Kapitel 4

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Die ersten Tage bemerkte niemand meine Kunst, doch als dann immer mehr davon auftauchte, wie zum Beispiel in einer Mädchentoilette, einem Klassenzimmer und einmal mitten auf dem Gang. Langsam breiteten sich die Neuigkeiten über dieses grässliche Teufelszeug, wie ein Waldbrand aus und ich hörte die verschiedensten Meinungen. Tomate meinte es wäre einfach schrecklich, wie jemand unsere schöne Schule so verunstalten konnte, aber andere hingegen fanden es ganz cool und im Laufe der Zeit zog ich immer mehr Aufmerksamkeit auf mich. Niemand wusste von wem genau diese Bilder waren, sie alle hatten nur Vermutungen und mich wunderte es das mich unser Schülersprecher noch nicht gemeldet hatte.

Wir trafen uns zufälligerweise in der Bibliothek, wo er fragte:"Was planst du jetzt schon wieder?" Ich hörte das Lachen aus seiner Stimme und flüsterte geheimnisvoll:"Lass dich über raschen." Mit wippendem Pferdeschwanz verschwand ich aus dem großen Raum und ging in die Richtung des Computerraums. Ich schrieb mit meiner besten Freundin aus Amerika, doch obwohl sie online war schrieb sie mir nicht zurück und ich loggte mich angenervt aus. Traurig ging ich durch das Schulhaus und sah jedes meiner Bilder auf dem Weg.

Irgendwann kam ich draußen an und legte mich in den Schatten der Bäume. Ich hatte mein Handy dabei und hörte Musik. Deprimiert lag ich da und dachte über alles nach. Mom und Dad hatten sich immer noch nicht gemeldet und ich drehte mich auf den Bauch. Ich schrieb ihnen hi. Nichts kam zurück und ich wusste das mein Vater sein Handy immer dabei hatte. Er ignorierte mich. Es deprimierte mich und ich stand auf. Am besten ich bewegte mich und tat andere Musik rein. In meinem Zimmer zog ich mir meine Sachen zum joggen an und stellte meine Sport-Playlist zusammen. Ich sagte Kelly was ich tun würde und sie war einverstanden.

Ich joggte durch den Schulwald und verlor mich ganz in der Musik. Mein Atem ging gleichmäßig und mein Herz schlug im Takt. Mein Handy piepte und zeigte mir damit an, das ich eine Pause machen sollte. Erschöpft lehnte ich mich gegen einen Baum und atmete tief durch. Vielleicht würde ich heute auch noch schwimmen gehen. Da man hier nicht von Lehrern gejagt wurde musste ich ja irgendwie anders Sport treiben. Ich dehnte mich nochmal und rannte dann zurück zur Schule. Ja, Bewegung half mir beim denken und entspannen. Gerade als ich wieder ankam , kam mir Stefanie entgegen. Sie rannte mich eiskalt um und schnauzte:"Pass doch auf!" Wortlos zeigte ich ihr den Mittelfinger und sie ging empört weg. Zufälligerweise kam gerader Thomas vorbei und half mir auf. "Alles okay?", fragte er, während ich mich abklopfte. "Ja. Miss Tomatenfresse hat mich nur umgerannt.", sagte ich genervt und er meinte grinsend:"Da braucht jemand wohl eine Tasse Tee." Ich lachte und erwiderte:"Aber zuerst muss ich mich duschen." Er nickte und schlug vor, das wir uns um drei Treffen sollten. Ich stimmte fröhlich zu und rannte nach drinnen.

In unserem Badezimmer sprang ich unter die Dusche und kam keine fünf Minuten darauf wieder heraus. Kelly fragte neugierig:"Und was hast du heute noch vor?" Ich grinste sie an und auch meine beiden anderen Freundinnen sahen mich neugierig an. "Ich werde nun einen Tee mit dem verehrten Thomas Sangster trinken.", sagte ich mit englischem Akzent. Zuerst sahen sie verdattert aus, doch dann fingen sie an über meine Wortwahl und den Akzent zu lachen. "Isso.", grinste ich und zog eine Jeans und ein Top aus dem Schrank. Hurtig zog ich mir noch meine Chucks an und schminkte mich leicht. "Kommt her!", rief ich durchs Zimmer und sie alle kamen auf mich zugetrottet, wie kleine Hündchen. Ich zückte mein Handy und rief:"Selfie!" Zu viert lachten wir albern in die Kamera und ich zeigt es ihnen zufrieden. "Sowas müssen wir öfter machen.", quietschte Jessi begeistert und ließ sich wieder auf ihr Bett fallen. Schnell machte ich mir meine Haare noch zu einem Dutt und dann rannte ich auch schon in die Mensa.

Thomas saß schon da und wartete auf mich, wie ich mit einem kurzen Blick feststellte. Er hatte auch schon zwei dampfende Tassen Tee vor sich und ich atmete nochmal durch. Es durfte nur nicht so aussehen, als hätte ich mir Mühe für ihn gemacht. Locker kam ich rein und sah mich nach ihm um. Als ich ihn dann "endlich" entdeckt hatte ging ich zu ihm über und sagte:"Hey." "Hey. Setzt dich doch.", erwiderte er mit seinem typischen Lächeln. Wir setzten uns wieder gegenüber und sprachen über die verschiedensten Themen. "Lieblinsteesorte?", fragte er und ich überlegte. In New York hatte ich nie wirklich viel Tee getrunken, denn es gab ja an jeder Ecke einen Coffeshop. "Der hier.", sagte ich schlicht und er nickte. "Meiner auch.", lachte er und trank noch einen Schluck. "Lieblingsbuch?", fragte ich ihn und er zuckte mit den Schultern. "Ich hab viele. Kann mich für keins entscheiden.", antwortete er und sah mich fragend an. "Hm... Das Schicksal ist ein mieser Verräter.", sagte ich nach kurzem überlegen. "Wow." Verwirrt sah ich ihn an und er wurde leicht rot. "Was?", fragte ich un lachte los. "Ich hätte nicht gedacht das du übethaupt liest. Und dazu noch so ein Buch.", gab er zu und ich tat so, als wäre ich beleidigt. "Ach hey.", sagte er versöhnlich und ich sah ihn kurz an. "Was?", fragte ich und schniefte. "Sag mir, wie ich das wieder gut machen soll." Sofort fing ich an zu grinsen und er sah mich verschreckt an. "Keine Angst, Großer. Du musst nichts unzüchtiges machen.", lachte ich los und sprach weiter:"Kauf mir Süßigkeiten!" Er lachte und ging mit mir in die Richtung seines Zimmers. Er holte Gummibärchen und Schokolade aus seinem Zimmer und ich umarmte ihn. "Danke!", sagte ich enthusiastisch und rannte mit meinen neuen Süßigkeiten weg. "Hey!", rief er mir schmunzelnd nach, doch ich war schon verschwunden.

Am Abend machten noch alle ihre Hausaufgaben, naja bis auf mich. Wie es ja zu erwarten war. Ich musste härter durchgreifen, wenn ich fliegen sollte. Ein kleiner, fieser Gedanke schlich sich in mein Hirn und den wollte ich auch gleich ausführen. Ich suchte viel Klopapier zusammen und ging dann in einen der Klassenräume. Dort machte ich es nass und warf es gegen die Decke. Das wird morgen eine schöne Sauerei, dachte ich glücklich und ging zurück. "Hey!", flüsterte ich und die anderen Mädchen in meinem Zimmer regten sich langsam. Es kam gegrummel und ein verwirrtes hä? "Ich habe den Plan! Ihr macht mir morgen Wasserbomben! Keine Angst. Ich werfe sie und lasse mich erwischen. Dann flieg ich und ihr seit mich los.", schlug ich mit einem brillantem Grinsen im Gesicht vor. Sie stimmten leise zu und dann legte ich mich auch schlafen.

Das Internat (Thomas Sangster FF)Where stories live. Discover now