Kapitel 19

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Ein Donnern ertönte. Mit einem Satz war ich aus dem Bett und hatte mein Katana ergriffen. Bis ich realisierte, dass niemand die Tür sprängte, sondern nur dagegen hämmerte.

"Wach auf, Mariko", rief Kians Stimme, "wir müssen sofort zum Palast zurück."

Ich ging zur Tür und riss sie auf, bevor er ein weiteres Mal klopfen konnte. Kians ernster Blick bohrte sich in meinen.

"Was ist passiert?", wollte ich wissen und lief los, bevor er mich dazu auffordern konnte.

"Ich weiß es nicht, aber wir haben die Order unverzüglich zum Palast zurückzukehren."

Kians düsterer Ton ließ mir ein Schauer über den Rücken laufen.

"Ich muss Arwen noch Bescheid sagen."

"Dafür haben wir keine Zeit."

"Aber..."

"Nein", unterbrach mich Kian.

Er drehte sich zu mir um.

"Widersetze dich niemals einem direkten Befehl vom König."

Er war stehen geblieben und sah mich mit so einem ernsten Blick an, dass mir mulmig wurde und ich schließlich nickte. Wir eilten die vielen Treppen hinunter. Meister Aoidh und fünf Soldaten standen im Haupteingang. Drei von ihnen hatten mich gestern begleitet. Zwei von ihnen waren neu.

"Meister Aoidh, sagen sie Arwen bitte, dass ich fort musste. Ich komme wieder sobald ich weiß, was los ist."

Meister Aoidh nickte mit gefurchtener Stirn.

"Natürlich, Miss Young. Ich werde es Arwen ausrichten."

Kian war schon nach draußen verschwunden. Ich folgte ihm. Zwei Pferde standen am Ende der Stufen auf der Straße. Kian lief zu dem einen und schwang sich in den Sattel.

"Komm schon, Mariko."

Ich hastete die Stufen hinunter zu dem anderen Pferd. Sein Fell war durchgeschwitzt und es kaute nervös auf seinem Gebiss. Anscheinend war der Ritt hierher schon anstrengend gewesen. Ich nahm die Zügel in die Hand, stellte einen Fuß in den Steigbügel und zog mich in den Sattel. Sobald ich saß, preschte Kian los. Ich drückte leicht die Schenkel zusammen. Das Tier reagierte sofort und trabte los. Kurz darauf fielen wir ebenfalls in den Galopp. Wir wirbelten den Staub der Straße auf. Ich spürte die kraftvollen Schritte des Pferdes unter mir und beugte mich ein wenig vor und aus dem Sattel, um dem Pferd das Gallopieren zu erleichtern. Sofort spürte ich wie wir schneller wurden.

Die Haare wurden mir aus dem Gesicht gerissen und ich hoffte inständig, dass zu dieser frühen Stunde noch keine Menschen unterwegs waren. Ich wusste nicht, ob wir rechtzeitig würden anhalten können. Das Tor zum Palast kam bald in Sicht. Die Flügeltüren waren weit geöffnet. Kian ritt als erstes durchs Tor. Ich folgte ihm dicht auf, setzte mich wieder zurück und zog leicht an den Zügeln. Das Pferd fiel in den Trabb und dann in den Schritt bevor es hielt. Ich klopfte ihm den Hals und schwang mich aus dem Sattel. Ein Junge kam angerannt, um mir die Zügel aus der Hand zu nehmen. Dann folgte ich Kian ins Innere des Schlosses. Wir liefen einige Treppen hinauf, wichen Dienstboden aus und rannten lange Flure entlang.

Ich war mir nicht ganz sicher, wohin mich Kian führt, aber wir waren definitiv in dem Flügel für die Königsfamilie. Das verrieten die vielen Wachen, welche verschärft auf die Sicherheit der Königsfamilie achteten. Sie ließen uns ohne Weiteres durch. Erst als wir im Gang an eine Flügeltür kamen, vor der direkt zwei Wachen postiert waren, hielten wir an. Eine von ihnen betrat nach kurzem Anklopfen den Raum. Als er wieder heraukam, öffnete er die Tür und ließ uns eintreten. Sobald wir drinnen waren, schloss sich die Tür hinter uns. Ich blickte mich um. Der Raum war ziemlich groß. An der Wand standen Bücherregale, die bis zur Decke reichten. Genau vor uns stand ein sehr imposanter Tisch mit passendem Stuhl. Statt darauf zu sitzen, stand der König am Fenster dahinter mit dem Rücken zu uns. Kian kniete sich hin und ich machte es ihm nach.

Legenden der Magie - Gefährliche MachtWhere stories live. Discover now