28.) Ob das klug war?

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Severus schlug die Augen auf. Er blinzelte ein paar Mal, um den Schlaf endgültig zu vertreiben, dann warf er seine grüne Bettdecke von sich und setzte sich auf. Sein Schlafzimmer wurde durch das blasse Dämmerlicht kaum erhellt und die alten Steine an den Wänden wirkten ohne Licht kalt und ungemütlich, als ob sie die Umgebung noch mehr verdüsterten. Erst, wenn die Sonne ihre Strahlen darauf warf, konnte man die feinen Schattierungen erkennen, die warm glitzernde, braune Farbe, die das Zimmer plötzlich völlig verwandelte, es heimelig erscheinen ließ.

Ein Schwenk mit seinem Zauberstab entfachte das Feuer im Kamin und nach kurzer Zeit fühlte Severus die Wärme auf dem Gesicht. Jeder seiner Räume besaß einen eigenen Kamin, was in den Kerkern auch notwendig war. Ansonsten war sein Schlafzimmer schmucklos, es bestand aus einem großen Bett und einem noch größeren Bücherschrank, sowie einem Nachttisch und einem kleinen Kleiderschrank. Mit einem Seufzer erhob sich der Professor der Zaubertränke und durchquerte das Zimmer zu einer Tür, die zum Badezimmer führte. Auch dieses wurde von den steinernen Wänden beherrscht, die mit den Steinfliesen der Dusche und der Badewanne harmonierten. Mit einem Wink verschwanden die Shorts, mit denen er geschlafen hatte, und er stieg unter die Dusche.

Während das heiße Wasser die letzte Müdigkeit vertreiben sollte, waren seine Gedanken bereits bei dem Ereignis, das heute stattfinden sollte.

Kopfschüttelnd fragte er sich, warum er überhaupt zugestimmt hatte. Er war überzeugt davon, das Duell zu gewinnen, und sah sich im Labor bereits einer schmollenden Beth gegenübersitzen. Severus seufzte. Das Ganze würde nur für Komplikationen sorgen und war die ganzen Scherereien nicht wert.

Den Gedanken, dass er womöglich auch verlieren könnte, schob er weit von sich.

Missmutig stellte er das Wasser ab und zog sich schnell an. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es bereits rechts spät war. Er hätte vielleicht nicht bis kurz vor drei heute Morgen im Labor Berechnungen anstellen sollen.

Der Meister der Zaubertränke durchquerte sein Wohnzimmer, das von großen Bücherschränken dominiert wurde, und kam dabei an den beiden grünen Sesseln und dem kleinen Tisch vorbei, die neben dem Kamin standen. Ein Blick durch das riesige Fenster, das die eine Seite des Raumes beherrschte und das Tageslicht einließ, ließ erahnen, dass es heute wunderschönes Herbstwetter geben würde. Severus blickte kurz missmutig auf seinen Schreibtisch unter dem Fenster, auf dem sich die Arbeit stapelte, wandte sich dann mit einem genervten Schnauben ab und verließ durch die Eingangstür die Wohnung.

Zügig eilte der Professor der Zaubertränke durch die Gänge zur Großen Halle, um kurz etwas zu frühstücken.

Als er die Halle betrat, schaute er zum Lehrertisch und sah Beth bereits dort sitzen, die gerade über irgendetwas lachte.

Ohne zu wissen warum, schlug sein Herz bei ihrem Anblick schneller, während sich seine Miene gleichzeitig verfinsterte, als er sah, dass die junge Frau auf eine Antwort von Edward so reagiert hatte.

Der Professor für Zaubereigeschichte ging ihm schon seit seiner Ankunft hier mit seiner stets guten Laune mächtig auf die Nerven. Dass er dazu noch attraktiv und nur ein paar Jahre älter war als Severus, besserte diese Tatsache keineswegs. Und aus irgendeinem Grund störte es ihn gewaltig, dass er Beth zum Lachen brachte.

Sie spürte es sofort, als der Professor der Zaubertränke in die Große Halle kam. Inzwischen hatte sie gelernt, die feine Änderung in der Stimmung wahrzunehmen, die seine Ankunft bei den Anwesenden auslöste.

Die Gespräche wurden etwas leiser, die Schüler etwas vorsichtiger, als ob sie prüfen wollten, wie schlecht genau die Stimmung ihres Zaubertränkelehrers heute war und ob sie sich lieber noch mehr von ihm fernhalten sollten als sonst.

Um den Liebsten zu schützenWhere stories live. Discover now