Kapitel 21

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Ich rieb mir unauffällig die Handgelenke. Die Mistress hatte mich darüber informiert, dass Gena aufgefallen war, wie sehr ich mich in den letzten Tagen nach den Rebellen umgehört hatte. Daher hatten sie beschlossen mich zu sich zu holen, um herauszufinden, was ich wollte. Ich hatte zugesagt, dass ich ohne Gegenwehr mit ihnen kommen würde und daraufhin war ich von den Fesseln befreit worden. Nun drängten wir immer weiter in die Schächte vor. Edda und Orim liefen hinter mir. Als ich einmal zu langsam wurde, weil der unebene Boden im Dunkeln nicht gut zu sehen war, bekam ich prompt einen Stoß von hinten in den Rücken, der mich in die Knie bugsierte. Das hämische Kichern gehörte eindeutig Edda. Ich ignorierte sie und stand einfach wieder auf, um meinen Weg fortzusetzen.

Der Tunnel wurde immer breiter und wir kamen an mehreren Abzweigungen entlang. Leises Gemurmel drang an mein Ohr. Als wir um die nächste Ecke bogen, öfnnete sich ein Gewölbe. Dreißig bis vierzig Menschen saßen darin verteilt auf Bänken an Tischen oder auf Felsvorsprünge. Ihre Gesichter lagen im Schatten, wurden nur durch einzelne Fackeln an der Wand erhellt. Als die ersten Menschen uns bemerkten verstummte ihre Unterhaltung. Scharfe Blicke musterten mich. Einige zogen wie zufällig ihre Waffe, um sie demonstrativ zu überprüfen. Die Mistress ging einfach durch die Menschen hindurch und nach kurzem Zögern folgte ich ihr. Die Gespräche erstarben immer mehr bis nur noch leises Murmeln übrig blieb. Ich verspannte mich als ich durch die Menge glitt. Ich spürte ihre Blicke, wie Dolche in meinem Rücken. Eine Hand berührte mein Haar. Ich wirbelte herum packte das Handgelenk des Fremden und verdrehte es bis er jaulte. Die Frau neben ihm stand auf.

"Lass ihn sofort los."

Stille folgte nach ihren Worten. Meine Augen huschten umher. Mehrere Menschen hatten sich vorgebeugt, als würden sie nur auf meine Reaktion warten, um loszustürmen. Ich stieß den Mann von mir. Er fiel auf die Knie. Ein leises Kichern drang aus seinem Mund. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Die Frau ging neben ihn in die Knie und berührte ihn an der Schulter. Der Mann tätschelte ihre Hand und stand dann auf, um sich umzudrehen. Die zotteligen braunen Haare fielen ihm über die Augen. Sein breites Lächeln auf dem Gesicht schien ehrlich zu sein.

"Das ist sie. Sie ist der angekündigte Sturm, Angie."

Seine Stimme war so klar, wie seine Worte wirr waren. Er starrte mich noch einen Moment an, als wäre irgendwas an mir seltsam. Dann drehte er sich um und ging pfeifend davon. Die Frau warf mir noch einen bösen Blick zu und beeilte sich dann ihm zu folgen.

"Wie ich sehe hast du Baldan schon kennen gelernt."

Ich zuckte zusammen, als die Stimme der Mistress direkt neben mir erklang. Ich hatte sie nicht kommen hören. Sie bemerkte meinen verwirrten Blick.

"Eine Gruppe Magier hat mit seinem Geist gespielt, bis er zerbrochen ist."

Sie bemühte sich nicht die Bitterkeit in ihrer Stimme zu verbergen. Ein Mann trat zu uns.

"An Baldans Zustand kann man nichts mehr ändern. Schmäht sein Opfer nicht, indem ihr Entscheidungen bereut, Misstress."

Seine Stimme klang hart. Doch die Mistress neigte nur zustimmend den Kopf.

"Verratet uns lieber, wen ihr hierher mitgebracht habt."

Sein stechender Blick musterte mich. Ich erwiederte ihn ohne Scheu.

"Mein Name ist Mariko und ich bin aus demselben Grund hier, wie ihr alle."

Meine Stimme klang kühl. Solange sie mich nicht kannten, würde niemand Wert auf Freundlichkeit legen. Der Mann verschränkte die Arme.

"Und welcher Grund ist das genau?"

Statt direkt auf die Frage zu antworten, schaute ich mich demonstrativ im Raum um.

Legenden der Magie - Gefährliche MachtWhere stories live. Discover now