Kapitel 26

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Ein Rascheln weckte mich. Als ich meine Augen öffnete, sah ich das erste Tageslicht durch die Bäume fallen. Der Kopf der Prinzessin lag schwer auf meinem Arm. Vorsichtig sah ich mich um. Was hatte mich geweckt? Mit der freien Hand griff ich nach meinem Katana. Eine Bewegung am Rand meines Blickfeldes erregte meine Aufmerksamkeit. Die Blätter der Büsche bewegten sich. Suchend glitt mein Blick über den Waldrand bis er an geschlitzten Augen hängen blieb. Mir stockte der Atem und ich richtete mich langsam auf. Der Kopf der Prinzessin rutschte von meinem Arm, aber ich konzentrierte mich ganz auf das Raubtier, das dort aus dem Wald schlich. Zuerst schob sich eine Pfote aus dem Gebüsch. Dann folgte der grün gemusterte Oberkörper. Das Fell des Tieres schien jedes Licht zu schlucken. Es passte sich perfekt an die Umgebung an. Die Tasthaare zuckten, als es unsere Witterung aufnahm. Spitze Pinselohren richteten sich in unsere Richtung. Der Lycho mochte vielleicht niedlich aussehen, aber mit der Größe eines ausgewachsenen Ponys war er das gefährlichste Raubtier in den hiesigen Wäldern. Es war unglaubliches Pech, dass wir ausgerechnet in seinem Revier gelandet waren. Seine intelligenten Augen fixierten mich und er begann sich in unsere Richtung zu bewegen.

Ohne hektische Bewegungen schob ich mich vor die schlafende Prinzessin und betete, dass er umkehren würde. Mein Bein war steif geworden von der kalten Nacht. Die Chance einen Kampf mit so einem Tier zu überleben stand nicht sehr gut. Der Lycho peitschte aggressiv mit seinem buschigen Schwanz durch die Luft. Ich hob mein Katana und ließ es durch die Luft sausen in der Hoffnung ihn damit zu verscheuchen. Als Antwort bleckte der Lycho nur die Zähne und ließ ein Knurren ertönen. Er wurde schneller und setzte zum Sprung an. Ich wappnete mich und machte einen Schritt nach vorne.

"Nicht", ertönte es hinter mir.

Der Lycho sprang ab. Ich hob mein Katana, doch bevor ich zuschlagen konnte, wurde ich zur Seite gerissen. Ich stolperte und landete auf der Prinzessin, welche mich fortgezogen hatte. Gerade noch rechtzeitig ließ ich mein Katana los, sonst hätte es die Prinzessin aufgespießt.

"Bist du wahnsinnig?", fuhr ich sie an.

Ich schaute zu dem Lycho, der schräg hinter uns gelandet war. Die Prinzessin umklammerte meinen Arm.

"Er will nur helfen", keuchte sie.

"Er hat meinen Ruf gehört."

Ich schaute ihr ins Gesicht. Ihre Wangen waren immer noch gerötet. Ihr Blick leicht glasig. Sie hatte immer noch Fieber und ich wusste nicht wie klar sie im Kopf war. Aber als ich nochmal zurück schaute, hatte sich der Lycho auf seine Hinterbeine gesetzt und schaute desinteressiert zu uns zurück, also wolle er die Worte der Prinzessin unterstreichen.

"Welchen Ruf?", wandte ich mich wieder an die Prinzessin.

Ihr Klammergriff um meinen Arm lockerte sich, als sie merkte, dass ich nicht gleich zum Lycho stürmen würde, um ihn anzugreifen.

"Ich spüre die Tiere im Wald", murmelte sie erschöpft.

"Ihr Bewusstsein ist wie eine helle Flamme in meinem Kopf. Ich habe sie um Hilfe gebeten, damit wir hier schneller rauskommen."

Misstrauisch sah ich zum Lycho, der begonnen hatte seine Pfote abzulecken.

"Er hat uns angegriffen. Ich glaube nicht, dass er uns freundlich gesinnt ist", warf ich ein.

Ein leises Lachen ließ mich zurück zur Prinzessin schauen.

"Er spielt gerne und wollte dir nur ein wenig Angst machen", erklärte sie.

"Wirklich ausgesprochen lustig", erwiederte ich leicht säuerlich.

Mein Adrenalinspiegel war immer noch hoch und mein Herz raste in meiner Brust.

Legenden der Magie - Gefährliche MachtWhere stories live. Discover now