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!!!Warnung!!! 

Dieses Buch könnte vielleicht einige triggern. 

Es kommen suizidale Gedanken und auch Handlungen vor. Ich schreibe keine einzelnen Warnungen vor die jeweiligen Kapitel.

Außerdem enthält diese Story homosexuelle Inhalte, die ich explizit beschreibe. Wer damit ein Problem hat, sollte lieber jetzt dieses Buch wieder schließen.


Jay

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Hallo. Mein Name ist Jaden Park und ich werde mir das Leben nehmen.

Das hört sich wilder an, als es ist, glaubt mir. Im Grunde genommen ist es keine große Sache. Es ist eigentlich nur eine Sache von einigen Minuten, je nachdem welche Methode man wählt. Willst du schmerzfrei sterben? Wirf dir ein paar Schlaftabletten ein. Willst du in den letzten Momenten deines Lebens nochmal so richtig leiden? Strangulier dich selbst. 

Doch der absolute Renner unter uns Selbstmordgewillten, ist das Erhängen. Ich habe mir ernsthaft Gedanken darüber gemacht, ob ich so sterben will. Und ich bin zu dem Entschluss gekommen: Nein. 

Dieser Selbstmord ist in meinen Augen ziemlich hart. Okay, nicht so hart wie das Strangulieren, bei dem man sich eine Schlinge um den Hals legt, diese hinter sich irgendwo befestigt und dann... na ja ihr könnt es euch denken. 

Aber nun zum Erhängen. Immer schon beliebt. Immer wieder gern ausgeführt und sicher. Aber meiner Meinung nach nicht schnell genug. Wenn ich Pech habe breche ich mir dabei nicht wie gewollt das Genick, sondern ich verrecke qualvoll und langsam und das Letzte was ich in den letzten Minuten meines Lebens denken will ist: scheiße warum hast du das hier jetzt nur gemacht.

Den zweiten Platz unter den gewählten Selbstmordmethoden belegt das Vergiften. Macht man es gut und wählt weise und wohlüberlegt, ist das wohl noch die humanste Methode. Es sei denn das Gift zerfrisst dich von innen, bis du deinen eigenen Magen auskotzt und Schmerzen ohne Ende hast, obwohl du doch eigentlich aufgrund dieser scheiß Schmerzen gehen wolltest. 

Und dann gibt es noch die Fraktion, die sich selbst ertränkt. Die zunächst absolute Panikattacken bekommt, weil sie keine Luft mehr kriegt und wenn sie es nicht mehr aushält ihre Lungen mit dem Wasser, das sie umgibt, füllt. Wie furchtbar muss das sein?

Man kann aber auch ganz klassisch zur Rasierklinge greifen und sich selbst eine Pulsader aufschneiden. Das ist allerdings auch nichts für mich, denn ich kann kein Blut sehen. Genauso blutig würde es enden, wenn ich von einer Brücke springe oder mich einfach überfahren lasse oder erschieße. Okay, ich würde das Blut dann im Best Case gar nicht mehr sehen aber allein die Vorstellung daran bereitet mir eine Gänsehaut.

Was mir wichtig ist, es soll schnell gehen, human sein und somit auf keinen Fall wehtun. Ein cleaner Abgang.

Ihr könnt es vielleicht schon ahnen. Ich habe genauestens recherchiert. Ich habe auch keinen Bock drauf, im Worst Case noch gerettet zu werden und dann in einer Psychiatrie zu landen. Fragen zu beantworten. Mitleidige Blicke. Die wöchentlichen Sitzungen mit meinem Seelenklempner reichen mir vollkommen aus, danke!

Ich habe mir also überlegt, wie ich es anstellen soll. Ich denke mein Abgang sollte schon Stil haben. Kein null-acht-fünfzehn Tod. Ich möchte nicht den ersten Platz in der Statistik belegen. Viel mehr möchte ich der Grund sein, warum eine neue Kategorie aufgenommen werden muss.

Leider kommt für mich vielleicht nur Gift in Frage. Irgendetwas wobei man friedlich einschläft und vorher vielleicht noch eine Flasche Wein trinkt, um dabei noch einmal sein Leben Revue passieren zu lassen. Sich in Erinnerung zu rufen warum man es tut und warum es das einzig Richtige ist.

Lange habe ich mich mit diesem Thema auseinandergesetzt und schlussendlich kam ich zu dem Ergebnis, dass es der einzige Ausweg für mich ist, dem ganzen Leid ein Ende zu setzen. Ich glaube, einfach einzuschlafen und dann nie wieder aufzuwachen, ist mittlerweile die schönste Vorstellung, die es für mich gibt und wenn ich daran denke, dass ich es bald schon tun werde, dann freue ich mich tatsächlich. Und es kommt eigentlich niemals vor, dass ich mich auf etwas freue.

Irgendwann kamen aber auch Gefühle in mir hoch, die mir vor diesem Tag Angst machten. Wollte ich dabei allein sein? Brauchte ich vielleicht jemanden, der mir dabei gut zuredet? Mich dabei unterstützt? Mir gar Tipps geben kann?

Ich las irgendwann von Sterbehilfen. Da werden Menschen auf ihrem Weg in den Tod begleitet, von Menschen, die sie verstehen können. Die wissen warum man es tut und es ihnen nicht ausreden. Die einfach nur da sind. Bis zum Ende.

Sterbehilfe wird allerdings nur Leuten angeboten, die krank sind. Wirklich krank und ich hätte da null Chancen Leute an meine Seite gestellt zu kriegen, die mir helfen mich umzubringen. Im Gegenteil, würden die meisten es mir einfach ausreden wollen. Und so etwas konnte ich nicht gebrauchen. So etwas hatte ich zweimal in der Woche bei meinem Psychiater.

In den meisten Selbstmordforen trieben sich allerdings nur Möchtegern-Schutzengel, heilige Samariter und selbsternannte Retter der Menschheit rum. Ich würde also niemals im Internet einfach so Menschen finden, die mich verstehen und mir ohne Umschweife helfen würden.

Nun ja, zumindest nicht im normalen World Wide Web.

Can you hold me? ---YoonminWhere stories live. Discover now