10.) Neue Lehrer

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Am Morgen des 1. Septembers 2007 setzte Severus Snape sich missgelaunt an den Lehrertisch. Die Ferien waren vorbei und in zehn Stunden würden sich in der Halle wieder Unmengen undisziplinierter, hohlköpfiger Schüler tummeln, die es gar nicht wert waren, in die hohe Kunst der Zaubertränke eingeweiht zu werden, davon abgesehen, dass die Wenigsten diese auch nur im Ansatz verstanden.

Zu allem Überdruss musste Minerva auch noch neue Lehrer einstellen. Dies alleine brachte schon immer Unruhe in das ganze Kollegium. Aber wie sie auf die selten dämliche Idee verfallen war, auch noch zwei junge Hexen zu engagieren, die allen Jungen ab der vierten Klasse die Köpfe verdrehen würden, egal wie sie aussahen, das konnte Severus beim besten Willen nicht verstehen.

Und eine der neuen Professorinnen war auch noch Hermione Granger. Miss I-know-it-all, die ihn in ihrer Schulzeit regelmäßig zum Wahnsinn getrieben hatte mit ihrem Übereifer, ihren endlosen perfekten Aufsätzen und ihren schulbuchmässigen Ausführungen. Wäre sie in Slytherin gewesen, so hätte er ihre Intelligenz anerkennen können, ihren Wissensdurst stillen. Aber die aussichtsreichste Schülerin in Zaubertränken seit Jahrzehnten musste natürlich eine Gryffindor und Muggelgeborene sein. Und so konnte Snape ihren Wissensdrang nicht befriedigen, ihr Talent nicht fördern und sie nicht dazu bringen, ihren Eifer in die Praxis umzusetzen. Stattdessen hatte sie stillgestanden auf ihrem angelesenen Wissen und war nie über das reine Nachbrauen hinweggekommen, hatte nie versucht, eigene Verbesserungen oder Variationen an Tränken vorzunehmen, weil er ihr nie sagen konnte, dass sie das Talent und das Wissen dazu hatte.

Noch schlimmer, als eine Menge von uninteressierten Schülern zu unterrichten, war es, einen Schüler zu haben, der der Traum eines jeden Lehrers gewesen wäre und diesen nicht fördern zu dürfen.

Nein, Severus freute sich nicht darauf, Hermione Granger wiederzusehen, egal, ob sie beim Orden des Phönix zusammengearbeitet oder sie einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Voldemort geleistet hatte.

Ähnlich sah es bei der zweiten neuen Lehrerin aus. Elisabeth Kaufmann. Oh, Severus hatte natürlich von ihr gehört. Kaum 22 Jahre alt, hatte sie ihr Studium in Zaubertränke mit Auszeichnung bestanden und war in die magische Abteilung des Robert Koch Instituts für die Erforschung von dunklen Tränken und Flüchen und deren Aufhebung eingestiegen. Sie hatte sich in Fachkreisen schnell einen Namen gemacht mit ihrer ungewöhnlichen Herangehensweise an die Herstellung von Gegenmitteln. Mit großem Vergnügen hatte er ihr Essay über die Anpassung des SkeleWachsTrankes gelesen, mit dem es möglich war, den Decompositus Fluch zu bekämpfen, der langsam alle Knochen im Körper zersetzte. Ihr Findungsweg war wirklich beachtenswert, ihre gedanklichen Kombinationen brillant und ihr Geist schien ebenso gewandt zu sein wie sein eigener.

Umso mehr verärgerte es ihn zu hören, wie eine so brillante, junge Frau ihre Karriere hinwarf, um Schüler zu unterrichten. Sie machte den gleichen Fehler, den er einst begangen hatte und das nahm ihn gegen diese Frau ein. Er wusste nicht, was sie zu diesem Schritt bewogen hatte und es interessierte ihn auch nicht. In seinen Augen rechtfertigte fast nichts die Aufgabe einer glänzenden Karriere, um in Hogwarts Lehrer zu werden. Nun gut, die große Liebe seines Lebens an einen kranken, perversen Zauberer zu verraten, ihren Tod nicht verhindern zu können und die besten Jahre seines Leben dafür zu sühnen, war vielleicht ein Grund für einen solchen Schritt. Aber ansonsten...

Während Severus noch in Gedanken war, betrat Minerva die Halle. Sie schritt zum Lehrertisch und ließ sich neben ihm nieder. „Guten Morgen, Severus. Ein wunderschöner Tag heute, oder?", fragte sie lächelnd.

Severus grummelte dazu nur etwas Unverständliches, das wie „geistige Verwirrung" klang.

„Bitte vergiss nicht, dass wir in einer Stunde eine kurze Sitzung mit allen bereits anwesenden Lehrern durchführen möchten, um die nächsten Tage zu besprechen", fuhr Minerva fort, während sie einen Toast bestrich.

Um den Liebsten zu schützenWhere stories live. Discover now