51.) Verwirrungen

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„Vielleicht gehen wir falsch an die Sache heran", sagte Beth und stützte das Kinn auf ihre Hand. „Wir glauben, dass das kolloidale Silber den Trank verstärken wird, wie wir es wollen, aber wir schaffen es nicht, dass es sich auch entsprechend im Körper anreichert. Wir brauchen eine ... Brücke, die es dem Organismus ermöglicht, es zu verarbeiten", fuhr sie fort.

„Vorschläge?", fragte Severus nur.

Die beiden saßen in seinem Wohnzimmer und grübelten bereits seit Stunden über dem gleichen Problem. Sie hatten es sich in letzter Zeit angewöhnt, ihre Diskussionen lieber in seiner Wohnung zu führen, gemütlich vor dem Kamin, anstatt im Labor, in dem es keine richtige Sitzgelegenheit gab.

Obwohl beide es insgeheim bedauerten, saß Beth normalerweise nicht neben Severus auf der Armlehne, sondern im zweiten Sessel. Nur, wenn sie beide in Dokumenten stöberten, gemeinsam etwas lesen wollten oder über einem Buch grübelten, war es für sie ganz natürlich, sich zu ihm zu setzen.

Jedes Mal war Severus darüber verblüfft, wie unbefangen Beth mit ihm umging, als ob er irgendein normaler Mann wäre und kein Todesser, durch dessen Taten so viele Menschen gestorben waren und hatten leiden müssen. Ganz im Gegenteil, sie schien es zu mögen, ihm so nah zu sein und es irritierte ihn. Er verstand nicht, warum sie es mochte und noch weniger, warum es ihm selbst so gefiel, wenn ihre Haare unabsichtlich seine Haut berührten, er ihren leichten Duft wahrnehmen konnte und die Wärme, die von ihr ausging. Das Gefühl, wenn sie nach einem langen Tag ihren Kopf ab und zu auf seiner Schulter ausruhte, während sie nachdachte. Er wollte diese Gefühle nicht mehr missen, aber gleichzeitig wusste er nicht, was er mit ihnen anstellen sollte, was sie bedeuteten.

„Möglicherweise ist der Trank an sich gar nicht das Problem", überlegte sie. „Unsere Ergebnisse sahen ja in der Theorie immer gut aus, nur bei den Versuchen scheitern wir."

„Die Theorie nützt Remus jedoch wenig", warf Severus sarkastisch ein, wofür er einen bösen Blick erntete. „Sehr witzig", sagte Beth und schmiss mit einem Kissen nach ihm, das er jedoch spielerisch auffing und demonstrativ neben sich legte. Sie streckte ihm die Zunge raus, was ihr nur eine hochgezogene Augenbraue einbrachte.

Sie seufzte, streckte sich und führte ihren Gedanken fort: „Wenn es nicht der Trank ist, dann muss es an der Aufnahme in den Körper scheitern. Vielleicht verhindert eine Zutat, dass das Silber sich richtig entfalten kann?"

Severus dachte kurz darüber nach und nickte dann. „Ja, das wäre eine Möglichkeit. Aber vielleicht ist es sogar noch viel banaler."

„Wie meinst du das?", fragte Beth neugierig.

„Ich glaube nicht, dass wir bei den Zutaten unvorhergesehene Wechselwirkungen haben, dafür haben wir sie zu genau geprüft. Aber vielleicht braucht das Silber noch irgendetwas anderes daneben."

„Und das soll sein?"

„Das weiß ich nicht", entgegnete Severus ernst und Beth fasste sich übertrieben gespielt an die Brust. „Das glaube ich einfach nicht", sagte sie theatralisch. „Severus Snape, der größte Zaubertrankmeister Englands ... naja, zumindest der größte MÄNNLICHE, gibt sein Unwissen zu. Dass ich das noch erleben darf."

Ihr Grinsen verging ihr, als das Kissen plötzlich zielgenau in ihrem Gesicht landete und mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel. „Hey!", beschwerte sie sich. Severus sah aus, als ob er sich keinen Millimeter bewegt hätte, aber sein Mund zuckte amüsiert.

„Wenn man sich zu solch kindischen Albernheiten herablässt, dann sollte man es auch richtig machen", sagte er in herablassendem Ton.

„Du bist manchmal so furchtbar, Severus", stöhnte Beth lachend.

Um den Liebsten zu schützenWhere stories live. Discover now