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Es blieb ruhig. Dann hörte man Geräusche. Draußen kletterten die Templer hörbar die Fassaden nach unten, um nach den Assassinen zu suchen. Faith zählte die Geräusche. Genau konnte sie es nicht sagen - es mussten in etwa 12 bis 15 Männer sein. Sie hielt sich die Hand vor den Mund um nicht aus Versehen irgendwelche Geräusche zu machen, die ihre Verfolger alarmieren könnten. Cade blieb selbst mit Waffen in der Hand ruhig. Die Geräusche entfernten sich - doch es hörte sich nicht nach allen Templern an. Manche mussten geblieben sein. Plötzlich ging das Licht im Zimmer an. Faith blieb beinahe das Herz stehen und sie musste sich die Hände schützend vor die Augen halten, da der grelle Lichtstrahl sie blendete. Dann sah sie sich nach der Lichtquelle um. Cade war aufgesprungen - was kaum zu hören gewesen war - und stand nun mit lauernder Haltung und den beiden Krummdolchen in der Hand da. Die Quelle des Lichts war eine Laterne, die sich in der Hand eines Mannes befand. Dieser Mann saß senkrecht in seinem Bett und sah die beiden mit wütendem Blick an. Sein Nachthemd sowie seine Mütze waren blau-weiß gestreift. Er war ein etwas rundlicher Herr mit einem teigigen Gesicht und in alle Richtungen abstehenden, dunkelgrauen und dünnen Haaren mit Halbglatze. Sie waren fettig und er schien sich seit ein paar Tagen nicht mehr zu rasieren. Seine grauen Augen musterten die beiden abfällig, dann stieg er mit einem Ächzen aus dem Bett. "Wachen! Wachen! Hier sind Einbrecher!" Faith zuckte zusammen. Selbst Cade blinzelte kurz überrascht mit den Augen. Da nahm der Mann eine Eisenstange von seinem Nachttisch - Faith hatte keine Ahnung, wieso die da lag, vielleicht war das ein paranoider, verrückter Greis - und trat mit einem aufgebrachten Schnauben auf die beiden zu. Unten in der Gasse hörte man das Scheppern metallischer Schuhe auf dem Pflasterstein. Faith sah gehetzt zu Cade. Mit einem gezielten Wurf von Cade bohrte einer der Dolche sich in die Brust des Mannes. Der riss die Augen auf, die Laterne fiel ihm aus der Hand und landete mit einem lauten Geräusch auf dem Boden. Sein Nachthemd färbte sich um die Einstichstelle herum mit einer rasenden Geschwindigkeit dunkelrot. Kurz bevor er umkippte trat Cade zu ihm um seinen Dolch herauszuziehen. Dann landete auch der Mann auf dem spröden Holzboden. Dabei verursachte er ein lautes, dumpfes Geräusch. Man hörte nun Schritte im Haus. "Raus hier!", zischte Cade und wischte seinen blutigen Dolch an der Kleidung des toten Mannes ab. Faith sah zu der Laterne. Das Glas war zerbrochen und die Flamme war auf den trockenen Holzboden übergesprungen. Cade lief wieder nach draußen auf den Balkon. Kurz zögerte Faith, dann folgte sie ihm. Als sie sich draußen umsah saß Cade gerade in der Hocke auf dem Geländer. Faith atmete kurz erschrocken auf, wurde dann aber vom Geschehen auf der Gasse abgelenkt. Drinnen hörte man das Feuer, das sich langsam ausbreitete, durch ein leises Knistern und Knacken des Holzes. Die Templer, die gerade durch die Tür wollten, wurden von den züngelnden Flammen aufgehalten. Cade sah sich um. Die Templer auf der Gasse zückten wieder ihre Distanzwaffen. Faith sah nervös zu Cade. Der wandte sich nun wieder dem Dach zu, sprang nach oben und zog sich an der Dachrinne hoch. Faith warf einen prüfenden Blick nach unten. Ihre Verfolger teilten sich wieder auf. Ein Teil erklomm nun wiederholt die Dächer. "Komm, Kleine", hörte Faith Cades Stimme. Kleine, tz. Aber darüber konnte sie sich später noch aufregen. Cade hatte sich auf das Dach gelegt, so konnte er Faith mit beiden Armen nach oben ziehen, nachdem er die Dolche weggesteckt hatte. Als sie beide auf dem Dach waren drangen schon dichte Rauchschwaden aus der Wohnung hinaus und stiegen in den schwarzen Nachthimmel. Lang konnten die beiden auch nicht verweilen. Cade rannte sofort los und Faith musste sich dazu zwingen, in kurzem Abstand hinter ihm zu bleiben. Würde es nicht um Leben und Tod gehen wäre sie längst zurückgefallen. Sie holte die letzten Kraftreserven aus ihrem Körper. Mit langen Schritten und Sprüngen suchten sich die beiden ihren Weg über die Dächer. Irgendwann endete die einigermaßen gleichmäßige Fläche der Häuser. Vor ihnen lag der Marktplatz. Er war umringt von hohen Häusern, vermutlich wohnten dort die reichen Händler. Auf dem Platz waren keine Stände aufgebaut - wieso auch, mitten in der Nacht? Und Cade wusste, dass es zu viel Zeit kosten würde, außen herum zu laufen. So kletterte er nach und nach an dem Haus nach unten und landete mit einem leisen Geräusch auf dem Boden. Er sah nach oben zu Faith und winkte zu sich her. Eine eindeutige Geste dafür, dass sie ihm folgen sollte. Etwas unsicher hangelte sich das Mädchen nach unten. In der Mitte des Marktplatzes war ein Brunnen in den Platz eingebaut worden. "Los, kletter auf den Brunnen!", wies Cade sie mit scharfer Stimme an. Er hatte die zwei Kurzschwerter, die er gekreuzt auf dem Rücken trug, gezogen, und ließ seinen Blick von einer Gasse zur anderen huschen. Natürlich führten unzählige Gassen zum Marktplatz, schmale sowie sehr breite. Faith gehorchte. Sie fühlte sich wie in Trance. Und das, obwohl sie gejagt wurden. Sie lief auf den Brunnen zu. Zwei Stufen führten nach oben, in der Mitte des Kreises war das mit Wasser gefüllte Loch. Vier Holzbalken trugen das steinerne Dach des Brunnens. Faith versuchte, daran hochzuklettern was erst nach einigen Anläufen funktionierte. Sie stand auf dem flachen Stein und sah sich um. Erst als sie Geräusche von scheppernden Rüstungen hörte wurde sie aus ihrer Trance gerissen. Cade stand direkt neben dem Brunnen. Da erschien ein Trupp bestehend aus vier Templern in einer Gasse. Als sie Cade erblickten wurden sie langsamer und zogen ihre Waffen für den Nahkampf. Da ertönten weitere Geräusche und aus einer Gasse rechts kamen zwei weitere Templer. Und auch von links kamen nun ein paar. Faith sah sich geschockt um. Sie fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. Ihr Herz pochte laut in ihren Ohren und sie fing an, leicht zu zittern. Da trat Lord Alistair aus einer der Gruppen hervor und lachte finster. "Nun, Assassine. Wenn Ihr mir das Mädchen überlässt werde ich Euch laufen lassen - vorerst. Andernfalls werdet Ihr getötet." Cade gab kein Wort von sich. Faith würde am liebsten im Boden versinken. Wieso musste sie nur in der Mitte des Platzes auf einem erhöhten Punkt stehen? Was hatte sich Cade dabei gedacht? Alistair wartete. Als nichts geschah lachte er wieder rau und schickte seine Truppe in den Kampf. Drei Templer liefen auf Cade zu. Er verharrte kurz und lief ihnen dann die letzten Meter entgegen. Dem ersten rammte er sofort eines der Schwerter in den Bauch. Dann drehte er sich an den anderen vorbei und stach einem der beiden von hinten durch den Hals. Blut spritzte. Faith presste sich die Hände auf den Mund. Das war so schrecklich. Sie sah, wie der Lord eine weitere Gruppe losschickte. "Cade! Vorsicht!", warnte Faith ihn mit einem spitzen Schrei. Cade hatte gerade den dritten erstochen und wandte sich ruckartig zu den anderen um. Diesmal waren es vier. Er kämpfte diesmal länger und ein Mann rannte auf den Brunnen zu. Er sprang daran hoch und klammerte seine Hände an der Steinkante fest. Faith trat erst erschrocken zurück, dann handelte sie kurzerhand und trat dem Mann heftig auf die Finger. Der schrie laut auf und ließ los. Cade wurde durch dem Schrei alarmiert. Er rannte zurück zum Brunnen. Faith sah nicht, was sich da abspielte, das Steindach war im Weg. Sie wollte es aber auch nicht wissen. Sie hörte nur kurz ein unterdrücktes Geräusch und ein Platschen, dann tauchte Cades Schatten wieder auf. Er sah sich nach den anderen Angreifern um. Zwei von der Vierergruppe waren noch übrig. Und wenn Faith das richtig erkannte hatte Cade eine stark blutende Schnittwunde an der linken Schulter. Der Mond war zum Glück gerade nicht von Wolken verdeckt, so konnte sie sich einmal einen genaueren Überblick verschaffen. Sie sah extra nicht genau hin - weiter hinten lagen in eher kurzen Abständen die drei von vorhin, einer lag mehrere Meter weiter rechts und unten am Brunnen musste auch noch einer sein. Weitere Templer erledigte Cade momentan. Doch er war verwundet, das sah man. Er bewegte sich nicht mehr ganz so geschmeidig.

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