17 - Déjàvu

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Ich hob die bewusstlose Lucy hoch und trug sie in meinen Armen aus der Küche.
Tobi, der schweigend zugesehen hatte, kam hinterher gelaufen.
"Bringt Deidara-Senpai Lucy-Chan jetzt zurück?", fragte er leicht entsetzt.

"Natürlich nicht, hn! Wer bin ich denn, dass ich sie in diesem Zustand einfach in der kalten, harten Zelle ablegen würde, hn?!", entgegnete ich gereizt und beachtete Tobi dann nicht weiter.
Ich steuerte meine Zimmertür an, trat sie kurzerhand auf und legte Lucy vorsichtig auf meinem Bett ab.
"Was hast du jetzt vor?", wollte Tobi wissen, der im Türrahmen stand.
"Mich um sie kümmern natürlich! Sie wird uns wohl kaum nützen, wenn sie ohnmächtig ist, hn! Jetzt steh da nicht nur rum, Tobi! Hol mal ein nasses Tuch oder so, hn!", forderte ich ihn auf.
Er legte den Kopf schief.
"Ein nasses Tuch?"
"Ja, um es auf ihre Stirn zu legen, oder so... Keine Ahnung, was man halt so macht, wenn jemand krank ist, hn.", erklärte ich und winkte ihn eilig raus.

Er verschwand im Flur und ich blieb mit Lucy allein zurück.
Aus meinem Schrank nahm ich eine Decke und breitete sie über ihr aus, dann setzte ich mich vorsichtig an die Bettkante und betrachtete sie.

Sie sieht wirklich nicht gut aus. Ihr Gesicht ist ganz blass. Ich hoffe, sie ist nicht umgekippt, weil sie so lange nichts zu Essen bekommen hat, denn dann wäre es ja meine Schuld. Allein der Gedanke, dass ich schuld sein könnte, macht mich fertig.
Hoffentlich wacht sie bald wieder auf... Ich weiß überhaupt nicht, was ich für sie tun könnte...
Und wenn Tobi recht hat und ich mich verliebt habe? Ach, sie würde meine Gefühle sowieso niemals erwidern, ich sollte also gar nicht erst darüber nachdenken!
Trotzdem... wie sie da so liegt... ist sie immer noch wunderschön...
Aber Pain reißt mir den Kopf ab, wenn ich versuche etwas mit ihr anzufangen und er davon erfährt. Ist ja auch ne bescheuerte Idee...
Überhaupt... was will ich mit Liebe? Ich hab meine Kunst. Ja genau, das reicht mir.

In dem Moment kam Tobi wieder herein mit einem Holzeimer heißen Wassers und einem Lappen in der Hand.
"Bitte sehr, Senpai! Heißes Wasser und ein Tuch, wie man es für Kranke tut. Tobi ist ein guter Junge!"
Ich nahm ihm den Eimer ab, tränkte den Lappen darin und wrang ihn etwas aus, bevor ich ihn auf Lucys Stirn legte.

"Was machen wir jetzt?", fragte der Maskenträger etwas ratlos.
"Wir lassen sie in Ruhe, damit sie sich ausruhen kann und warten bis Konan wieder da ist, hn. Sie kennt sich mit sowas besser aus.", beschloss ich notgedrungen, da mir sonst nichts einfiel.
Mein Partner nickte und wollte gehen, drehte sich aber nochmal um.
"Kommst du nicht mit, Deidara-Senpai?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Nicht, dass sie versucht abzuhauen, wenn sie aufwacht, hn."
Oder es ihr schlechter geht oder sie irgendwas braucht und keiner da ist...
"Ah, verstehe. Dann kommt Tobi später nochmal mit neuem Wasser vorbei.", verabschiedete sich der Kürbiskopf und schloss die Tür hinter sich.

Ich richtete meinen Blick wieder auf Lucy, studierte ihre Gesichtszüge und wartete auf irgendeine Regung von ihr.
Doch Stunden vergingen, ohne dass sich etwas änderte.
Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, ohne es zu bemerken...

Es war ein schöner, sonniger Tag und ich saß auf meinem Lehmvogel und betrachtete den blauen Himmel. Hinter mir saß Lucy. Sie hatte die Augen geschlossen und genoss den Wind, der über ihr Gesicht und durch ihre Haare fuhr. Wir redeten nicht, aber die Stimmung war keineswegs angespannt, eher im Gegenteil. Ein warmes, vertrautes Gefühl ruhte in meinem Bauch und ließ mich lächeln. Schon bald kam unser Ziel in Sicht - eine kleine Stadt hinter dem Wald.
Wir landeten am Waldrand und traten durch das große Stadttor in das geschäftige Treiben ein. Ich beobachtete Lucy, wie sie an den vielen Ständen und Geschäften vorbeischlenderte und plötzlich überkam mich das seltsame Gefühl, das hier schon einmal erlebt zu haben.
An einem Stand, der Glücksbringer verkaufte blieb sie stehen. "Ah, guten Tag, schöne Frau. Möchten Sie vielleicht einen Glücksbringer kaufen?", fragte der Besitzer des Standes. Sie sah über ihre Schulter zu mir. "Such dir einen aus, hn. Ich bezahl für dich." Sie lächelte und deutete auf einen dunkelblauen, mit silberner Stickerei. Ich bezahlte ihn und wir schlenderten weiter nebeneinander her. Das Gefühl, all das zuvor bereits getan zu haben wurde immer stärker...

Lucys Sicht~

Langsam löste sich mein Verstand aus der Dunkelheit und ich spürte meinen Körper wieder.
Meine Augenlider waren noch zu schwer um sie zu öffnen, doch ich spürte einen leichtem Druck auf meiner linken Schulter als würde etwas relativ schweres darauf liegen und weichen, warmen Stoff auf meiner Haut, sowie etwas nasses auf meiner Stirn, was aber gut tat.
Generell war ich umgeben von Wärme und Weichheit. Es war richtig kuschelig.

Ich blinzelte ein paar mal, bis ich es schaffte meine Augen so weit zu öffnen, dass ich mich umsehen konnte.
Als Erstes erkannte ich, dass ich in einem Bett lag, als Zweites, dass Deidara neben mir lag - allerdings auf und nicht unter der Decke - und den Kopf auf meiner Schulter abgelegt hatte.
Sofort spürte ich, wie mir die Hitze in die Wangen schoss.
Vorsichtig wollte ich meine Schulter unter seinem Kopf wegziehen, doch schon beim Versuch meine Muskeln anzuspannen merkte ich, dass das nicht klappen würde, denn ich scheiterte schon daran.
Ich fühlte mich plötzlich so schwach, dass ich nicht mal einen Finger hätte rühren können.

Verdammt, ich bräuchte echt ein bisschen Blut... Ob Deidara mir, ohne Fragen zu stellen, welches besorgen würde, wenn ich ihn frage?

Ich rang gerade noch mit mir selbst, ob ich es einfach wagen sollte oder nicht, als auch Deidara langsam aufwachte.
Verschlafen setzte er sich auf, gähnte und blickte dann zu mir.
"Oh, du bist wach... Entschuldige, ich hatte eigentlich nicht vor einzuschlafen. Wie geht's dir, hn?"
Man sah ihm an, dass er gerade erst aufgewacht war, aber auf die süße Art.
Die Augen fielen ihm fast wieder zu und seine Haare waren ganz verwuschelt und standen hier und da ab.
Er erinnerte mich plötzlich an einen durchgeknuddelten Teddy.

Fast hätte ich vergessen auf seine Frage zu antworten.
"Ganz ehrlich? Mir geht's ziemlich scheiße..."
Sein müder Blick klärte sich etwas.
"Kann ich irgendwas für dich tun, hn?", fragte er sofort.
Ich überlegte.
"Ein Tee, wäre nett. Und noch etwas von den Blättern.", sagte ich schließlich.
Deidara nickte, stand sofort auf und verließ den Raum. Allerdings natürlich nicht, ohne die Tür abzuschließen.

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Na, was glaubt ihr wie lange die Beiden ihre Gefühle noch leugnen können? Und was hat es wohl mit Deidaras Traum auf sich? Lasst gern eure Vermutungen da. Ich verabschiede mich für diese Woche und wir lesen uns im nächsten Kapitel wieder.
Ciao~

Du trafst mich zum ersten Mal, ich traf dich zum zweiten MalWhere stories live. Discover now