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"E-es ist immer noch keine Musik da...", antwortete ich und hatte wie von selbst schon meine Hand in die seine gelegt. Yoongi zog mich sachte zu sich hoch und erst dann merkte ich, dass der Wein seine Wirkung gezeigt hatte. Hätte Yoongi nicht meine Hand gehalten, wäre ich wahrscheinlich direkt umgefallen.

"Wer sagt, dass wir Musik brauchen, um zu tanzen?", meinte Yoongi und legte seine Hand an meine Taille und augenblicklich fühlte sich diese Stelle an, als würde sie in Flammen stehen. Ich legte meine Hand ganz zaghaft und vorsichtig auf seiner Brust ab. Die Finger unserer anderen Hände hatten nie den Kontakt zueinander verloren und waren fest miteinander verwoben.

Etwas ungläubig blickte ich zu ihm auf, während wir uns ganz langsam so bewegten, als folgten wir einer Melodie, die nur wir beide hören konnten. Doch im Grunde genommen folgte ich nur ihm. Die ganze Situation kam mir so unwirklich und verschwommen vor und ich dachte mir, dass dies wahrscheinlich am Wein lag, der meine Wahrnehmung etwas benebelte.

Nach einer Weile wagte ich es, mich seinem Körper noch ein klein wenig mehr zu nähern. So nah, bis keinerlei Distanz mehr zwischen uns lag. Es war seltsam aber dennoch fühlte es sich auf eine befremdliche Art und Weise wunderschön an. Ich konnte spüren, wie warm seine Haut war und trotz der sommerlichen Hitze, die um uns herum herrschte, enpfand ich es als ein angenehm wohliges Gefühl.

Mein Blick wanderte zu seinen Lippen, die der Wein ein wenig rötlicher gefärbt hatte und ich fragte mich, ob sie wohl nun genauso süß schmeckten wie der Wein. Ob sie mich ebenfalls trunken machen könnten. Ob sie mich vergessen lassen könnten, wenigstens für eine Weile, oder ob es sich danach nur noch schlimmer anfühlen würde. Dann senkte ich doch wieder meinen Blick.

Mit einem Mal konnte ich sogar seinen Duft ganz deutlich wahrnehmen und all diese Sinneswahrnehmungen sagten mir, dass dies hier keineswegs unwirklich war. Ich schmiegte mich noch enger an ihn, weil ich dieses Gefühl, das in mir aufstieg nicht verlieren, sondern es nur noch intensiver spüren wollte. Es war eine verstörende Sehnsucht nach Geborgenheit und ich fragte mich, ob Yoongi bereit wäre mir diese zu geben.

Vielleicht war es der Wein, der diese Dinge in mir hervorrief und mich so bedürftig machte. Aber Yoongis Nähe war einfach überwältigend. Ich biss mir verlegen in die Unterlippe und sah erneut verstohlen zu ihm auf.

Er sah mich ebenfalls an, doch sein Blick verriet mir nicht, was in seinem Kopf vorging und ich traute mich, trotz des Alkohols, nicht irgendetwas zu tun, aus Angst zurückgewiesen zu werden.

Doch seine Nähe, die mich anfangs noch so nervös gemacht hatte, fühlte sich immer besser und immer vertrauter an. Sehnsüchtig sah ich zu ihm auf und ich dachte, dass er es eigentlich spüren müsste. Dass er es eigentlich wissen oder zumindest ahnen müsste, was ich dachte und wollte. Wie von selbst schloss ich meine Augen. Mein Mund öffnete sich leicht und ich fragte mich, was ich nun eigentlich erwartete. 

Wollte ich, dass er mich küsste? Warum sollte er das tun? Wieso sollte irgendjemand mich küssen wollen? Im Grunde genommen war ich es doch gar nicht wert, dass man mich liebte, so wie ich war. Ich hatte es doch in keinster Weise verdient, so gebrochen und kaputt wie ich war. Wieso sollte jemand wie er mich küssen wollen. Jetzt und in dieser Situation.

"Yoongi...", hauchte ich leise und öffnete meine Augen. Er sah mich weiterhin ungebrochen an und ich ließ seine Hand los, nur um meine Arme um seinen Nacken zu legen. Er selbst umfasste meine Taille und gleich darauf beschleunigte sich mein Atem. 

Es lag nicht nur am Alkohol, dass ich so aufdringlich wurde, sondern auch an diesem unfassbar gutaussehenden Mann, der mir das Gefühl gab, mich selbst und mein komplettes kaputtes Leben halten zu können. 

Noch fester presste ich meinen Körper gegen ihn und als sein Blick zu meinem Mund wanderte, nutzte ich die Gelegenheit und leckte mir langsam und lasziv über meine vollen Lippen. Meine Finger berührten mittlerweile sein weiches Haar und ich hätte ihn am liebsten in seinem Nacken zu mir runtergezogen. 

Und in diesem Augenblick war ich mir absolut sicher, dass es rein gar nichts mit dem Alkohol zu tun hatte. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als von Yoongi gehalten zu werden und seine ganze Zuneigung zu erhalten.

Ich merkte erst, dass ich weinte, als Yoongi meine Tränen mit seiner Hand aufhielt. Leise schluchzte ich auf und senkte meinen Kopf wieder. Ich wollte in diesem Moment so gern, dass er mich fest in seine Arme nehmen würde, vielleicht würde ich dann irgendetwas fühlen, dass mir Kraft gebe. Doch es geschah nichts dergleichen.

Mit einem Mal geriet ich ins Taumeln und wäre fast zu Boden gegangen, doch Yoongi hielt mich sofort fest. "Alles in Ordnung?", fragte er besorgt und ich hielt mir meine Stirn. "Ich... ich glaube es war einfach zu viel Wein...", sagte ich leise und schloss meine Augen, als sich alles anfing zu drehen.

Ich spürte noch, dass Yoongi mich auf seine Arme hob und ich meinen Kopf an seiner Schulter ablegte. Ich musste kurz eingeschlafen sein, denn übergangslos fand ich mich in meinem Bett wieder, war aber zu müde, um meine Augen länger aufzuhalten.

"Schlaf gut, Jaden", hörte ich Yoongi sanft sagen, kurz bevor ich einschlief.

Can you hold me? ---YoonminWhere stories live. Discover now