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Kurz darauf ertönten Geräusche aus der Gasse. Einige der anderen Assassinen hatten für Tumult gesorgt, sodass die Wachen um das Tor herum abgelenkt wurden. Drei der vier rannten in die Gasse, in der laute Geräusche von zerberstendem Holz und dumpfe Geräusche von auf den Boden fallenden Äpfeln ertönten. Rufe wurden laut, eine Frau schimpfte und weinte gleichzeitig, während die Wachen wissen wollten, was passiert war. Ace und die drei Novizen achteten nicht weiter auf die Ablenkung, sie rannten los, kletterten vom Dach und sprinteten auf den letzten verbliebenen Templer zu, der sie nur schockiert anstarrte, als Ace auch schon ein Wurfmesser durch die Luft sausen ließ, das sich der Wache mit einem leisen Geräusch in die Schulter bohrte. Im selben Moment ertönten wüste Beschimpfungen der Wachen gegenüber den ablenkenden Assassinen, sodass das überraschte Röcheln des einen Wächters darin unterging. Er krümmte sich und versuchte, das Messer aus der Schulter zu ziehen, doch im nächsten Moment stand Ace schon bei ihm und trieb ihm die Klinge seines Einhandschwertes ins Herz. Ein kurzes Ächzen ertönte, dann sank der Templer endgültig auf den Boden. Bevor sich eine Lache Blut ausbreiten konnte stieß Ace ihn mit dem Fuß in den Graben neben der Brücke. Ein kurzer Blick zurück sagte allen vier, dass die anderen noch keine Ahnung davon hatten, was mit ihrem Freund passiert war. Sofort begannen sie, die Mauern zu erklettern. Einfach war es nicht, denn die Stahlkronen verhinderten viele Möglichkeiten. Die dunkle Steinwand war oft glatt und es gab kaum hervorstehende Steine, an denen man sich festhalten konnte. Wenn sie dann mal ein Fenster mit Gitterstäben erreichten war es eine kleine Freude, für einen Moment so gut voranzukommen. Nachdem sie bereits eine ansehnliche Höhe erreicht hatten, schallten Geräusche von aufeinandertreffendem Stahl zu ihnen herauf. Die Assassinen unten hatten einen Kampf mit den Wachen begonnen. Die Frau war vermutlich inzwischen verschwunden. Ace kletterte an der Spitze. Sie mussten darauf achten, dass sie niemand durch die Fenster der Zellen hindurch entdeckte. Es war wichtig, oben anzukommen, ohne entdeckt zu werden. Denn wenn die Wachen erstmal Alarm geschlagen hatten...

Sie hingen alle drei angespannt am Vorsprung der Zinnen und warteten darauf, dass die Wache, die hier oben patrouillierte, ihnen den Rücken zukehrte. Ace gab ein Zeichen, und alle zogen sich mit einem kurzen Ruck über die Zinnen auf den Wehrgang. Die Kletterpartie hatte ihre Muskeln bereits sehr strapaziert, sodass sie jeden Kampf mit Freuden mieden. Wieder warf Ace ein Messer, während die anderen drei sich mit Fernwaffen wie Armbrust und Bogen um die anderen Schützen kümmerten. Sie mussten darauf achten, dass keiner von ihnen den Wehrgang hinunter in den Hof fiel, wo weitere Templer umherliefen. In der Mitte des Platzes stand eine Alarmglocke. Sobald die erklang mussten sie so schnell verschwinden wie es ging und die Mission war gescheitert. Faith sah sich kurz um. Der obere Wehrgang wurde von einigen Wachtürmen unterbrochen, durch die man nach unten in die Sharra hineinkam. Nun kletterten weitere Assassinen nach, auch von der gegenüberliegenden Mauer. Sie teilten sich auf. Die einen nahmen den rechten Weg nach unten, sie nahmen den linken. So liefen sie geduckt und mit leisen Schritten die Treppen hinunter in den obersten Zellentrakt. Es war dunkel und trocken hier oben. Die Fenster spendeten nicht viel Licht und nur wenige Fackeln hingen an der Wand. Die Assassinen schlichen voran. Das Problem bei der Mission war, dass sie nicht wussten, wo Ríona und Esida festgehalten wurden. Wenn sie Pech hatten mussten sie bis hinunter in den Keller, wo es viel schwieriger war, ungesehen wieder hinauszukommen. Ace lief wieder ganz vorn, gefolgt von einem anderen Assassinen. Sie kamen zu einer Stelle, an der sich zwei der Gänge kreuzten. Als Ace um die Ecke spähte erkannte er zwei Wachleute, die dort auf und ab gingen. Sie mussten den Gang aber weiter geradeaus gehen, um nach unten zu kommen, das hieß sie mussten ungesehen an den zwei Wachen vorbei. Und immer, wenn die eine um die Ecke verschwand, tauchte die andere wieder auf. Den einen töten konnte er nicht so einfach, der andere würde es bemerken und Alarm schlagen. Faith hatte derweil in jede der Zellen geblickt, um herauszufinden, ob ihre Mutter oder ihre Tante dort eingesperrt waren. Doch sie sah nur ab und zu verlorene Gestalten im Halbdunkeln; falls in den anderen Zellen überhaupt Gefangene waren konnte man sie wegen der Dunkelheit nicht erkennen. Im nächsten Moment ertönten Geräusche aus dem Gang um die Ecke. Ein Gefangener schien den einen Wächter hergelockt und geschlagen zu haben, sodass der andere ihm zur Hilfe eilen musste. Das war der perfekte Moment, um hinüber in den nächsten Gang zu huschen. Einer nach dem anderen lief hinein. Das war jedoch erst der Anfang. Als ihnen auf der Treppe ein Wächter entgegenkam musste der andere Assassine schnell handeln, drückte ihm eine Hand auf den Mund, damit er nicht schreien konnte, und stieß ihm die versteckte Klinge ins Herz. Damit der Mann nicht die Treppe hinunterrollte schleifte er dessen Leiche mit der Hilfe von Tio in eine dunkle Ecke. Sobald sie die nächste Etage erreicht hatten, erwartete sie ein weiteres Gewirr von dunklen Gängen. Sie schlichen weiter, und Faiths Blick wanderte erneut über die dunklen, mit Gitterstäben abgetrennten Zellen. Sie bekam ein bedrückendes Gefühl. Wie es wohl Ace hier gegangen war? Wie es wohl Ríona und Esida hier ging? Sie fand sie aber nirgendwo, und sie war sich langsam sicher, dass die Templer ihre Zellen besser bewachen lassen würden. Sie liefen weiter, bis irgendwann wieder ein anderer Gang den ihren kreuzte. Dieses Mal war es sogar nur eine Wache. Und die kehrte ihnen gerade den Rücken zu. Sie mussten schnell vorbei. Ace, dann der Assassine, Tio und dann Asha. Zuletzt setzte Faith zu dem kurzen, lautlosen Sprint an, als plötzlich eine irritierte Männerstimme durch den Gang schallte. "Hey!" Faith erstarrte und sah zu dem Wächter. Er hatte sie gesehen. Was sollte sie tun? Sie durfte die anderen nicht verraten. Der Mann kam langsam und mit einem wachsamen Blick auf sie zu, seine Hand lag auf dem Griff seines Breitschwerts. "Wer bist du?", fragte er mit harscher Stimme. Faiths Hand wanderte langsam zu dem Griff ihres einen Dolchs, der versteckt unter dem Umhang lag. Sie stand immer noch in Schockstarre da. Schweißperlen bildeten sich trotz der Kälte hier drin auf ihrer Stirn. Gerade erreichten ihre Fingerspitzen den Dolchgriff, als der Mann vor ihr kurz überrascht aufkeuchte, Faith mit aufgerissenen Augen ansah und dann mit einem dumpfen Laut zu Boden glitt. Faith sah erschrocken hinüber zu den anderen vier, doch die starrten den Templer genauso verwirrt an. Faith sah wieder nach vorn in den Gang hinein, aus dem der Wächter gekommen war. Zwei Gestalten mit Kapuzen liefen auf sie zu. Erst dachte Faith, es seien die anderen, die rechts herum gegangen waren. Doch als die beiden Assassinen durch einen der Lichtflecken liefen, der von einem vergitterten Fenster ausging, erkannte sie andere Monturen. Die sie nicht erwartet hätte zu sehen. Eine bläulich-weiße mit schwarzem Umhang und eine dunkelgrüne. Es waren Cade und Eloras Mentor.

Red SnowWhere stories live. Discover now