwas beunruhigen."
„Sicher, dass du nicht in meinen Kopf schauen kannst?"
„Ganz sicher," lächelt Henry.
Verlegen fummele ich an meinem weichen, weißen Frotteebademantel herum.
„Ich habe mich gefragt, was wir wohl füreinander sind. Was ich für dich bin?" murmele ich leise.

Henry lächelt und legt seinen Kopf auf mein Knie. „Was wärst du denn gern für mich?" fragt er zurück. Wie von selbst schiebt sich meine Hand wieder in seine Haare und ich sehe verlegen zu ihm herunter.
„Ich wäre gern dein fester Freund," murmele ich. „Ich hatte noch nie einen festen Freund, darum weiß ich nicht, was ich dafür tun muss, um jemandes fester Freund zu sein und ob ich die Qualifikationen erfülle, aber.."
Henry beginnt zu kichern und ich schließe überrascht meinen Mund. Mein Gesicht fühlt sich wieder unnatürlich heiß an.

„Du erfüllst die Qualifikationen mehr als genügend, Maxwell," lächelt er mich an. Er greift meine Hand und verschränkt unsere Finger. „Und wenn ich die Qualifikationen auch erfülle, wäre ich furchtbar gern auch dein fester Freund."

Wortliebe | ✓Where stories live. Discover now