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Gerade war ich dabei in die Cafeteria zu laufen.
Ich stellte mich nicht an, da ich sowieso kein Appetit hatte.

Langsam und nervös lief ich auf meinen Platz zu und kaute immer wieder aufgeregt und ängstlich auf meiner Lippe.

Ich setzte mich in eine Ecke, auch die Ecke der Loser genannt. Sie hatten diesen Namen erfunden, als der erster Opfer dieser Schule gemobbt wurde.
Er hieß Justin. Er war vor mehreren Jahren durch Selbstmord gestorben. Genau hier an dem Tisch.
Bei diesen Gedanken, zog sich eine unangebrachte Gänsehaut durch meinen Körper. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein, danach öffnete ich sie schnell wieder.

Ich stützte meinen Kopf auf meinem Händen ab und seufzte. Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu beruhigen, was mir leider viel zu schwer fiel.

Ich merkte wie sich jemand vor mich setzte.
Ich öffnete meine Augen wieder sah Peyton an.
Er lächelte und ich lächelte schwach zurück.
Er hatte ein Tablett in der Hand auf dem sich Pizza und ein Smoothie befand.

„Möchtest du?", fragte er. Ich schüttelte mein Kopf.
„Hope, du isst einfach viel zu wenig. Willst du immer so dünn bleiben?", fragte er und ich konnte seine Besorgnis deutlich hören. Ich verdrehte meine Augen und zuckte mit den Schultern. Ich habe es langsam satt immer wieder darauf angesprochen zu werden, verdammt.

Ungewollt bekam ich Kopfschmerzen. Ich senkte meinen Kopf etwas und stützte ihn auf meinen Händen ab, kniff dabei meine Augen zu mir der Hoffnung der Schmerz würde vergehen.

„Ist es dein Vater. Ist er heute wie-", ich unterbrach ihn. Bei der Erinnerung von heute Morgen kniff ich meine Augen fest zusammen und spürte wie schlecht mir auf einmal wurde. Meine Augen füllten sich mit Tränen und eine machte sich den Weg nach draußen.

„Ja Peyton. Können wir einfach nicht reden? Mir geht es nicht gut und ich bin nicht in der Laune", fragte ich flehend. Peyton nickte langsam und schmiss die Pizza in den Müll und lächelte mich an.
Schwach lächelte ich zurück, auch wenn ich wirklich keine Energie mehr hatte.

Jetzt nur noch hoffen, dass dieser Tag schnell vorüber ging ohne großes Drama. Ohne eine Tränen weiter zu verschwenden. Einfach auf mich konzentrieren, darauf zu achten das ich nicht wieder komplett zusammen breche.

Ich hörte plötzlich Gelächter. Blitzschnell drehte ich mich um und mein Blick traf Liams. Ich erstarrte und schaute ihm in die Augen bis mir klar wurde was ich hier eigentlich tat.

Ich löste mein Blick von ihm und stand auf. „Ich möchte alleine sein, Peyton", sagte ich schnell und panisch. Peyton nickte mit einem traurigen Lächeln, während ich aufstand und gerade an den Jungs vorbeigehen wollte, doch Kate zog mich zurück und drückte schmerzhaft meinen Arm.
Ich zischte kurz auf und versuchte mich zu befreien, doch ihr Griff wurde dadurch immer stärker.
Ich spürte das Verlangen einfach zu schreien, aber das ging hier schlecht, aber genauso wollte ich nicht in tränen ausbrechen.

Plötzlich stand Jaden mit Jogurt in der Hand vor mir und schüttete den Joghurt auf mich.
„Lass sie los, du bastard", brüllte Peyton und ich zuckte, da Peyton eigentlich sehr selten ausrastet.

Der Joghurt lief meinen Rücken hinunter.
Ich spürte die Kälte. Ich verzog mein Gesicht und hoffte, dass das alles so schnell wie möglich endete.
Ich blieb stehen bis ich von Kate hinter ihr her in die Mädchen Toilette gezogen wurde.
Sie knallte die Tür auf und schubste mich leicht rein. Dann drückte sie mich gegen die Wand und guckte mir starr in die Augen.

„Hör mal kleines. Ich und die anderen finden du solltest von dieser Welt verschwinden. Einfach Gehen. Meinst du nicht jemand besseres verdient deinen Platz? Meinst du nicht jemand hübscheres, netteres verdient deinen Platz? Hm? Ich meine, du willst einem besseren Menschen doch nicht seinen Platz klauen, stimmt's?", hauchte sie und lächelte boshaft.

Sie hatte Recht. Wenn ich es doch so einfach haben könnte, warum machte ich es mir dann so schwer?
Wieso schenkte ich meinen Platz nicht jemand anderem? Warum lasse ich mich nicht in den Himmel treiben? Habe ich Angst?

Ich nickte langsam und eine Träne floß meine Wange herunter. Sie hatte recht, denn das einzige war ich hier tat war Menschen mit meiner Anwesenheit zu nerven. Ich habe es satt.

„Sehr gute Wahl", flüstere sie lachend und verließ die Toilette. Trotzdem hatte ich dieses Gefühl, dass sie immer noch vor mir stand. Mir immer noch in die Augen schaute. Ich glitt die Wand hinunter und setzte mich auf den Boden versuchte nicht zu weinen.

Ich fuhr mir langsam durch meine Haare und merkte, dass ich noch kein einziges Mal geblinzelt hatte. Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen.
Ich zog meine Beine an und konnte nicht fassen wie Recht sie hat.

„Sie hat Recht", flüsterte ich und die erste Träne floss meine Wange herunter. Wie sagt man so schön? Die erste Tränen, die das Auge verlässt ist die, welche die Last nicht ertragen kann.
Die es nicht mehr in diesem engen Raum aushält.
In die Freiheit gelangen will.

Ich lehnte meinen Kopf nach hinten und schloss meine Augen.

Ich weiß nicht, warum ich immer wegrenne.
Warum ich nie, aber nie, meinen Mund öffnen kann.
Warum? Warum renne ich immer weg? Ich bin schwach und nutzlos. Kein Mensch braucht mich. Nicht mal mein eigener Gott verdammter Vater.

Erst jetzt merkte ich, was für ein Feigling ich war.
Das alles meine Schuld war. Wie tief ich gesunken war. Erst jetzt merke ich, dass ich gehen muss.

Ich hätte das schon vor Jahren wissen müssen.
Schon seit Jahren sollte ich doch wissen, dass ich nicht hierhin gehörte. Ich passte nicht zu dieser Welt. Ich passte nicht zu dieser Schule. Ich würde niemals ein glückliches Leben haben können.

Ich würde immer alleine sein, egal wie sehr ich auch versuchte stark zu bleiben, es ging verdammt nochmal nicht. Ich war schwach. Ich war kein Mensch, der auf zwei Beinen stehen konnte.
Ich fiel immer tiefer in das schwarze Loch.
Verdammt meine Fassade ging langsam kaputt.
Meine Fassade ging kaputt, und mein wahres Gesicht kam zum Vorschein.

Warum?

Ich will das nicht. Ich will diese Maske aus meinem Gesicht reißen und allen zeigen, was sie aus mir gemacht hatten. Sie hatten aus mir ein kaputtes Mädchen gemacht. Sie hatten die Freude, die ich am Leben hatte, genommen und mich kaputt gemacht.
Nie an meine Gefühle gedacht. Macht es ihnen Spaß einen Menschen so herunter zu machen?

Wie sie mein Leben mit diesen Wörtern zerstört hatten. Wie ich wegen ihnen in Behandlung musste.
Wie ich wegen ihnen Tage lang nicht schlafen konnte. Wie ich wegen ihnen mein ganzes Geld für sie ausgegeben hatten.

warum?

Nur weil ich zu ihnen gehören wollte.
Dabei hatte ich mich nur lächerlich gemacht.
Ich hatte mich verdammt nochmal lächerlich gemacht und jetzt waren wir an dem Punkt, wo Gewalt angewendet wurde. Wir waren an dem Punkt angekommen, wo ich nur noch gehen wollte.

Wo sie auf die Gefühle von Menschen scheißen.

Jeder konnte es sehen, wenn ein Mensch kaputt war. Man musste ihm nur in die Augen schauen.
Aber manche blickten so falsch hinein, dass sie das Falsche sahen und dachten man hat ein perfektes Leben.

Man konnte es sehen. Man konnte diesen Schmerz sehen. Aber nur wenn man sich Mühe gab.

Jetzt merkte ich es. Ich musste es beenden.
Sie hatten gewonnen und ich hatte verloren.

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Love y'all.

painful love || ✔️Where stories live. Discover now