Kapitel 12

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Ich kroch vorsichtig darauf zu. Als sich meine Hand um den Schwertknauf schloss, stieß ich erleichtert Luft aus. Bis der König sich zu mir umdrehte. Ich hielt die Luft an, als sein Blick sich auf mich senkte. Aber da ich keine Anstalten machte mich auf sie zu stürzen, wandte er sich wieder zu seinem Bruder. Vorsichtshalber blieb ich sitzen, um zu signalisieren, dass ich keine Bedrohung mehr darstellte. Die Wache, welche ich fast geschlagen hätte, kam mit bedrohlichen Schritten auf mich zu. Nun sprang ich doch auf. Egal wie schrecklich ich mich auch verhalten hatte, ich würde nicht noch einmal einem dieser Männer ausgeliefert sein.

"Nicht", sagte der König auf einmal ohne sich umzudrehen.

Verunsichert hielt der Mann inne.

"Rühr sie an und du bist tot."

Keine Emotion lag in der Stimme des Königs, als er diese Drohung aussprach. Der Mann wurde blass und zog sich von mir zurück. Ich ließ mein Katana sinken. Prinz Cyrian hatte alles mit dunklem Blick verfolgt. Nun sah er seinen Bruder an. Aus seiner Nase lief Blut. Sie saß leicht schief, vermutlich war sie gebrochen. Er versuchte etwas zu sagen und musste erst einmal husten. Es klang furchtbar und ich zuckte zusammen.

"Sie...", krächzte er und holte noch einmal tief Luft.

"Sie hat mich angegriffen."

Seine Stimme war heiser und vorwurfsvoll. Der König legte eine Hand auf seine Schulter.

"Du hast sie zuerst angegriffen", meinte er.

"Hab ich nicht", widersprach Prinz Cyrian mit seiner stockenden Stimme.

Der König schwieg. Ich konnte nur seinen Rücken sehen, aber ich glaube er starrte seinen Bruder einfach nur an. Prinz Cyrian runzelte die Stirn, als der König nicht antwortete. Sein Blick schweifte zu mir. Ich hatte keine Ahnung, was er sah, aber Erkenntnis breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er schaute wieder zu seinem Bruder.

"Das wollte ich nicht", krächzte er.

Der König schüttelte den Kopf.

"Das musst du nicht mir sagen."

Prinz Cyrian nickte. Mühsam stand er auf. Der König half ihm nicht, sondern richtete sich einfach nur aus der Hocke auf und wartete bis Prinz Cyrian stand. Bevor der Prinz zu mir kommen konnte, hielt der König ihm noch mein Katana entgegen. Der Prinz nahm es und trat auf mich zu. Mir wurde mulmig. Würde ich nun bestraft werden, weil ich den Prinzen und eigentlich auch den König angegriffen hatte? Ein paar Meter vor mir blieb Prinz Cyrian stehen.

"Es tut mir leid", sagte er mit heiserer, aber fester Stimme.

Dann streckte er mir mein Katana entgegen. Misstrauisch sah ich ihn an. Konnte ich wirklich so glimpflich davon kommen? Sollte ich einfach nur die Entschuldigung und mein Katana annehmen und dann hätte sich die Angelegenheit erledigt? Der Prinz räusperte sich und ich bemerkte, dass ich ziemlich lange auf mein Katana gestarrt hatte, ohne es zu nehmen. Ich ging ihm die paar Schritte entgegen, um ihm mein Katana aus der Hand zu nehhmen. Dann blickte ich nach oben in sein Gesicht.

"Mir tut es auch leid", murmelte ich.

"Meine Reaktion war falsch."

Sobald er seine Magie eingesetzt hatte, hatte sich mein Verstand ausgeschalten. Ich hätte mit ihm reden müssen. Aber ich hatte nur die Gewalt als Ausweg gesehen. Prinz Cyrian schüttelte den Kopf.

"Nein, deine Reaktion war genau richtig."

Ich fühlte mich seltsam entblößt, als er mich wissend ansah. Aber der König hatte kein Wort gesagt. Er konnte mein Geheimnis eigentlich nicht wissen. Oder? Unruhig sah ich zum König. Aus seinem Gesicht konnte ich nichts lesen. Er setzte sich in Bewegung und kam auf uns zu. Eine geballte Ladung an Macht und Magie. Fast wäre ich zurück gewichen. Neben seinem Bruder blieb er stehen.

Legenden der Magie - Gefährliche MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt