Kapitel 24

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"Prinzessin Jade?", fragte ich fassungslos.

Die Person unter mir kniff die Augen zusammen.

"Kennen wir uns?", fragte sie misstrauisch.

Ich nahm den Dolch weg und zog sie auf die Füße.

"Ich bin es, Mariko. Dein Bruder hat mich gebeten mich bei den Aufständischen einzuschleichen, um dich zu suchen."

Dass ich kaum Hoffnung gehabt hatte sie hier zu finden, erwähnte ich lieber nicht. Ich trat aus der Zelle und die Prinzessin folgte mir zögerlich. Als sie ins Licht trat, zog ich scharf Luft ein. Kein Wunder, dass ich sie nicht gleich erkannt hatte. Jemand schien ihre Haare abrasiert zu haben. Dadurch wirkte ihr Gesicht jünger. Die Augen stachen mehr heraus, auch weil eins blau angeschwollen war. Böse Kratzer zierten ihre Wangen. Ihre Nase stand leicht schräg und ich konnte etwas getrocknetes Blut darunter erkennen. Die aufgeplatzte Lippe setzte dem ganzen die Krone auf. Sie hatte kein Kleid mehr an, sondern ein dreckiges Hemd und eine eigerissene Hose. Bei meiner Musterung wurde die Prinzessin steif und drehte sich weg. In ihrem Blick las ich Scham und verzweifelte Wut.

"Prinzessin Jade...", fing ich an und wurde von dem Geräusch schlurfender Schritte unterbrochen.

Ich wirbelte herum und nahm den Dolch in die Hand. Ein Schatten wurde an die Wand geworfen. Ich drehte mich um und bedeutete der Prinzessin zurück in die Zelle zu gehen. Doch sie nahm mich gar nicht richtig war. Die Augen weit aufgerissen starrte sie auf den Schatten, welcher immer größer wurde. Noch hatte uns die Person, die kam nicht bemerkt. Aber das würde sie, wenn wir weiter wie festgewachsen im Gang stehen blieben. Und dann würde eine Flucht schwierig werden.

Mit zwei Schritten war ich bei der Prinzessin, packte sie am Arm und schob sie in die Zelle. Sie ließ es widerstandslos geschehen. Ich bedeutete ihr leise zu sein und nachdem ich den Griff um ihren Arm verfestigt hatte, sah sie mich auch endlich an und nickte abgehackt. Ich ließ sie los und schlich zur Zellentür. Ein Summen drang an mein Ohr. Die Melodie verriet mir wer da kam. Baldan, dessen Geist durch einen Magier beschädigt worden war. Ich wusste nicht, warum er ausgerechnet jetzt in den Kerker kommen musste. Ihm wurden nur selten Aufgaben zugeteilt, weil er sie meistens wieder vergaß. Es war also unwahrscheinlich, dass er geschickt worden war, um nach der Prinzessin zu sehen. Ich bezweifelte sogar, dass er überhaupt wusste, wer hier unten gefangen gehalten wurde.

Plötzlich verstummte das Summen und auch das Geräusch der schlurfenden Schritte. Ich presste die Lippen zusammen und betete, dass er einfach wieder umkehren würde.

"Mariko Young, ich weiß, dass du hier bist. Die Ratten haben es mir geflüstert."

Ein leises Kichern begleitete seine Worte. Ich erstarrte. Woher zum Teufel wusste er, dass ich hier war. Ich schwieg und überlegte krampfhaft, wie ich am besten aus der Situation herauskam.

"Wenn du nicht rauskommst und mit mir redest, muss ich wohl leider der Mistress erzählen, dass du Akan niedergeschlagen, die Prinzessin befreit hast und nun mit ihr fliehen möchtest."

Er sprach die Drohung in einem so heiteren Tonfall, dass ich erst nach einem Moment die Bedeutung der Worte verstand. Ich umklammerte den Dolch fester, bedeutete der Primzessin sich versteckt zu halten und trat aus der Zelle.

"Was willst du Baldan?", fragte ich kalt.

Er lächelte mich erfreut an. In der Hand hielt er meine zwei Katana in ihren Schwertscheiden.

"Oh keine Sorge. Ich will den Sturm nicht aufhalten, im Gegenteil. Ich will ihm helfen weit zu kommen."

Fieberhaft überlegte ich, wie ich ihn überwältigen konnte, ohne ihn großartig zu verletzen. Ich wollte nicht noch eine Person lebensbedrohlich verletzen. Aber wenn Baldan versuchte uns auffliegen zu lassen, würde mir nichts anderes übrig bleiben. Er schnalzte mit der Zunge und riss mich aus meinen Gedanken.

Legenden der Magie - Gefährliche MachtWhere stories live. Discover now