Kapitel 16

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Ich wachte in unserem Krankensaal auf und rechts an meinem Bett saßen Kelly, Linda und Jessi. Sie hielten alle meine rechte Hand und als sie bemerkten, dass ich meine Augen offen hatte fielen sie mir alle um den Hals. "Wie gehts dir?", hauchte Jessi, die den Träne nahe war. "Gut.", sagte ich mit heiserer Stimme und Jessica schluchzte leise auf. "Alles gut.", schmunzelte ich und gähnte. Sie taten ja so als wäre ich fast gestorben, aber süß, wie sie sich um mich sorgten. "Wir lassen dich allein. Schlaf nochmal.", riet mir Linda und lächelte. Müde nickte ich und kuschelte mich in meine Kissen. Erschöpft schlief ich ein und versank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Leises Gemurmel weckte mich. Jemand diskutierte mit der Krankenschwester, wie ich hörte. Meine Nase juckte und ich nieste. "Bella!", sagte eine Stimme aufgeregt und ich öffnete meine Augen. Thomas saß auf einem Stuhl, neben meinem Bett und hielt vorsichtig meine Hand. Er sah erschöpft aus und trotzdem war er hier. "Was hast du uns doch für einen Schrecken eingejagt...", lachte er leise und fuhr sich dabei durch die Haare. "Was ist eigentlich passiert?", fragte ich unwissend und er lachte wieder kurz. "Du bist irgendwie in den See gefallen und dort bewusstlos geworden. Ich hab dich zufällig gesehen und hab dich dann gleich raus geholt." "Ich bin nicht gefallen. Jemand hat mich geschubst.", erklärte ich und drückte seine Hand, als Dank fürs Rettten, da schien ihm erst wieder bewusst zu werden, dass er sie hielt. Ich setzte mich auf und beugte mich zu ihm. "Danke.", flüsterte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Hatte ich das gerade wirklich getan? Hatte ich gerade Thomas Sangster einen Kuss gegeben? Zwar nur auf die Wange aber es war ein Kuss. "Werd wieder gesund, ich will nicht doch noch mit Stefanie tanzen müssen.", bat er mich und ich nickte. Wir spaßten noch einige Zeit herum, denn Lachen war ja bekanntlich die beste Medizin. Die Krankenschwester schickte Thomas dann aber weg und ich war wieder alleine. Zum Glück hatten mir meine Freundinnen mein Handy vorbei gebracht und so konnte ich wenigstens Musik hören, was ich dann auch tat. Mit meinen Kopfhörern in den Ohren schlief ich ein und wachte erst durch mein Hungergefühl auf. "Miss?", rief ich fragend und sie kam zu mir. "Darf ich was essen?", fragte ich sie und sie brachte mir Müsli und Tee. Während ich aß fiel mir auf, das ich nicht die einzige im Krankenflügel war. Auch Eric war da. Er lag schräg rechts von mir. Warum er wohl hier war? Anscheinend spürte er meinen Blick, denn er drehte seinen Kopf zu mir, dann stand er auf und ging zu mir über. "Du bist doch die Neue.", war das erste was er zu mir sagte. Ich lachte kurz auf und meinte dann kleinlaut:"So neu bin ich jetzt auch nicht mehr. Aber ja." Er lächelte mich warmherzig an und ich fragte mich, wieso alle sagten er wäre so schweigsam. "Wieso bist du hier?", wollte ich wissen und trank einen Schluck Tee. Eric verdrehte die Augen und erzählte es mir. Er hatte heute eine allergische Reaktion auf irgendetwas im Essen gehabt und war deswegen hier und dann wollte er meinen Grund für den Aufenthalt wissen. "Jemand hat mich in den See geschubst.", gab ich zu und allein bei dem Gedanken daran wurde mir schon ganz kalt. "Ein Glück das dich Sangster gerettet hat.", lachte er und wackelte mit den dunklen Augenbrauen. "Wir wollten joggen gehen!", verteidigte ich Thomas' Aktion, doch das gab ihm nur einen weiteren Anlass zum falsch interpretieren. "Wenn das so ist. Aber im dunkeln joggen? Ja, ich versteh schon.", grinste er und ich schlug ihm leicht gegen die Schulter. Wow, hatte der Muskeln, sah man ihm eigentlich gar nicht so an. Ich lenkte uns zu einem anderen Thema und so redeten wir noch gefühlte Stunden, bis die Schwester beschloss, dass es Eric wieder gut ging und er jetzt gehen könnte. Wieso musste sie immer alle wegschicken, wenn es gerade witzig wurde? Jetzt hatte ich aber wenigstens Infos über meinen neuen Freund. Er kam aus New Orleans, war der älteste von drei Brüdern, sollte mal eine Firma leiten, aber das konnte er nur mit Abschluss und einem Studium, deswegen hatten sie ihn hier her geschickt. "Wann kann ich wieder auf mein Zimmer?", fragte ich gelangweilt und spielte mit einer Papierkugel. Schmunzelnd kam die Krankenschwester zu mir und hielt mir ein Fieberthermometer hin. Trotzig nahm ich es in den Mund und behielt es so lange, bis es piepte und mir somit Schmerz durch den Kopf jagte. Was mussten diese Dinger auch so verdammt laut sein?! Sie sah auf die Temperaturanzeige und verzog das Gesicht. "Erhöht...", murmelte sie und schüttelte den Kopf. "Du bleibst hier, bis du wieder normale Temperatur hast.", entschied sie und drehte sich um. "Kann ich mir dann wenigstens mein Lieblingsbuch bringen lassen?", fragte ich genervt und sie gestattete es mir. Jetzt musste nur Thomas nochmal vorbei kommen.

Gerade dudelte aus meinen Kopfhörern Flash mich von Mark Foster, eins meiner absoluten Lieblingslieder als mich jemand antippte. Ich sah von meinem Bildschirm auf und konnte in die Gesichter meiner Freundinnen schauen. Sie zogen mir die Ohrstöpsel raus und fingen gleich an zu erzählen. Thomas hatte ihnen erzählt das ich gestoßen wurde und jetzt voll wütend war, denn niemand fasste seine Tanzpartnerin an. "Er regt sich auch voll auf, das die Schwester ihn weggeschickt hat.", lachte Kelly und spielte währenddessen mit meinem Handy. "Könnt ihr ihn mal fragen ob er mir mein Buch bringen könnte?", fragte ich, als sie gerade alle eine Verschnaufspause machten. " 'türlich!", sagte Jessi ernst und salutierte vor mir, dann sprang sie auf und rannte los. Linda schmunzelte und lehnte sich zu mir. "Ganz ehrlich. Stehst du auf ihn?", fragte sie mich flüsternd und ich schüttelte den Kopf. Aber war das wirklich die Wahrheit? Ich konnte es nicht sagen. Wie fühlte sich sowas denn an? Bei sowas hatte ich einfach keinen Plan, auch wenn ich schon einen Freund hatte. Der hatte unsere Beziehung ja nicht ernst genommen. Und wieso war ich eigentlich mit ihm zusammen? Weil er hübsch war. Ja, das war der Grund. Zehn Minuten, nachdem Jessica verschwunden war kam sie mit Thomas wieder, der mein Buch dabei hatte. "Danke.", sagt ich und nahm es ihm ab. Jetzt würde ich mich wenigstens nicht mehr so sehr langweilen. Tommy musste dann auch schon wieder gehen, denn er hatte Schülersprecherpflichten zu erledigen. "Ich muss los.", sagte Linda und wir sahen sie neugierig an. Wo wollte unsere kleine verklemmte Linda denn hin? "Steve und ich treffen uns zum lernen.", gab sie zu uns wurde dabei leicht rot. "Uuuuuh!", machte ich und boxte sie leicht gegen die Schulter. "Schnappt ihn dir, Tiger.", lachte ich, sie verdrehte nur die Augen und verschwand dann. Kelly holte mor noch einen Tee und Gebäck für uns drei und wir chillten noch.

Ich verpasste eine ganze Schulwoche, weil mein Fieber nicht runter ging. Dafür wurde ich aber jeden Tag von meinen Freundinnen und Kumpels besucht. Sie hatten mir am Sonntag auch noch mein Zeichenzeug gebracht und so zeichnete ich immer wieder den Krankensaal, aus anderen Perspektiven. Inzwischen war Mittwoch und gerade saß Eric bei mir. Er und ich waren inzwischen richtig gute Freunde geworden. "Stefanie ist ganz wütend, weil Sangster immer zu deinen Freundinnen rennt und nach dir fragt. Du solltest ihr Gesicht sehen.", erzählte er mir und ich lachte los. Ihr rotes Gesicht konnte ich mir gut vorstellen. Unverbesserlich! Er erstattete mir, genauso wie die anderen immer Bericht über die Ereignisse und anscheinend waren zwei unserer Lehrer jetzt ein Pärchen. "Was sagt die Schulleiterin dazu?", wollte ich wissen und er verdrehte die Augen. "Nichts. Sie lässt sie einfach machen!", empörte er sich und ich schnaubte verärgert. Ich trank einen Schluck Tee, als Thomas herein spaziert kam. "Stör ich?", fragte er und sah zwischen Eric und mir hin und her. "Nein!", lachte ich und stellte meine Tasse ab. Eric verabschiedete sich von uns und wir waren allein. "Wie gehts dir?", fragte er sanft und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Eric noch kurz zuvor gesessen hatte. "Besser. Ich darf morgen wahrscheinlich wieder in den Unterricht.", informierte ich ihn und grinste. "Gut. Weil in weniger als einem Monat ist schon der Ball.", klärte er mich auf und seine Augen strahlten. "Ruh dich nochmal aus, dann können wir morgen intensiver reden.", schlug er vor, umarmte mich kurz und ging dann. Glücklich ließ ich mich zurück in meine Kissen sinken und schlief ein.

Das Internat (Thomas Sangster FF)Where stories live. Discover now