Kapitel 3

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Kapitel 3

Es stellte sich heraus, dass Missandae wirklich in die Fänge Eurons geraten war. Zwei Tage, nachdem Dany ihren Drachen Rhaegal verloren hatte, landete ein Rabe auf den Zinnen von Drachenstein. Ein Stallbursche entdeckte ihn, schnappte sich den Vogel und lief mit seiner Beute sofort zu Tyrion. Der Zwerg nahm den Raben behutsam entgegen und löste einen versiegelten Brief aus einer Schnur, die am rechten Fuß des Krähenvogels befestig war. Sofort eilte er mit der Botschaft zu Dany, die zusammen mit Jon Schnee, Ser Davos, Varys und Grauer Wurm im großen Saal um einen runden Tisch stand. Auf dem Tisch sah man die Karte von Königsmund, auf der kleine hölzerne Figuren positioniert waren. Alle blickten auf, als Tyrion in den Saal stürmte und den Brief schwenkte.

"Wir haben eine Botschaft aus Königsmund", rief er und legte den Brief so auf den Tisch, dass Dany das Löwensiegel von Cersei sehen konnte. Er brach das Siegel und rollte das Pergament auf. Ein kleiner silberner Ring kullerte heraus und lief über den Tisch, vorbei an den Holzfiguren bis zu Grauer Wurm, der ihn mit der Hand einfing. "Es ist Missandaes Ring", meinte er und übergab ihn Dany. Sie erkannte das Schmuckstück sofort. Sie hatte ihn Missandae kurz nach ihrer Befreiung geschenkt, ein fein gearbeitetes Silberstück, das wie drei ineinander verschlungene Drachen geformt war. Daenerys Finger umschlossen den Ring. "Was schreibt die falsche Königin?"

Tyrion antwortete nicht gleich, seine Augen glitten über das Geschriebene. Dann legte er seine Stirn in Falten und blickte auf. "Cersei will mit uns verhandeln." Varys grunzte kurz, warf erst Daenerys einen fragenden Blick zu und schaute dann zu Tyrion.

"Sie schreibt, dass sie Missandae gefangen genommen haben und sie ihre Geisel ist", fuhr Tyrion fort. "Ihr wird nichts geschehen, solange wir während der Unterredung die Waffen niederlegen. Sie schlägt vor, dass wir uns morgen vor den Toren von Königsmund treffen und sie uns ihre Bedingungen für ein friedliches Ende des Krieges nennt."

"Ihre Bedingungen?" schrie Daenerys. "Was glaubt sie, in welcher Position sie ist, dass sie mir ihre Bedingungen aufzwingen kann?"

Jon hob beschwichtigend die Hand. "Vielleicht ist es das Beste, wenn wir uns anhören, was sie zu sagen hat."

"Hast du vergessen, wie sie uns das letzte Mal hintergangen hat?", meinte Dany und sah ihn wütend an. "Sie hat ihr Wort gebrochen. Du hättest fast dein Leben verloren bei dem Versuch einen der Untoten zu fangen, um ihn ihr als Beweis für die tödliche Bedrohung aus dem Norden darzubringen. Sie hatte versprochen an unserer Seite zu kämpfen und wo war sie in Winterfell? Deine Männer, deine Freunde, Menschen aus deiner Familie sind gestorben, um die Anderen zu vernichten."

"Sie hat Missandae in ihrer Gewalt", warf Varys ein, "und so wie ich Cersei kenne, wird sie nicht eine Minute zögern ihre Geisel hinzurichten, wenn wir nicht zumindest auf Ihren Vorschlag für eine Unterredung eingehen. Es wäre auch eine wunderbare Gelegenheit, unsere eigenen Bedingungen anzubringen. Meine Königin, zeigt Cersei, dass Ihr Armeen hinter euch stehen habt, einen Drachen und dass der Norden loyal an eurer Seite kämpft. Vielleicht können wir sie überzeugen, sich zu ergeben und so ein Massaker verhindern. Königsmund ist voller Zivilisten..."

"Die Cersei als menschliches Schutzschild benutzt", unterbrach ihn Tyrion. "Meine äußerst menschenfreundliche Schwester hat sich nie viel aus dem gemeinen Volk gemacht. Unsere Späher haben mir berichtet, dass Niemandem das Verlassen von Königsmund gestattet wird. Die Tore sind verschlossen, die Wachen lassen keine Menschenseele hinaus. Im Gegenteil: Pilgerer, Händler und Bürger, die aus der Stadt fliehen wollten, wurden mit Waffengewalt wieder hinter die Mauern gedrängt. Bei einer bevorstehenden Belagerung oder Eroberung versuchen viele Stadtbewohner, und mögen sie noch so vehement ihre Treue zu Cersei beschwören, zu fliehen. Das ist Cerseis Taktik. Sie will Euch, Daenerys, als blutige Eroberin darstellen, falls es zu einem Angriff auf die Stadt kommt. Eine friedliche Lösung würde Euch als gütige und besonnene Herrscherin erscheinen lassen."

Der Winter des DrachensWhere stories live. Discover now