Kapitel 17

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Meine Schwester konnte sich nur schwer vom Palast trennen. Ich versprach ihr, dass sie mich so oft wie sie wollte besuchen kommen konnte. Summend lief sie neben mir die Straßen von Zagros entlang. Die Sonne war vor einer Stunde untergegangen. Keine Wolke war am Himmel zu sehen. Stattdessen war er mit Sternen übersäht. Ich muss zugeben, dass es ziemlich beeindruckend war ihn durch die Häuser der Stadt zu sehen. Wie ein Band, das sich über unseren Köpfen entlang schlängelte. Kian begleitete uns ebenfalls. Ich glaube er war froh, dass der Tag endlich vorbei war und er sich ab morgen wieder wichtigeren Aufgaben widmen konnte.

Die Ruhe der Nacht wurde gestört, als plötzlich ein lauter Knall die Stille zerriss, gefolgt von einem Beben im Boden. Sofort zog ich ein Katana und schob mich vor Arwen, welche erschrocken stehen geblieben war. Das Beben im Boden ließ nach und die Stille kehrte wieder zurück. Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich sah mich aufmerksam um.

"Was war das?", flüsterte Arwen.

Ich sah zu Kian, welcher sich auf der anderen Seite von Arwen postiert hatte. An seiner grimmigen Miene erkannte ich, dass er diesselbe Vermutung hatte wie ich. Als der nächste Knall die Nacht zerriss, bestätigte sich unsere Vermutung. Einige Straßen weiter sah ich ein kurzes Licht aufblitzen. Dann ertönten die ersten Schreie. Ich packte Arwen am Arm und lief los.

"Was ist da los, Mariko? Das klingt als wären Leute in Gefahr, vielleicht gibt es sogar Verletzte. Sollten wir nicht lieber hingehen und helfen?"

Arwen klang aufgebracht. Sie folgte mir, aber nicht ohne Widerwillen.

"Wir müssen zurück zu deiner Magierschule. Dort sind wir in Sicherheit", antwortete ich ihr so knapp wie möglich.

Meine Aufmerksamkeit lag auf den dunklen Häusereingängen, Nischen und Gassen, welche wir passierten.

"In Sicherheit vor was?", fragte Arwen und blieb so plötzlich und enschlossen stehen, dass ich auch zum Anhalten gezwungen war.

"Das was wir gehört haben, war Sprengpulver. Anscheinend macht eine radikalere Gruppe der Aufständigen die Straßen unsicher. Ich glaube nicht, dass du unbedingt in eine Konfrontation mit ihnen gerraten möchtest", mischte sich Kian mit schnippischen Unterton ein und warf Arwen einen herausfordernden Blick zu.

Diese schlug erschrocken die Hand vor den Mund.

"Aufständige? Menschen oder Magier?"

"Das wissen wir nicht", beendete ich die Unterhaltung, obwohl ich eine Vermutung hatte.

"Wir müssen weiter", drängte ich.

Arwen nickte einsichtig und lief los. Ich setzte mich wieder an die Spitze, während Kian hinter uns blieb. Die Detonationen folgten nun immer schneller aufeinander. Leichter Schwefelgeruch zog durch die Straßen. Ich hörte von Weitem die Schreie nach Hilfe. Es kostete mich meine ganze Überwindung nicht umzukehren. Aber ich wollte Arwen in Sicherheit wissen. Ich wusste, dass es ihr und wahrscheinlich sogar Kian ähnlich ging.

Plötzlich stoppte ich und hob die Hand, sodass die anderen beiden auch stehen blieben. Ich drehte mich seitlich zu ihnen um und legte ein Finger auf die Lippen. Arwen nickte verstehend und blieb regungslos und lautlos stehen.

Ein Geräusch hatte meine Aufmerksamkeit erregt. Ich wandte meinen Kopf nach rechts und links, versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Meine Kopfhaut prickelte. Ich fühlte mich beobachtet. Ein Schaben ließ mich den Kopf hoch reißen. Gerade noch rechtzeitg. Eine dunkle Gestalt sprang vom Dach neben uns und riss mich zu Boden. Der Schwere nach zu urteilen ein Mann.

Arwen schrie auf. Ich keuchte als sich sein Ellenbogen in meine Rippen bohrte. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, denn er hatte sich vermummt. Er hob eine Hand und ein Dolch blitzte im schwachen Licht auf, bereit zu zustoßen. Ich schoss nach oben und rammte meine Stirn in sein Gesicht. Ich spürte wie seine Nase brach und hörte seinen Schrei. Mir fuhr ebenfalls ein furchtbarer Schmerz durch den Kopf. Kurz war mir schwarz vor Augen. Ich nutzte seinen Moment der Unaufmerksamkeit und zog die Beine an. Dann trat ich mit aller Kraft zu und erwischte seinen Oberschenkel. Er heulte erneut auf, fiel von mir runter und wand sich auf dem Boden vor Schmerz.

Legenden der Magie - Gefährliche MachtWhere stories live. Discover now