Kapitel 12

3.1K 157 11
                                    

Wir verdrückten uns wieder und ich telefonierte herum. Während dem Telefonieren setzte ich Thomas eine Weihnachtsmütze auf. Die Getränke hatte ich schon bestellt, mit dem Auftrag alle sollten blau sein, leider durften wir nichts alkoholisches haben, denn es waren ja auch noch Jüngere, als wir, dabei. "Catering wird nichts.", verkündete Thomas etwas leise und ich sah ihn verwirrt an. "Wir sollen denen in der Küche schreiben, was wir haben wollen.", erklärte er weiter und zusammen setzten wir uns hin und berieten uns, was wir haben wollten und was nicht. "Blaue Cupcakes mit weißen Schneeflocken und anders herum!", schrie ich begeistert und kritzelte es auf den Zettel. Sofort riss er mir den Stift aus der Hand und schrieb noch andere Sachen auf. Er versuchte schön zu schreiben und ich stieß ihn mit Absicht an. "Hey!", rief er empört und sah auf das versaute k. Sofort begann er mit einer Malattacke auf mich, doch ich wich ihm aus. Das mit der kalten Schulter hatte ich voll vergessen und alberte mit ihm herum. Ich hatte mir ebenfalls einen Stift geschnappt und traf ihn mit der Spitze am Arm.

Wir hatten uns gut eine Stunde versucht anzumalen und es hatte echt gut geklappt. Irgendwo hatte ich immer einen schwarzen Strich, sogar im Gesicht. Außer Atem setzte ich mich und lehnte mich an der Wand an. "Du hast da was.", sagte er und machte mir einen Strich über die Wange. "Na warte!", rief ich drohend und stürzte mich auf ihn. Thomas wollte ausweichen, doch ich erwischte seine Lippe. Jetzt hatte er quer über seinen Mund einen fetten schwarzen Strich. "Oh. Sorry!", lachte ich los und versuchte mit meiner Daumenkuppe den Strich wegzumachen, dabei sahen wir uns tief in die Augen. Seine Hand zog meine von seinen Lippen weg und er sagte locker:"Macht doch nichts." Die Tür ging auf und wir sahen auf. Mrs West kam herein und sah sich die Liste an. "Blaue Cupcakes?", fragte sie lachend. "Ja. Blau ist eine kalte Farbe und es ist ja ein Winterball und das passt doch, oder?" Sie nickte und wollte noch wissen was wir alles brauchten. Uns fiel aber gerade nichts mehr ein, also zischte sie wieder ab und Tommy musste auch gehen. "Bis morgen.", sagte er lächelnd und verschwand. Was der jetzt noch vorhatte interessierte mich schon aber wahrscheinlich war es nur langweiliges Schülersprecherzeug, von dem ich eh nichts verstand. Da morgen schon Freitag war hieß das, dass wir am Samstag unsere Kleider kaufen würden. Wie ich mich da drauf freute!

Meine drei Freundinnen hatten mich überredet endlich mal Hausaufgaben zu machen und waren ganz erstaunt darüber das ich es so gut beherrschte. Während ich an meiner Matheaufgabe saß beschwerte sich Kelly lautstark über Kunst. "Wieso verdammt nochmal muss ich ein Bild zeichnen?!", knurrte sie und zerknüllte schon das fünfte oder sechste Blatt. "Gib her.", sagte ich und nahm ihr den Blick ab. Sie sollte ein Buch zeichnen, was für mich eine der leichtesten Übungen der Welt war. "Das ist zu perfekt. Mach es ein bisschen ungenauer, jeder weiß das sie nicht gut zeichnen kann.", meinte Linda und deutete auf verschiedene Stellen. "Danke!", fauchte Kelly und erledigte meine restlichen Aufgaben. Ich hatte ihre kleine Zeichnung fertig und setzte mich nun an meinen Zeichenblock. "Was kritzelst du da eigentlich immer?", fragte eine der Drei und setzte sich neben mich. Ich zuckte mit den Schultern und zeigte ihr das Blatt. "In New York hatten wir einen Kunst-Club und durften uns an einer unserer Schulmauern austoben oder selbst eines der Klassenzimmer umgestalten.", erklärte ich stolz und fühlte sofort wie das Heimweh in mir hochstieg. Wieso lernte ich nicht, das es mir weh tat an New York zu denken? Linda sah mir anscheinend an, dass ich jetzt etwas traurig war, denn sie kam sofort zu mir und schlug vor:"Wir können übermorgen auch ein paar Bilder schießen." Begeistert stimmte ich zu und ging dann ins Bad. Nachdem Abendessen lag ich im Bett und schlief ein. Meine Gedanken hielten endlich mal ihre Klappe und ich war echt froh darüber.

Mitten in der Nacht wachte ich von Bauckrämpfen geplagt auf. Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht ging ich ins Bad und erledigte dort Mädchensachen. Der Morgen brach für meine Verhältnisse viel zu früh an und jetzt bekamen sie die ganze Power, meines gereizten Wesens zu spüren. Beim Frühstück ignorierte ich jeden oder fuhr ihn fies an. Sie holten mir Tee, den ich nur mit einem abwertenden Blick bedachte. "Ich will Kaffee!", fing ich an zu nörgeln und die anderen verdrehten schon die Augen. "Da hat Thomas ja heut 'nen anstrengenden Tag vor sich.", murmelte Linda, die bereits total genervt war. Ich hatte heute morgen noch keinen einzigen Gedanken an Thomas verschwendet, wow das musste ja was heißen. Meinen Tee hatte ich schnell leer und essen wollte ich nichts, denn dann würde ich mit ziemlicher Sicherheit kotzen und das kam nicht gut. Schweigend machte ich mich also auf den Weg in unser Klassenzimmer.

Er wartete bereits auf mich und hatte schon angefangen weiter zu machen. "Morgen.", sagte ich leise und setzte mich auf einen Stuhl. "Was ist denn mit dir los?", fragt er, während wir an Girlanden rumwerkelten. "Bauchweh.", sagte ich lustlos und verzog einmal das Gesicht. Thomas sah mich besorgt an und legte seine Hand auf meine Stirn, um zu überprüfen ob ich kein Fieber hatte. "Alles okay. Echt.", meinte ich beschwichtigend und zwang mich zu einem Lächeln. Misstrauisch warf er mir noch einen letzten Blick zu, dann arbeitete er weiter. Wir widmeten uns verschiedenen Aufgaben. Mal bastelten wir, dann telefonieren wir, berieten uns wegen der Musik und so. Gerade wählten wir die Lieder aus, die die Band spielen sollte, als besagte Band auch reinkam. Sie begrüßten uns nacheinander und wollten wissen, ob wir schon eine Auswahl hatten und natürlich überreichten wir ihnen gleich die Liste. "Cool und bis wann sollen wir spielen?", fragte ein Typ mit Nerdbrille. Darüber hatten wir uns noch gar keine Gedanken gemacht. "Wir müssen noch Plakate drucken. Aber möglichst am Anfang, das ihr auch noch was vom Abend habt, oder?", ich sah Thomas fragend an und er stimmte zu. Nun hatten wir einen neuen Punkt auf dem Plan. Plakate gestalten.

Wir hatten uns aus dem Lehrerzimmer blaues Papier geholt und am Pc den Text geschrieben. Noch am selben Tag druckten wir es. Auf dem Plakat stand:

Großer Weihnachtsschulball !
Termin: 20.12
Beginn: 20.00
Ende: ungewiss (für jüngere Schüler endet es schon um 21.30)
Ort: Turnhalle
Ab 20.00 spielt unsere Schulband bis um 21.00 oder 21.30.
Es werden auch ein Ballkönig und eine Ballkönigin gewählt. Wir hoffen ihr werdet euch gut amüsieren und es genießen.

Zufrieden betrachteten wir unser Werk und verzogen uns wieder in unser kleines Kunstreich. Manchmal sahen Lehrer vorbei oder ein paar Schüler, die die Kleiderordnung wissen wollten, doch meistens scheuchten wir sie weg. Sowohl Lehrer, als auch Schüler. Sie störten unsere Kreativität und das war ganz und gar nicht gut.

Das Internat (Thomas Sangster FF)Where stories live. Discover now