Kapitel 21 🍜

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Sicht: Akaashi

Es zerreißt mir das Herz, Bokuto so zu sehen.
Lauthals fängt er nun an zu weinen und holt mit einem lauten Schluchzen Luft.
Er hat sich auf den Boden gesetzt, da seine Beine sonst von alleine nachgegeben hätten.
Seine Arme fest um seine Beine geschulten lehnt er sich gegen die Wand hinter sich und legt seinen Kopf auf seine Knie.
Wie versteinert stehe ich da, versuche diesem Anblick weiter stand zu halten.
Ich möchte etwas sagen, etwas, was ihn vielleicht ein bisschen trösten könnte oder irgendwas für ihn tun. Irgendwas.

In der Dunkelheit die hier drin herrscht, kann ich gerade so die Umrisse von Bokuto erkennen und bewege mich langsam auf ihn zu. Ich setzte mich direkt neben ihn und nehme ihn einfach in den Arm.
Sofort lässt Bokuto von seinen Beinen ab und krallt sich in das Shirt was ich mir noch schnell übergezogen hatte.
Sanft streiche ich ihm über dem Rücken um ihn ein wenig zu beruhigen, doch viel hilft das nicht.
"Na komm, wir sehen uns jetzt dein lieblings Film an und kuscheln okay?"
Von Bokuto kommt nur ein Nicken, ehe er sich versucht aufzurichten, was aber nicht so wirklich klappt. Also Stelle ich mich hin und helfe ihm hoch. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und blicke ihn in sein trauriges Gesicht.
Ihm laufen immernoch vereinzelte Tränen über die Wange und seine Unterlippe zittert leicht. Vorsichtig, als ob er aus Glas bestehen würde, streiche ich ihm die Tränen mit meinen Daumen weg und küsse ihn sanft. Dann nehme ich ihn bei der Hand und setze ihn auf das etwas unbequeme Sofa und schalte den Fernseher an, lege die Decke über Bokuto und mich und kuschel mich ganz eng an ihn.

Bei der Hälfte des Filmes ist Bokuto eingeschlafen, und sabbert ein wenig auf das Kissen, auf welches er seinen Kopf gebettet hat.
Vorsichtig Versuche ich mich aus seiner Umarmung zu lösen, damit ich ihn nicht aufwecke, denn den Schlaf kann er jetzt auf jeden Fall gebrauchen.
Aus dem Schlafzimmer hole ich schnell noch eine Decke für Bokuto, decke ihn damit zu, mache schnell den Fernseher aus und gehe leise aus dem Wohnzimmer. Schnell und leise ziehe ich mich an und verlasse die Wohnung.

Ich brauche einfach etwas frische Luft.
Draußen herrscht eine eisige Kälte, langsam rieselt der Schnee herab auf die leeren Straßen. Bokuto habe noch schnell einen Zettel hinterlassen, damit er sich, falls er wach werden sollte, nicht wundert.
Mein Atem wird vor mir zu einer kleinen Wolke, die nicht länger als ein paar Augenblicke erhalten bleibt.
Der Nachthimmel ist klar und man kann bei genauerem hinsehen sogar ein paar Sterne erblicken.
Es ist noch nicht sonderlich spät.
Das ein oder andere Geschäft hat noch offen und je weiter ich ins Stadtzentrum laufe, desto mehr Menschen kommen mir entgegen.
Ich setzte mich auf eine kleine Holzbank in der Nähe von einem Springbrunnen. Die Umgebung hier ist feierlich geschmückt und aus allen Ecken erklingt still und leise Weihnachtmusik.
Hier an diesem Ort herrst eine angenehme Atmosphäre, anders wie bei uns in der Wohnung. Durch den Anruf von Yui wurde die Atmosphäre komplett zerstört...
"Ist hier noch frei?" Erschrocken blicke ich zu der etwas älteren Dame auf und nicke.
Ihre Handtasche auf ihren Schoß legend setzt sie sich neben mich und richtet ihre Mütze. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen wie sie mich beobachtet, sie seufzt und fängt an zu reden.
"Hach mein Kind, was bedrückt dich denn?
Es ist doch Weihnachten, die Zeit der Liebe und Freude." Ich blicke zu ihr und lächle leicht.
"Da haben sie Recht, aber bei mir und meinem Freund läuft es nicht so gut. Also nicht in der Beziehung, die läuft super..."
Ich mache eine Pause um mich zu sammeln.
"Lass mich raten, seine Familie macht es euch nicht gerade leicht?" Kommt es von ihr.
"Naja, ich weiß es nicht so genau. Mein Freund hat heute einen Anruf von seine Mutter bekommen, was genau sie gesagt hat weiß ich nicht...Aber was ich weiß ist, dass das, was sie gesagt hat, nichts Gutes war."
Die Bilder wie Bokuto am Boden zerstört vor mir auf dem Boden sitzt und sich förmlich die Seele aus dem Leib geweint hat, schießen mir wieder in den Kopf.
Behutsam legt die ältere Dame eine Hand auf meine Schulter und blickt mich mit ihren strahlend blauen Augen durch ihre Brille an. Sie weiß, dass es besser wäre jetzt nichts mehr zu sagen, also ließ sie es auch.

Wir saßen bestimmt noch eine halbe Stunde dort, doch dann wurde es mir etwas zu kalt.
"Müssen sie denn gar nicht nach Hause? Es ist schon spät." Kommt es von mir, da ich sie ungern hier alleine lassen möchte.
"Ich warte eigentlich auf mein Enkel, er verspätet sich nur, ganz bestimmt kommt er gleich." Sagt sie freudig und lächelt.
"Dann warte ich noch mit ihnen und leiste ihnen etwas Gesellschaft."
Sage ich und vergraben meine Hände etwas tiefer in meinem Jackentaschen.
"Das müssen sie doch nicht tuen. Was ist denn mit ihrem Freund?"
"Machen sie sich um ihn keine Sorgen, er ist bereits am Schlafen. Außerdem würde es mir auch nichts ausmachen mit ihnen zu warten."
Sage ich und somit war die Sache erledigt. Ein weiteres Wiederword würde ich auch nicht gelten lassen.

Und so warten wir.

Eine ganze Stunde später und immernoch niemand zu sehen, der auch nur ansatzweise aussehen könnte wie ihr Enkel.
"Na los, ich bringe sie nach Hause. Sie können  ja schließlich nicht die ganze Nacht hier sitzen." Die Dame wiederspricht zwar nicht, doch ich kann die Enttäuschung in ihren Augen nicht übersehen.

Oh man, die arme. Stundenlang sitzt sie hier in der Eiseskälte und wartet auf ihren Enkel.

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"Nur noch einmal links und wir sind da." Sagt die deprimiert. Sie scheint sehr traurig darüber zu sein. Auf dem Weg hierher hat sie von ihrem Enkel erzählt.
Er heißt Mike, ist 28 und ist vor einigen Jahren nach Florida gezogen. Seit dem hat sie ihn nicht mehr gesehen. Er hat ihr versprochen dieses Jahr, mit seiner Familie, bei ihr Weihnachten zu feiern. Sie hat alles schon genauestens geplant.

So eine niedliche Oma und für ihr alter noch in top Form.

"Hier ist es. Sind sie sich Sicher dass sie nicht noch für eine Tasse Tee mit rein wollen?" Fragt sie und schließt derweil die Tür auf. "Ich verschiebe das liebend gern auf ein anderes Mal. Ich weiß ja jetzt wo sie wohnen." Sage ich fröhlich und verabschiede mich von ihr, nachdem sie sich nochmals für's bringen bedankt hat.

Little Bokuaka Story Where stories live. Discover now