Kapitel 16 Schwere Entscheidungen

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Sansa sah sich misstrauisch im Ratssaal um, nachdem sie gemeinsam mit Jon den Raum betreten hatte. Sie hasste es wieder in Königsmund zu sein und jede Ecke und jeder Winkel im Roten Bergfried erinnerte sie an die unheilvollen Tage, die sie hier hatte verbringen müssen. Immer wieder rief sie sich die Sterbeszene von Joeffrey vor ihr inneres Auge, um sich zu vergewissern, dass er auch wirklich tot war. Schon bei ihrer Ankunft in der Residenz waren ihre Ängste, dass Joeffrey jeden Moment irgendwo auftauchen würde und sich eine neue bösartige Quälerei für sie ausgedacht hatte, wieder aufgelebt. Am Kopfende des langen Tisches, an dem früher der Rat des Königs diskutiert und politische Entschlüsse gefasst hatte, thronte die Drachenkönigin und bedachte sie mit einem kalten Blick.

Daenerys fixierte Sansa mit ihren Augen, damit sie nicht in Jons anklagendes Gesicht schauen musste. Ihr war klar, dass Jon ihre Entscheidungen nicht gutheißen würde, aber sie mussten getroffen werden und waren wichtig für den Zusammenhalt des Reiches. Letztendlich trug er Mitschuld an dieser vertrackten Situation, würden sie gemeinsam regieren, könnte sie nachsichtiger sein, aber so musste sie sich nach allen Seiten absichern. Sie sah nach links zu Tyrion, der mit einem Ausdruck voller Mißmut vor sich hinbrütete. Jon verbeugte sich kurz vor ihr und Dany wies ihm seinen neuen Platz an ihrer rechten Seite zu und deutete Sansa, die sich mit niedergeschlagenen Augen in einen tiefen Knicks sinken ließ, sich neben Tyrion zu setzen.

"Ich danke Euch für Euer Kommen", sagte Daenerys mit fester Stimme, "meine Entscheidung Jon zu meiner Hand zu erheben, mag für Euch überraschend gekommen sein, aber sie ist für alle das Beste. Jon ist mein treuester und ältester Verbündeter, seitdem mein Fuß das erste Mal den Boden von Westeros berührt hat. Er hat sich als ein guter Ratgeber und Kampfgefährte bewiesen und ich weiß seine politischen Entscheidungen zu schätzen. Außerdem möchte ich mit seiner Ernennung, die Ehre seines Vaters", ihre Stimme erhob sich leicht, "wiederherstellen. Eddard Stark stand zwar zu seiner Zeit nicht auf meiner Seite, aber er war einer der wenigen, die sich gegen die Anweisung des Usurpators gestellt haben, mich heimtückisch zu ermorden."

Jon räusperte sich und fragte:" Darf ich sprechen Eure Hoheit?"

"Natürlich, gerne."

"Es ehrt mich sehr, dass Ihr mir euer Vertrauen schenkt und mich in diese verantwortungsvolle Position erhoben habt. Aber wie Ihr wisst, bin ich kein sehr guter politischer Stratege. In einem Kampf, Mann gegen Mann, in einer Schlacht, in der es auf kluge Kriegsstrategien ankommt, auch sogar in der Führung des eigenen Volkes, da kann ich Euch zur Seite stehen und weiß immer was zu tun ist. Geht es aber um Verteilung von Macht und Posten innerhalb eines Reiches oder um geschicktes Kalkül beim Aufsetzen von Verträgen zwischen Staaten, da denke ich ist Tyrion der bessere Mann."

Die Augen aller Anwesenden richteten sich auf Tyrion, der aufsah und Daenerys fragend ins Gesicht blickte.

"Ihr mögt nicht ganz Unrecht haben, Lord Jon", meinte Dany. "Lord Tyrion hat mir gute Dienste als Hand erwiesen, aber sein Ruf in Königsmund und Westeros ist ruiniert."

Tyrions Kopf senkte sich erneut und sein Blick umwölkte sich finster.

"In den Köpfen der gemeinen Leute und in denen der Adligen ist und bleibt Tyrion ein Königs- und Sippenmörder. Ich kann es mir nicht leisten, ihn weiter vor aller Welt als meinen engsten Berater zu präsentieren. Außerdem muss ich um sein Leben fürchten, wer weiß, wer nicht alles seinen Tod wünscht. Lord Tyrion wird mit seiner geliebten Gemahlin, Lady Sansa, in den Norden zurückkehren und dort mit ihr gemeinsam regieren."

Sansa starrte auf ihre im Schoss gefalteten Hände und unterdrückte ein Stöhnen. Tyrion hingegen konnte sich nicht länger zurückhalten und platzte heraus:" Und was soll ich im Norden, Euer Gnaden? Die Nordmänner werden mich nie als einen der ihren akzeptieren."

Der Winter des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt