38.) Wieder Zuhause

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„Ich wünsche dir schöne Weihnachtstage, Severus", sagte Beth leise und lächelte ihn freundlich an, bevor sie sich umwandte und aus dem Labor ging.

Er stand nur da und blickte ihr hinterher. Was soll das bedeuten, fragte er sich, ließ seinen Löffel fallen und eilte ihr hinterher.

„Was soll das heißen, Elisabeth?", rief er verärgert über den Flur der sich entfernenden Frau hinterher.

Sie drehte sich zu ihm um und kam ein Stück zurück, während er weiter auf sie zuging.

Als sie vor ihm stand, sah sie ihn fragend an und er sagte mürrisch: „Du bist Weihnachten nicht hier?"

Der Gedanke verstimmte ihn mehr, als er zugeben wollte.

„Ich werde nach Hause fahren", sagte sie mit einem glücklichen Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erhellte.

Wenn sie mich nur einmal so anlächeln würde, schoss es ihm durch den Kopf. Wenn ich nur einmal der Grund dafür wäre ...

Er schüttelte die Gedanken unwirsch ab, drehte sich dann in Richtung Labor und rief gezwungen teilnahmslos über die Schulter zurück: „Frohe Weihnachten."

Dann betrat er das Labor und knallte die Tür zu.

Beth stand draußen und seufzte. Sie glaubte nach wie vor nicht, dass Albus' und Remus' Idee jemals funktionieren würde.

Sie wandte sich um und ging den Flur entlang. Mit jedem Schritt hob sich ihre Laune. Seit sie wusste, dass sie Weihnachten Zuhause feiern und ihre Eltern wiedersehen würde, hatte die Freude die leisen Zweifel überwogen, die sie immer noch hatte.

Sie vermisste ihre Eltern schrecklich, das hatte sie glasklar erkannt, als die Entscheidung plötzlich stand.

Ihren Vater, der so ein sachlicher Mann war und seine Zuneigung nie richtig zeigen konnte. Der alles für seine Familie getan hatte, damit sie ein schönes Leben führen konnten und der sie alle so sehr liebte, auch wenn er es nicht mit Worten ausdrücken konnte.

Severus war ihm nicht unähnlich, wie ihr auf ihrem Weg zu ihren Wohnräumen plötzlich aufging. Auch ihr Vater konnte beißenden Spott und Sarkasmus an seiner Umgebung üben. Bei aller Zuneigung zu seinen Lieben, hatte er seinen Sinn für die Realität nie verloren, erkannte Schwächen und konnte sich manchmal nicht beherrschen, diese auszusprechen oder auf den Arm zu nehmen. Normalerweise war er ein geduldiger, ruhiger Mann, aber wenn ihn etwas aufregte, glich er eher einem Vulkan. Er explodierte schnell und heftig und war genauso schnell wieder ruhig. Sie war ihm darin leider nicht unähnlich, sein Temperament hatte sie geerbt. Sie konnte monatelang kleine Nebensächlichkeiten, die sie störten, in sich hineinziehen und irgendwann war die Grenze plötzlich überschritten und sie flippte wegen einer neuen Kleinigkeit total aus, wurde dabei unfair und unsachlich.

Als Kind war diese Eigenschaft noch viel schlimmer gewesen, inzwischen hatte sie gelernt, sich besser zu kontrollieren. Aber manchmal kam es trotzdem wieder hoch. Wie an Halloween, als sie sich kaum beherrschen konnte ...

Aber sie wollte jetzt nicht daran denken, sondern sich lieber auf Zuhause freuen und auf ihre Mutter.

Egal, was in ihrem Leben passiert war, egal, wie lange sie sich als Erwachsene nicht Zuhause gemeldet hatte, sei es aus Zeitmangel oder Vergesslichkeit, ihre Mutter war immer für sie da gewesen wie ein Fels in der Brandung, beständig und standhaft.

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie plötzlich hastige Schritte vor sich hörte und drei Viertklässler um die Ecke stürmten, offensichtlich voller Angst.

Sie schnitt ihnen den Weg ab und fragte: „Was ist los? Mister Miller?"

„Peeves", keuchte der Ravenclaw. „Er ist völlig verrückt geworden."

Um den Liebsten zu schützenWhere stories live. Discover now