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Cade wachte auf. Er lag immer noch im Schnee, aber er spürte keine Kälte. Er versuchte, aufzustehen, was einwandfrei funktionierte. Keine Schmerzen hinderten ihn daran, obwohl der Schnee um ihn herum blutrot war. Er sah an sich herunter. Seine Montur war wie immer, ohne Risse und ohne Blut. Cade stockte. War er tot? War es so, tot zu sein? Wieso war er dann noch hier? Er stand ganz auf und sah sich um. Ja, hinter ihm lag die Villa und vor ihm der Wald. Die Wolken waren weiß und bedeckten den ganzen Himmel, aber kein Schnee fiel herunter. Es war still. Beinahe zu still. "Cade?", erklang plötzlich eine leise, hoffnungsvolle Stimme. Er wandte sich überrascht um. "Faith?!" Er musterte sie verwirrt. Wieso war sie hier? Hatten die Templer sie nicht eigentlich gefangen genommen? War sie geflohen? Ein erleichtertes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Auch Faith lächelte. "Du lebst!" Sie überbrückte die letzten Meter, die sie trennten, und umarmte Cade. Auch wenn sie ihm beinahe die Luft nahm lächelte Cade ruhig und schloss die Augen. Er atmete ihren vertrauten Geruch ein, und sobald sie ihm eine Chance ließ küsste er sie. Hatten sie einfach nur Glück gehabt? Hatten sie vom Schicksal noch eine Chance bekommen? Plötzlich erstarrte Faith, sie schreckte leicht zurück und riss stumm Augen und Mund auf. Cade sah sie verwirrt an. Als Faiths Blick nach unten glitt folgte Cade ihm. Er hielt erschrocken die Luft an. In seiner Hand hielt er einen seiner Dolche, von dem nun Blut tropfte. Auf Faiths Bauch bildete sich ein dunkelroter Fleck. Sie presste ihre Hände darauf, während aus ihrem Mund Blut lief. "W-was hast du getan?", stammelte sie, wodurch noch mehr Blut aus ihrem Mund lief. Cades Hände zitterten. Er ließ den blutigen Dolch in den Schnee fallen und machte einen Schritt zurück. "Ich...ich weiß es nicht!" Sein Herz klopfte unkontrolliert, während er geschockt den Atem anhielt. Er sah Faith in die hellblauen Augen, die nur Schmerz und Enttäuschung widerspiegelten. Er lief weiter zurück, stolperte über einen Stein und fiel. Als er aufkam spürte er einen Schmerz am Hinterkopf.

Plötzlich schreckte er hoch. Schweißgebadet sah er sich um. Sein Herz klopfte immer noch. Wo war er? Was war passiert? Sein Kopf schmerzte nicht. Hatte er es überhaupt getan? Oder war es nur ein Traum gewesen? Es war ihm so real vorgekommen... Cade kniff die Augen kurz zusammen und atmete tief durch. Dann hörte er Geräusche. Erst jetzt achtete er darauf, wo er überhaupt war. Es war ein kleiner, gemütlicher Raum, der wie der eines Landhauses aussah. Ein Feuer erhellte und wärmte den Raum, auch wenn Cade so oder so zu warm war. Ihm lief immer noch Schweiß über die Haut. Falls es ein Traum gewesen war hatte er ihn ziemlich mitgenommen. Er spürte seine Haare auf seiner Haut kleben. Sein Herz klopfte noch schnell, doch es beruhigte sich langsam. Genauso wie sein Atem. Er trug seine Montur nicht mehr sondern nur noch eine Hose, und er spürte Schmerzen. Er war nicht tot, das stand fest. Aber wieso? Er sah sich um. Woher waren die Geräusche gekommen? Aber wenn da wirklich welche gewesen waren, war der Verursacher verschwunden. Er schlug die Decke zurück. Auch wenn er aufgewacht war fühlte er sich immer noch miserabel. Zu den nun dumpfen Schmerzen kam noch Kopfweh hinzu. Und diese unangenehme Hitze. Hatte er Fieber? Er musterte den Verband an seinem Bein. Jemand hatte seine Wunden verarztet. Er betrachtete auch die am Arm. Den, der um seine Brust gewickelt worden war, konnte er nur vorsichtig abtasten. Egal, was für Medizin verwendet worden war, sie machte die tiefe Wunde erstaunlich erträglich. Cade überlegte, ob er aufstehen und sich umsehen sollte, doch er wusste nicht, ob er dazu in der Lage war. Er sah zu dem Feuer. Es erinnerte ihn an die Villa. Und an Faith. Hatte derjenige, der ihn gerettet hatte, auch sie gerettet? Wenn ja, wo war sie? Oder musste er doch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie nun in einem Kerker saß, bewacht von Templern? Er verbannte diese Gedanken aus seinem Kopf. Im nächsten Moment knarzten die Bodendielen in der Nähe der Tür. Cades Blick huschte dorthin. Eine junge Frau mit goldblonden Locken und gutmütigen, hellbraunen Augen stand in der Tür und musterte ihn mit großen Augen. "Ihr seid wach! Unglaublich. Wir dachten, Ihr würdet es nicht schaffen..." Ihr Blick wurde traurig. Cade runzelte die Stirn. "Wir?" Sie nickte leicht. "Wie lang war ich weg?", fragte er direkt danach. Er sah aus dem nächstgelegenen Fenster. Die Sonne schien herein, doch es sah aus als stünde sie bereits tief und warf goldenes Licht herein. "Ich würde sagen höchstens einen Tag." Cade sah wieder die Frau an. "Wo bin ich? Wer seid Ihr?" Sie öffnete gerade den Mund als ein Mann neben ihr erschien und ihr einen Arm um die Schultern legte. Cade sah ihn ungläubig an. War das ein Geist? "Ace?" Der Meisterassassine lächelte. "Cade, ich bin erfreut, dass du wach bist", erwiderte er, küsste die Frau kurz auf die Wange und wechselte einige leise Worte mit ihr. Sie grinste nur, pikste ihm spielerisch in die Seite und verschwand dann aus dem Raum. Ace sah ihr kurz hinterher und dann wieder zu Cade, der sein Gegenüber immer noch verwirrt musterte. "Du lebst?" Ace lachte leicht, doch es klang nicht überzeugend fröhlich. "Natürlich. Und wie ich sehe hast du den Tod auch noch einmal abgewiesen." Als Cade genauer hinsah erkannte er einen dicken Verband um Ace' Bauch, Schulter und Arm. Er hatte definitiv gekämpft. Aber wie hatte er überlebt? Wie war er der Todesfalle entkommen? Der Meisterassassine kam näher und setzte sich auf einen Stuhl in der Nähe des Betts. "Wo sind wir hier?", wollte Cade wissen, bevor er Ace nach etwas anderem fragte. Der Assassine lächelte leicht, in seinen Augen lag ein stolzer Glanz. "Das ist mein Haus." Cade sah zur Tür. "Und die Dame..."
"...ist meine Frau, Arvana", antwortete Ace. Cade sah ihn erstaunt an. Wie hatte er das so lang geheim gehalten unter den Assassinen? "Du willst sicher wissen, wie ich überlebt habe?" Cade nickte schweigend. Noch fehlten ihm die Worte. "Nun, das werden wir dir nachher beim Abendessen erklären. Und du wirst Augen machen... Ich bin nicht der einzige, der es lebend herausgeschafft hat..."

Red SnowWhere stories live. Discover now