Kapitel 32

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"Verdammt Mariko, was soll das?" 

Ich senkte den Stab, welchen ich gerade für einen erneuten Stoß gehoben hatte. 

"Kian? Verflucht, hast du mich erschreckt." 

Erst jetzt bemerkte ich, dass die absolute Stille um mich herum verschwunden war. Probeweise klopfte ich mit dem Stab auf den Boden. Ein helles Klacken ertönte. Kian rieb sich die Seite und warf mir einen bösen Blick zu. 

"Tut mir leid, dass ich dich nicht gesehen habe, aber das ist noch kein Grund so hart zuzuschlagen", brummte er. 

Ich musste mir ein Lachen verkneifen, wurde dann aber wieder ernst.
"Das wollte ich nicht, bitte verzeih mir. Ich war nur etwas beunruhigt", murmelte ich und schaute über die Schulter.
Doch in dem langen Gang war niemand zu sehen.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Kian und folgte meinem Blick mit gerunzelter Stirn.

"Ich bin mir nicht sicher, aber ich werde es herausfinden", murmelte ich.
"Und was machst du hier", fragte ich ihn.

Kurz sah Kian aus als würde er nachhaken wollen, ließ es dann aber auf sich beruhen.

"Ich bin auf dem Weg zum Training. Der Hauptmann hat nach der Entführung der Prinzessin den Ausnahmezustand verhängt. Deshalb wurden die Übungseinheiten aufgestockt."

An seiner Miene konnte ich nicht ablesen, ob ihn das störte oder nicht.

Ich trat zur Seite.
"Dann will ich dich nicht weiter aufhalten."

Jetzt schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er deutete auf mein Bein.

"Wenn du wieder fitt bist, musst du unbedingt bei den Übungsstunden mitmachen."

Ich schnaubte.

"Ja, um den hier", ich hob demonstrativ meinen Gehstock, "wieder loszuwerden, bin ich gerade auf dem Weg zum königlichen Heiler."

Kian lachte und verabschiedete sich mit einem Winken.

"Dann drücke ich die Daumen, dass das klappt", rief er noch als er um die nächste Ecke verschwand.

Ich setzte mich wieder in Bewegung und kam etwas verspätet beim Heiler an, der sich brummelnd über verschwendete Zeit beschwerte. Alles in allem gab es aber keine schlechten Nachrichten. Mein Bein verheilte so wie es sollte, den Krückstock konnte ich für kurze Strecken weg lassen, sollte mich aber nicht überfordern. Deshalb übernahm auch weiterhin der Hauptmann das Training mit Prinzessin Jade. Die Zusammenarbeit klappte besser als erwartet, da er sich nicht in meine Erklärungen einmischte und die Übungen ohne zu murren mit der Prinzessin durchführte. Ich zeigte ihr auch Übungen und Tricks, die besonders für Frauen praktisch waren. Hauptmann Belan spielte das willige Versuchskaninchen und langsam merkte ich, dass die Prinzessin ihr Selbstvertrauen zurück gewann.

Der König schaute nicht nochmal beim Training vorbei, obwohl es hin und wieder Situationen gab in der die Prinzessin erstarrte und Erinnerungen sie daran hinderten sich zu wehren. Doch jedes Mal wenn sie sich aus ihrer Unbeweglichkeit befreite, schien sie noch entschlossener die Übung zu wiederholen, solange bis sie nicht mehr erstarrte.

Da mein Bein in den nächsten Wochen immer größeren Belastungen standhielt, begann ich unter Aufsicht des Heilers auch langsam wieder zu trainieren. Die Stunden mit Prinzessin Jade waren schon fast qualvoll, da ich zum Zuschauen und Anleiten verdammt war, aber nicht selber aktiv werden konnte. Der seltsame Vorfall im Flur rückte immer mehr in den Hintergrund bis ich ihn vergaß. Stattdessen rückte ein anderes Thema in den Mittelpunkt, und zwar die diesjährige Ballsaison. Aus Gesprächen, die ich bei den Angestellten mitanhörte, drängten die adligen Familien und Häuser darauf die Ballsaison wie jedes Jahr stattfinden zu lassen. Ich sprach die Prinzessin nach einer der Trainigsstunden darauf an.

Legenden der Magie - Gefährliche MachtWhere stories live. Discover now