Kapitel 14

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JEFFS GESICHT nahm einen schockierten Ausdruck an, als er nach einiger Zeit schließlich durch die Eingangstür trat.
Ich kauerte unter dem Tresen, von dem zähes dunkles Blut tropfte. Ich hatte den Kopf des Mannes so oft auf das Holz geschlagen, bis er sich nicht mehr gerührt hatte. 

Mein Herz klopfte immer noch schmerzhaft gegen meine Rippen und mein Körper fühlte sich an, als hätte man ihn in Watte gepackt. 

Mit drei großen Schritten war Jeff bei mir und riss mich unsanft am Oberarm nach oben. Seine blauen Augen funkelten mich durch schmale Schlitze zornig an.
„Was hast du dir gedacht?!", fuhr er mich an.
Seine Stimme war ein bedrohliches Zischeln und seine Finger schlossen sich immer fester um mein Fleisch. Sie pressten sich genau auf die Schnittverletzung, die unter dem Druck schmerzhaft zu pulsieren begann.
Ich sah ihm ins aufgebrachte Gesicht, ohne ihn wirklich zu erkennen. Als der Mörder merkte, dass ich momentan nicht dazu in der Lage war mich zu erklären, ließ er fluchend von mir ab, und beugte sich über den regungslosen Körper des Kassierers. 

Sekunden verstrichen, in denen man nur die Kühltruhen und Lampen surren hörte. Dann richtete Jeff sich auf und fuhr sich durchs Haar.
Leise vor sich hin schimpfend durchsuchte er den Mann, bis er in der linken Hosentasche einen Schlüsselbund hervor holte.
-„Komm.", wies mich Jeff schroff an, dabei schloss er eilig die Tür hinter dem Tresen auf. Ich taumelte ihm nach. Allerdings blieb ich schon im Türrahmen stehen. Jeff hatte sich daran gemacht die Aufzeichnungen der Überwachungskameras zu inspizieren. Mit flinken Fingern löschte er alles was mich belasten könnte. 

Mittlerweile zitterte ich am ganzen Körper und es fiel mir schwer mich auf den Beinen zu halten. Der Mörder schien kurz zu überlegen, dann hastete er zurück zu der Leiche. Sein Messer blitzte hell im schummrigen Licht der Neonlampen.
Mein Protest blieb mir in der Kehle hängen.
Mein Magen rumorte, als die Tankstelle erneut mit dem Geruch von Blut gefüllt wurde. Jeff sah mich die ganze Zeit über nicht an. Mit dem Blut des Mannes hatte er nachlässig eine Botschaft an der beigen Wand hinterlassen. 

Das Bild dieser grausigen Nachricht würde mich noch heute in manchen Nächten schreiend aus dem Schlaf fahren lassen. Ich realisierte immer noch nicht, dass ich gerade einen Menschen getötet hatte.
Schon nach dem ersten Schlag hätte er mich nicht weiter festhalten können.
Ich hätte fliehen können.
In die Nacht nach draußen, wo Jeff im Schatten der kalten Beleuchtung gestanden und auf mich gewartet hätte. 

Aber ich hatte nicht aufgehört. 

Durch meine blinde Hysterie und Wut hatte ich es erst getan, als es zu spät war.
„Steph." Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Jeff jetzt direkt vor mir stand.
Seine Hände waren rot verschmiert und an ihm haftete der Geruch von Gewalt und der des Menschen selbst.
Ich konnte es nicht ertragen.
Schluchzend stürzte ich nach draußen, rannte an der Waschanlage und den Zapfsäulen vorbei, rannte einfach in irgendeine Richtung. Ich wollte nur noch Abstand zwischen mich und diesen grauenvollen Schauplatz bringen. 

Aber mein ganzer Körper schmerzte und wurde immer wieder von eiskalten Schauern überzogen, sodass ich schon nach wenigen Metern den Halt verlor und zu Boden stürzte. Dort kauerte ich mich zusammen, umschlang mit den Armen meinen bebenden Körper, in der wahnwitzigen Hoffnung mich so vor dieser gewaltsamen Welt schützen zu können. Stattdessen spürte ich wie Jeff direkt hinter mich trat.
Er riss mich grob an den Haaren nach oben und zwang mich ihm direkt in sein weißes Gesicht zu schauen.
„Deine Schwäche widert mich an.", seine Stimme bebte vor Zorn und Abscheu.
„Wenn du jemandem das Leben nehmen kannst, dann solltest du auch in der Lage dazu sein, mit dem Schatten zu leben, der dir daraufhin folgen wird!" 

Ich starrte ihn aus verheulten Augen an. 

Ich hatte inzwischen schon viele Gesichter von ihm gesehen. Ich hatte gesehen, wie er lachte, wie er traurig war oder so wütend wurde, dass mein Herz vor Angst fast zu zerreißen drohte. Aber es gab eine Sache, die diese Gesichter alle gemeinsam hatten.
Sie weinten immer.
Wie viele Schatten folgten ihm wohl?
Wie pechschwarz mussten seine Nächte sein, wenn die Dunkelheit sein stetiger Begleiter war?

Und wie ich in diese schmerzerfüllten, blassen Augen sah, schmolz die Panik in mir gleich einer roten Wachskerze. In der Nähe gluckerte das Wasser eines Abwasserkanals und in der Ferne rauschte die Autobahn.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen,", flüsterte Jeff und sein Atem strich mir über die verschwitzte Haut. „Wie gerne ich dich jetzt töten würde." 

Ich lächelte plötzlich müde. 

„Wer weiß.", erwiderte ich brüchig. 

Langsam kehrte mein Gefühl und der Schmerz in meinen Körper zurück. Jeffs eisige Augen verschwammen zu zwei hellen Punkten in der Nacht, die sich immer weiter zu entfernen schienen.
Mein verletzter Arm fühlte sich an, als hätte man ihn in Säure gelegt. Ich hörte Jeff auflachen. Es klang furchtbar unecht und furchtbar verloren. Dann umschlangen mich zwei schlanke, kalte Arme, sie zogen mich weg.
Sie zogen mich tiefer in eine Welt, die mit undefinierten Farben spielt und Fratzen aus Asche und Salz auf deine Netzhaut zeichnet.

Another story about this killer called Jeff (Jeff the killer FF)Where stories live. Discover now