24 - schlechte Ideen

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Diese Söldner-Idioten gingen mir ganz schön auf den Keks. Die hatten echt kein Benehmen, rülpsten lachend vor sich hin, pöbelten die anderen Gäste an und begrabschten die Bedienungen.
Sogar der harmlos wirkende Barkeeper biss vor Wut die Zähne zusammen und hätte den Typen wohl gern mal die Meinung darüber gegeigt, wie sie mit seinen Kolleginnen umgingen.
Ich hielt mein fünftes oder sechstes Glas Whisky in der Hand und schwenkte den Inhalt hin und her.
Als der Kerl, der ihr Anführer zu sein schien, sich eine vorbei laufende Kellnerin schnappte und sie - offensichtlich gegen ihren Willen - auf seinen Schoß zog, beschloss ich, dass ich das jetzt erledigen würde.
Ich hatte nämlich riesige Lust mal wieder jemandem in den Arsch zu treten.

In einem Zug leerte ich mein Glas, knallte es beim Aufstehen auf den Tresen und stapfte auf die Truppe zu.
Ein kleiner Kerl mit Hakennase und einer Narbe am Auge bemerkte mich zuerst.
"Hey hey, seh einer an, was kommt'n da für ne Schönheit? Na, Süße, willst du auch n bissen Spaß haben mit uns?"
"Halt die Klappe und lern erstmal vernünftig reden.", warf ich ihm im Vorbeigehen an den Kopf und ging schnurstracks weiter zu ihrem Anführer.
Einige andere lachten ihren Kameraden aus, wieder andere schauten mich verdutzt an.

Ich stand jetzt genau vor dem Kerl. Das junge Mädchen auf seinem Schoß sah aus, als würde sie sich am liebsten auf der Stelle in Luft auflösen oder sterben – Hauptsache weg von dem ekligen Typen.
Dieser grinste mich schmierig an.
"Na na, ganz schön freches Mundwerk für so'n hübsches Ding. Was willst du von mir?"
Ich hätte vor Wut platzen können... oder ihm direkt eine rein hauen...
"Zuerst einmal, lässt du die arme Frau wieder ihre Arbeit tun und dann verschwindet ihr von hier.", sagte ich betont ruhig, aber mit einem Hauch Bedrohlichkeit in der Stimme.
Zu seinem Pech war der Söldner-Anführer ziemlich unbeeindruckt davon.
"Ach ja? Und was, wenn nicht? Was willst du schon machen? Du arbeitest nicht mal hier. Wenn der Besitzer dieses Hauses es wünscht, werden wir sofort gehen. Und auch die Kleine hier kann durchaus für sich selbst sprechen, nicht wahr? Aber ihr gefällt es hier.", behauptete er gespielt unschuldig, grinste blöd und verstärkte seinen Griff um die Kellnerin noch.
Dem Mädchen entfuhr ein ängstliches Quitschen, als ich im Augenwinkel plötzlich den Barkeeper näher kommen sah.

Er stellte sich neben mir auf, streckte die Brust raus und hob das Kinn, dennoch versprühte er eine leichte Angst und ich war nicht die einzige, die das bemerkte.
"Und was willst du Jungchen hier?", fragte der Anführer entnervt.
"Ich arbeite hier und ich muss euch auffordern jetzt zu gehen!"
Seiner Angst zum Trotz sprach der junge Mann mit fester Stimme.

Ein Blick von ihrem Anführer und einige der Söldner standen auf und zückten ihre Waffen.
"Diese Entscheidung solltest du nochmal überdenken, Junge.", drohte der miese Kerl und der Barkeeper schluckte schwer.
Mir machten die paar Messerchen jedoch keine Angst.
Aus zu wütenden Schlitzen verengten Augen sah ich dem Söldner ins Gesicht.
"Er hat euch aufgefordert zu gehen.", zischte ich.
Jetzt stand auch der Anführer auf und die Kellnerin ergriff mit dem Barkeeper die Flucht zurück hinter die Theke.
"Und du solltest uns nicht wütend machen, du freches Gör. Ich schlage vor, wenn du unsere Gesellschaft nicht zu schätzen weißt, werden wir dich vor die Tür begleiten."
"Oh, ich bitte darum!", entgegnete ich mit gefährlichem Grinsen.
Der Anführer lachte.
Das Lachen wird ihm gleich vergehen.
Er nickte seinen Männern zu und sie bildeten eine Gasse zur Tür des Lokals, durch die ich mit stolz herhobenem Kopf hindurch schritt, der Anführer hinterher.

Erst draußen auf der Straße - es war schon mitten in der Nacht und der Himmel sternenklar - drehte ich mich um.
Hinter dem Anführer kam die gesamte Söldnertruppe mit gezückten Waffen aus dem Lokal und grinsten gefährlich.
"Bist du sicher, dass du dich nicht einfach entschuldigen willst?", fragte der Anführer mit überheblichem Ton.
"Fangt an.", entgegnete ich nur und begab mich in Kampfstellung.

Du trafst mich zum ersten Mal, ich traf dich zum zweiten MalWhere stories live. Discover now