Kapitel 7

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Schwer atmend lag Jon auf dem Rücken und starrte hinauf in die Finsternis der Höhle. Dany hatte sich aufgesetzt und lehnte ihren Rücken gegen die kalte Felswand. Sie beobachtete Rhaegal, der sich nach Beendigung seines Mahls, genüsslich das Maul leckte.

"Soll ich das als ein "Nein" deuten?", fragte sie leise.

Jon räusperte sich und setzte sich ebenfalls auf. Er griff nach Danys Hand, die sie ihm sofort entzog. "Dany, Liebste", sagte er, "brauchen wir für unsere Beziehung wirklich eine hochoffizielle Bestätigung vor der gesamten Welt? Wir lieben uns. Ist das nicht genug?"

"Nein, ist es nicht. Ich möchte dich nicht immer versteckt in dunklen Höhlen oder Hinterzimmern treffen. Die ganze Welt soll sehen, dass wir zusammengehören."

"Wenn wir unsere Liebe ganz Westeros offen zeigen, dann wird sie sich verändern. Sie ist dann nicht mehr länger nur noch das Band zwischen uns, sondern sie wird zu einem Politikum. Unsere Beziehung gehört uns allein. Ich will nicht, dass unsere Liebe zwischen Pflichtreffen und Banketten mit irgendwelchen Lord und Ladies zerrieben wird."

Sie sah ihn an, ihre Pupillen waren geweitet, sodass man das Violett der Iris kaum noch erkennen konnte. "Das ist nicht der wahre Grund, warum du mich nicht heiraten möchtest, Jon Schnee."

Er seufzte und schaute zu Boden.

"Was ist es, was dich stört? Dass wir blutsverwandt sind, ist es das?"

Er schüttelte leicht den Kopf.

"Tja", sie lachte verbittert auf, "es hat dich nicht davon abgehalten mit mir schlafen zu wollen. Als Hure bin ich dir gerade gut genug, aber nicht als Ehefrau."

"Dany, bitte, nun wirst du unfair", dabei sah er sie vorwurfsvoll an. "Ich gebe zu, die Erkenntnis, dass du meine", hier zögerte er kurz, bevor er fortfuhr, "Tante bist hat mich zuerst geschockt, doch mittlerweile habe ich mich an den Gedanken gewöhnt. Ich weiß, für die Targaryens ist eine Hochzeit zwischen engen Blutsverwandten keine Seltenheit, aber in meiner Familie wäre dies keine Option gewesen. Nun sind wir ja nicht Bruder oder Schwester, haben nicht die gleiche Muttermilch getrunken oder sind zusammen aufgewachsen, so eng ist unsere Blutslinie nicht. Für mich bist du die begehrenswerteste Frau auf der Welt und ich hege weder verwandtschaftliche noch brüderliche Gefühle dir gegenüber, ganz im Gegenteil." Er musste grinsen und auf Danys Lippen stahl sich ein kleines Lächeln. "Aber, weißt du, alles wäre ganz anders, wenn du nicht die zukünftige Königin von Westeros wärest."

"Das habe ich dir von Anfang an gesagt, dass ich gekommen bin, um meinen Anspruch auf den Eisernen Thron zu erheben."

Jon drehte kurz den Kopf zur Seite und blickte sie dann erneut an. "Ich will nicht König werden, nicht über ganz Westeros. Ich wollte auch nie der König des Nordens werden, aber meine Leute haben mich gewählt und trotzdem ist es etwas anderes als über die Sieben Königslande zu herrschen. Es würde bedeuten sich tagtäglich mit den Wünschen und Ansprüchen einzelner Lords auseinander zu setzen. Jeder dieser hohen Herren möchte sein Stück vom großen Kuchen haben und sie werden alles versuchen, ihren eigenen Häusern Vorteile zu verschaffen. Und all diese Intrigen am Hof, das diplomatische Geschwätz, das Taktieren, um Streitigkeiten abzuwehren und das Gerangel um begehrte Posten. Die große Politik war noch nie meine Welt."

"Auch ich musste lernen, was es bedeutet zu regieren. Glaub mir, das war auch für mich ein steiniger Weg."

"Ja, ich weiß. Lass mir noch etwas Zeit."

"Wieviel Zeit gedenkst du zu brauchen?", fragte sie und erhob sich. "Uns bleibt nicht mehr viel Zeit."

Jon sah fragend zu ihr hoch.

Der Winter des DrachensWhere stories live. Discover now