Kapitel 1

308 31 111
                                    

"Komm schon, Riko. Ist das alles, was du drauf hast?", stichelte mich Jaron an und ließ sein Schwert auf mich zuschnellen.

Ich lenkte seinen Schlag mit meinem Katana ab, während ich mit meiner zweiten Klinge konterte. Er konnte sich nur mit einem Sprung zurück in Sicherheit bringen. Ich setzte sofort nach und griff mit beiden Klingen an. Jaron hatte große Mühe meine Attacken mit seinem einen Schwert abzuwehren. Schweiß trat auf seine Stirn, als ich immer schneller um ihn herumwirbelte. Für einen Moment vernachlässigte er die Deckung seiner rechten Seite. Mein Katana schnellte nach vorn und fügte ihm einen oberflächlichen Schnitt an der Schulter zu. Sofort riss er fluchend das Schwert wieder hoch. Ich zog meine rechte Klinge nach unten und ließ meine linke vorschnellen. Jaron blockte sie ab.

"Hey, Riko", keuchte er, "wie war eigentlich die Nacht mit Arjan?"

"Was?", rief ich erschrocken.

Jaron nutzte meine Abgelenktheit und schlug mein rechtes Katana aus der Hand. Ich fing mich wieder und griff mit beiden Händen an mein anderes Katana. Ich blockte noch einmal Jarons Schlag ab und ging dann selbst wieder in die Offensive. Ich griff an, duckte mich unter seinen nächsten Schlag weg, schoss wieder hoch, riss mein Bein hoch und kickte mit meiner ganzen Kraft Jarons Schwert fort. Jaron schrie auf als ich seine Hand traf, ließ den Griff seines Schwertes los und sah fassungslos zu wie es weit weg im Sand stecken blieb. Ein Surren ließ ihn wieder zu mir schauen oder eher gesagt auf die Katanaspitze vor seiner Nase.

"Woher weißt du davon?"

"Abgesehen davon, dass Gerüchte im Umlauf sind?"

Auch das war mir neu. Ich steckte mein Katana weg. Jaron entspannte sich sichtlich.

"Vergiss es. Ich will es nicht wissen."

Bevor ich mich weg drehte, sah ich Jarons Grinsen im Gesicht. Ich ging zu meinem zweiten Katana, hob es auf und steckte es ebenfalls in die Schwertscheide, auch Saya genannt.

"Es würde mich nur interessieren, wie es dazu gekommen ist. Immerhin könnt ihr euch nicht ausstehen", ließ Jaron nicht locker.

Ich sah zu ihm als er sein Schwert ebenfalls aus dem Sand zog.

"Vergiss es einfach."

"Den Gefallen tue ich dir ganz bestimmt nicht", lachte Jaron und schlenderte voran vom Übungsplatz.

Ich folgte ihm langsamer. Während meine bevorzugte Waffe die Katana waren, so kämpfte Jaron hervorragend mit dem Schwert. Ich hatte in der Militärakademie für Magier schon einige außergewöhnliche Kampfstile gesehen, unter anderem mit Dolchen, Äxten, Säbeln und Degen. Aber das Schwert war am häufigsten vertreten. Wir überquerten den staubigen Hof der Akademie, auf den die Sonne trotz der späten Stunde noch heiß schien. Jaron öffnete die Türen zur Akademie. Kühle Luft schlug mir entgegen als ich hinter Jaron eintrat. Ich seufzte erleichtert.

"Komm, lass uns schauen, was uns die Jungs vom Abendessen übrig gelassen haben."

Bei diesen Worten wurde Jaron schneller, als hätte er Angst nichts mehr zu bekommen. Eigentlich hatte ich mehr Lust auf ein schönes entspanntes Bad. Aber da Jaron erst essen wollte, folgte ich ihm etwas widerwillig. Wir gingen den langen Flur entlang bis zu seinem Ende, wo zwei Flügeltüren weit geöffnet waren. Ich hörte die angehenden Krieger schon von weitem lachen und schwatzen. Ich betrat kurz hinter Jaron den Speisesaal. Es war Essenszeit und so gut wie alle Plätze waren belegt. Ich hätte doch erst baden sollen. Die Auswahl an Mahlzeiten war dann zwar weniger, aber immerhin hatte ich dann meine Ruhe. In meinen schmutzigen Stiefeln, meiner verschrammten Lederhose und meinem verschwitzten Oberteil hatte ich nicht wirklich Lust, mich neben jemanden auf eine Bank zu drängeln.

Legenden der Magie - Gefährliche MachtWhere stories live. Discover now