9 - Sticheleien

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Lucys Sicht~

Wütend starrte ich die Decke meines kleinen Gefängnisses an.
Ich hatte Zetsu wirklich unterschätzt, das musste ich zugeben. Bisher hatte ich ihm kaum Beachtung geschenkt, aber als er mich gefangen genommen hatte, hatte ich keine Chance gegen ihn gehabt.
Dabei hätte ich wissen müssen, dass er da war.
Ich bin ja so blöd!

Der Klang von Schritten, die sich meiner Tür näherten, hallte durch die Gänge. Ein metallisches Klicken war zu hören, als der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde, und die Tür schwang auf.
Ich legte den Kopf in den Nacken und sah einen auf dem Kopf stehenden Deidara herein kommen. Er drückte die Tür hinter sich zu und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
Sein Blick fiel auf die Metallketten, mit denen meine Hände gefesselt gewesen waren. Sie lagen in zwei Teilen auf dem Boden.
"Wie hast du dich daraus befreit, hn? Diese Ketten waren aus Stahl.", er deutete auf das, was einmal Fesseln waren.
Zu meinem Vergnügen klang er überrascht und ein Hauch von Ehrfurcht lag in seiner Stimme.
Grinsend zuckte ich mit den Schultern.
"Ich kann's halt."

Jetzt zuckte er mit den Schultern, was aus meiner Perspektive ziemlich witzig aussah.
"Wie auch immer... Du wirst mir jetzt ein paar Fragen beantworten, hn."
Unbeeindruckt grinste ich ihn weiter an.
"Bist du sicher? Vielleicht werde ich dich eher k.o. schlagen und dir den Schlüssel abnehmen, um von hier abzuhauen. Wer oder was sollte mich denn noch daran hindern?", ich deutete vielsagend auf das kaputte Metall.
"Warum hast du es dann noch nicht getan, wenn du so dringend hier weg willst, hn?", konterte der Blondschopf.
"Vielleicht, weil ich es mir gerade erst so gemütlich gemacht habe.", erwiderte ich mit süffisantem Lächeln.
Der Künstler ließ ein kurzes Lachen vernehmen.
"DAS soll gemütlich sein?! Mit dem Kopf nach unten und den Füßen an der Wand?"
"Ist es wirklich."
Wieder zog er die Augenbraue hoch.

"Themawechsel - ich dachte du bringst mir mein Essen. So langsam hab ich nämlich Hunger und es wäre ganz nett, wenn ich vor meiner Abreise noch etwas zu Mampfen bekomme."
Eigentlich hatte ich gehofft, dass er über diesen Witz lacht, aber er wurde wieder ernst.
"Du bekommst dein Essen erst, wenn du mir Informationen über den Neunschwänzigen lieferst, hn."
Auf Ernst-Sein hatte ich jetzt aber gar keine Lust.
"Schade, ohne Essen fehlt mir die Motivation dich k.o. zu schlagen."
"Soll ich jetzt traurig sein?", fragte er sarkastisch.
Ich liebe Sarkasmus... und ihn... Nein! Nein, Lucy aus! Du darfst deine Gefühle nicht zulassen!
"Ich bitte darum!", entgegnete ich gespielt entrüstet und legte mir theatralisch eine Hand aufs Herz.
"Tja, deine Bitte ist mir ziemlich egal, hn. Wenn du keine Informationen lieferst, reist der Leader mir den Kopf ab!"
"Soll ich jetzt traurig sein?", wiederholte ich seine Wortwahl, zog eine Schnute und klimperte übertrieben mit den Augen.

Deidara seufzte.
"Ja, das solltest du! Denn wenn ich nichts aus dir heraus bekomme, schickt der Leader als nächstes jemand weitaus Ungemütlicheren als mich, hn!"
Jetzt schwang ich doch die Beine von der Wand weg und setzte mich aufrecht hin. "Dann verprügel ich eben den. Oder machst du dir etwa Sorgen um mich?", neckte ich ihn.
Damit hatte ich ihn wohl aus der Fassung gebracht.
"W-was? N-nein! So ein Quatsch, hn! Warum sollte ich mir denn Sorgen machen? Ich... ich kenn dich doch gar nicht und... und du bist unsere Gefangene, hn!", stotterte er vor sich hin.
Ich kicherte.
"Das ist nicht witzig, hn!"
Der Künstler verschränkte beleidigt die Arme und drehte sich von mir weg.

Oww, jetzt schmollt er... Wie süß...

"Ich glaube nicht, dass du auf die Tour viel aus mir heraus bekommen wirst.", stichelte ich weiter.
Gereizt drehte er sich zu mir.
"Stimmt. Weißt du was? Ich werde dich jetzt einfach hier drinnen verhungern lassen, solange du mir keine Informationen gibst, hn!"
Mit diesen Worten schloss er die Tür wieder auf, verließ beleidigt meine Zelle, ohne sich noch einmal umzudrehen und knallte die Tür hinter sich zu.

Uups... Vielleicht hab ich ein bisschen übertrieben...

Obitos Sicht~

Ich lehnte lässig im Gang an der Wand und belauschte Deidaras Gespräch mit diesem Mädchen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und der blonde Mann, der sich selbst einen Künstler nannte, heraus gestürmt kam.
Schnell stieß ich mich von der Wand ab und wedelte übertrieben mit den Ärmeln meines Akatsuki-Mantels, den ich nun auch offiziell tragen konnte.
"Uuund? Hat Deidara-Senpai herausgefunden, was er wissen wollte?", fragte ich mit hoher Stimme.
"Lass mich in Ruhe Tobi! ... Und wehe du gibst ihr was zu Essen, hn! Dann mach ich mein nächstes Kunstwerk aus dir!", fuhr er mich an und rauschte an mir vorbei.

Huu... So außer sich erlebt man ihn selten. Er ist schnell genervt, ja... Aber richtig wütend eigentlich nie... Ich sollte dieses Mädchen wirklich gut im Auge behalten.

Ich hatte leider nicht das gesamte Gespräch mitbekommen, da ich erst später angekommen war, aber ich wollte mir sowieso ein eigenes Bild machen.
Aus der Innentasche meines Mantels zog ich einen Zweitschlüssel, von dem nicht einmal Pain wusste, und betrat damit die Zelle.

Die junge Frau lag auf dem Rücken und hatte die Füße auf der kleinen Steinbank aufgesetzt, die zum Schlafen gedacht war. Ihr Kopf lag in Richtung Tür, doch sie starrte die Decke an und sah nicht, wer herein gekommen war.
"Mit Konsequenz hast du es nicht so, oder? Ich dachte du willst mich hier drin verhungern lassen."
Mein Blick fiel auf die zerbrochenen Fesseln, die auf dem Boden lagen. Das Mädchen hatte wirklich eine ungeheure Kraft.
Ich schämte mich immer noch in Grund und Boden, dass sie mich so einfach durch die Luft geworfen hatte, als ich sie einfangen wollte.
Ich setzte ein Lächeln auf, obwohl man es unter der Maske eh nicht sehen konnte, um mich in meine Rolle einzufinden.
"So etwas würde Tobi nie tun! Erst recht nicht mit so einem süßen Mädchen. Tobi ist ein guter Junge!"
Sie drehte den Kopf zu mir und lächelte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie sich aufsetzte und mich böse anstarrte.
"Ich bin nicht süß! Verstanden, Kürbiskopf?!"
Ich antwortete nichts.
"Was willst du?", fragte sie schließlich nach einem kurzen Moment des Schweigens augenverdrehend.
"Tobi wollte nur kurz das süße Mädchen besuchen, aber jetzt muss Tobi wieder los."

Ich drehte mich zur Tür und war fast raus, als ich mich noch einmal umdrehte.
"Lucy-chan, richtig?", fragte ich.
Wieder schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht und diesmal versuchte sie nicht es zu verbergen.
"Ja genau."
Ihre Stimme klang irgendwie wehmütig. Ich schloss die Tür wieder und streifte in Gedanken versunken durch die Gänge des Verstecks.

Ich bin definitiv nicht der Einzige hier, der sich verstellt...

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Sooo liebe Leser, das war's für diese Woche. Ich hab zum ersten Mal aus Obitos Sicht geschrieben und hoffe, dass ich seinen Charakter richtig getroffen habe. Vielleicht werde ich noch öfter aus seiner Sicht schreiben. Was würdet ihr davon halten?
Lasst mich wie immer gern eure Meinung hören und wir lesen uns nächste Woche wieder!
Ciao~

Du trafst mich zum ersten Mal, ich traf dich zum zweiten MalWhere stories live. Discover now