Kapitel 15

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Blaue Katzenaugen fixierten mich. Ich erstarrte. Auf dem Ast über mir räkelte sich ein weißer bengalischer Tiger der Prinzessin. Er riss den Mund auf und gähnte. Die großen, weißen Zähne blitzten auf. Es schien als würde er mich auslachen. Ich wagte es nicht einen Muskel zu bewegen. Er richtete sich auf und sprang vom Ast, genau vor mich. Ich Widerstand der Versuchung zurück zu weichen. Der Tiger war so groß, dass er mich ohne Mühe nieder ringen könnte. Träge begann die große Raubkatze mich zu umkreisen. Ich drehte mich mit ihr. Jeden Moment rechnete ich mit einem Angriff.

"Nahla", ertönte ein Ruf nicht weit von hier.

Der Tiger spitzte die Ohren und wandte sich in die Richtung aus der der Ruf gekommen war. Auch ich schaute in diese Richtung ohne die Raubkatze dabei aus den Augen zu lassen. Die Prinzessin tauchte auf dem Weg auf. Überrascht blieb sie stehen.

"Das habe ich nicht erwartet", murmelte sie.

Sobald der Tiger die Prinzessin erblickte, verlor er jedes Interesse an mir, gab seine Lauerstellung auf und trottete zu der Prinzessin. Ich sah ihm nach. Die Prinzessin trug ausnahmsweise kein Kleid, sondern eine Hose. In einem schlichten jadegrün fiel sie locker an ihr herab, sodass es schon wieder fast wie ein Rock aussah. Zarte Stiefel mit hohen Absätzen ließen ihren Aufzug weicher wirken. Das Oberteil war bauchfrei mit langen Ärmeln. An ihren Handgelenken klimperten Armbänder. Ihre Haare waren offen und wurden nur von einem goldenem Netz aus ihrem Gesicht gehalten. Ich hatte mir noch nie Gedanken gemacht, was Prinzessinen anzogen, wenn sie nicht in der Öffentlichkeit unterwegs waren. Jetzt hatte ich die Antwort.

"Entschuldige", sagte die Prinzessin, "du bist Mariko, richtig?"

Ich nickte.

"Mein Name ist Jade und das", sie deutete auf die weiße Raubkatze, welche um ihre Beine strich, "ist Nahla, eine ausgezeichnete Jägerin."

Als hätte die Tigerin sie verstanden, schmiegte das Tier seinen Kopf an die Hand der Prinzessin. Die Prinzessin ignorierte das.

"Eigentlich weiß sie, dass sie keine Menschen jagen darf."

Die Tigerin, Nahla, gab ihre Schmeicheleien auf und schlich davon. Ich sah ihr nach bis sie zwischen den Büschen verschwunden war. Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit der Prinzessin zu.

"Entschuldigt, ich wusste nicht, ob der Garten betreten werden darf. Ich nahm es nur an, weil das Tor offen war."

Die Prinzessin nickte.

"Meine Mutter hat den Garten zu ihren Lebzeiten angelegen lassen. Es sollte ein Ort für jedermann werden, wo man sich treffen und entspannen konnte. Nach ihrem Tod kamen nur noch meine Geschwister, ich und der Gärtner hier her."

Ich hatte nicht erwartet, dass die Prinzessin so offen sein würde, vor allem einer Fremden gegenüber.

"Würdet ihr mich ein Stück begleiten?", bat mich die Prinzessin.

Sofort wurde ich misstrauisch. Prinzessin Jade war also nicht ohne Grund so freundlich. Sie wollte etwas von mir. Bis jetzt hatte sie mir aber keinen Grund gegeben abzulehnen. Also nickte ich nur und schloss zur Prinzessin auf als diese sich umdrehte und den Weg weiter ging.

"Ihr fragt euch sicher, warum ich euch so viel erzähle", begann die Prinzessin als hätte sie meine Gedanken gelesen.

"Das liegt daran, dass ich auch Fragen an euch habe. Ich hoffe, dass ihr euch entscheidet sie mir zu beantworten, wenn ich im Gegenzug auch etwas von mir preisgebe", fuhr sie fort.

Ich war verblüfft.

"Mein Leben ist nicht besonders interessant, Prinzessin. Ich wüsste nicht, was ich euch großartig erzählen kann."

Legenden der Magie - Gefährliche MachtUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum