Kapitel 18

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Diesen Morgen stand ich von alleine auf, denn ich musste mir eine Ganzkörperpflege verpassen. Klamotten raus suchen, unter die Dusche, anziehen, Zähne putzen und die anderen wecken. "Ne.", grunzte Jessi und ich lachte. Sie hatte eine so süße Morgenstimme. Ich versuchte Josephs' Stimme nach zumachen und flüsterte ihr, mit tiefer Stimme, ins Ohr:"Ouh ja gibs mir!" Dann fuhr ich mit meiner kalten Hand unter ihre Decke und zu ihrem Bauch. "Jo, hör auf.", murmelte sie in ihr Kissen und schrie dann auf. Lachend stieß ich mich von ihrem Bett weg und die anderen beiden warfen uns wütende Blicke zu. "Morgen!", flötete ich und riss die Fenster auf, was sich als fataler Fehler herausstellte, denn der ganze Schnee, der über Nacht gefallen war, fiel jetzt in unser Zimmer. Jessi gab mir ein Handtuch und ich beförderte alles wieder nach draußen. Ich warf meine Schulsachen in meine Tasche und wartete an der Tür auf meine Freundinnen, dann machten wir uns gemeinsam auf den Weg in die Mensa.

Miri stand am Eingang und ich atmete tief durch, wenn sie nur einen Kommentar abgeben würde, dann würde ich ihr die Nase brechen. "Hey Pottwal!", rief sie zu uns herüber und fing an mit ihren Freundinnen über diesen niveaulosen Witz zu lachen. Ruhig ging ich zu ihr über und fuhr mir durch die Haare. "Was willst du, Planschkuh?", fragte ich und sah ihr kalt in die Augen. Empört schnappte sie nach Luft und ich meinte:"Dir würde Sport auch ganz gut tun, sonst löst du beim laufen noch ein Erdbeben oder einen Tsunami aus." Verdattert starrte sie mir nach und ich machte mich auf den Weg nach drinnen. "Isa, du musst mit mir Sport treiben.", bat mich Kelly und ich nickte. "Dann musst du dich aber auch gesünder ernähren.", sagte ich und machte ihr ein gesundes Frühstück. Gemeinsam verschlangen wir drei es und machten uns dann auf den Weg in den Englischunterricht.

Mr Brook redete gerade über Hamlet, als irgendetwas klingelte. Alle sahen nach vorne zu ihm und er wurde rosa. "Wartet eine Sekunde.", bat er uns und holte sein Handy raus. Vorlaut wie ich war rief ich quer durch die Klasse:"Handys sind in der Schuler verboten! Aber jetzt wo sie es schon da haben können Sie's auch vorlesen!" Unser Lehrer warf mir einen bösen Blick zu, den ich gekonnt ignorierte und grinsend wartete. "Lest jetzt bitte Seite 185, solange ich beschäftigt bin.", ordnete er uns an und wir holten unsere Bücher hervor. Ich las einen Satz mindestens fünfmal und hatte immer noch nicht verstanden, um was es ging. Was hatte ich denn nur wieder für Probleme? Frustriert starrte ich die Seite an und fing an den Menschen, auf den Bildern, Schnurrbärte zu malen. Am Ende hatten alle Seiten mit Leuten darauf jetzt "Verschönerungen" im Gesicht und ich musste ein lachen unterdrücken. "Könnten Sie ihre künstlerischen Fähigkeiten bitte im Kunstunterricht ausleben?", fragte mein Englischlehrer, doch ich konnte das Schmunzeln in seiner Stimme erkennen. "Natürlich, aber nur wenn Sie erzählen, was in der SMS stand.", forderte ich und grinste frech. Er schnaufte und fuhr sich durch die Haare. "Meine Freundin und ich kriegen ein Baby.", verkündete er und die ganze Klasse flippte aus. Die einen quietschten, wie süß das war, andere fragten, ob er schon wüsste ob es ein Junge oder ein Mädchen werden würde, oder auch, ob sie schon Namen hätten. Vergeblich versuchte er uns wieder zur Ruhe zu bringen, doch wie sollte man dreißig Mädchen die gerade einen Anfall hatten zur Ruhe bringen? Er gab es schon nach kurzer Zeit auf und las in einem Buch. Langsam teilte sich die Klasse auf und jeder quatschte mit seiner Gruppe weiter. Ich war, wie üblich, bei meinen Freundinnen. "Oh Gott in vier Tagen ist schon der Ball.", seufzte Linda und sah verträumt in die Luft. Hatte sie sich etwa in ihren kleinen Perfektling verknallt? Neugierig rutsche ich zu ihr und klimperte sie an. "Ne, ich sag nichts!", kicherte sie und drehte sich weg. Oh Gott, anscheinend war sie echt verliebt.

Wir lungerten in der Bibliothek herum und versuchten für einen kommenden Test zu lernen. "Können wir nicht was anderes machen?", fragte ich und legte meinen Kopf auf das Buch. "Sei nicht so faul!", sagte Jessi und blätterte in einem Lexikon, um sich dann etwas raus zuschreiben. Müde riss ich meinen Mund auf und gähnte:"Ich hab Hunger!" Alle warfen mir einen genervten Blick zu und ich packte Kellys Arm. "Wir beide gehen jetzt trainieren!", sagte ich energiegeladen und zog sie mit auf unser Zimmer, wo wir uns umzogen und dann in die Turnhalle gingen.

Zuerst dehnten wir uns und dann holte ich Springseile. Nebenbei lief von 5 Seconds of Summer She looks so perfect und ich fing an zu springen. Meine Haare hatte ich zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen gebunden und trotzdem flogen sie mir immer wieder ins Gesicht. Kelly machte mir alle Sprünge nach und grinste mich dabei, mit rosanem Gesicht, an. "Jetzt sprinten wir.", beschloss ich spontan und stellte Hütchen auf. Wir schüttelten uns kurz aus und gingen dann in Startposition. Ich zählte von drei runter und sprintete dann bei null los, Kelly mir hinternher. "Geht doch.", meinte ich etwas atemlos und strich mir lose Strähnen zurück. Von oben konnte man zu uns runter sehen und jetzt versammelten sich dort ein paar Jungs. "Ignorier sie.", riet ich meiner Freundin und schnappte mir wieder mein Seil. Lachend machte ich Kreuzsprünge und erst als ich Eric's und Thomas' Stimmen hörte sah ich auf. Sie standen oben und winkten zu uns runter. "Warum trainierst du?", rief Eric runter und ich rief zurück:"Ich muss doch gut für Tommy aussehen." und warf dem Angesprochenen einen frechen Blick zu. Einen Moment schien er verlegen und überlegte, dann erwiderte er:"Das tust du schon, Kleine!" Ich lachte und drehte mich kopfschüttelnd zu Kelly, welche brav weiter machte. Zur Hintertür kam Daniel rein und schleichte sich an seine Verabredung an. Ich grinste in mich hinein und machte ein paar Hampelmänner. "Hey Kell", sagte er zu ihr und sie zuckte zusammen. Sie biss sich auf die Lippe und warf mir einen bittenden Blick zu, so nett wie ich war, ließ ich sie natürlich mit ihm reden und zog mich so langsam in eine Umkleide zurück. Mein Freund stand vor einem Spiegel und grinste. "Du bringst Sangster ja wirklich in Verlegenheit.", lachte er und wuschelte mir über den Kopf, dafür hätte ich ihn getötet, doch heute wollte ich mal keinen Mord begehen. Stattdessen strafte ich ihn mit einem bösen Blick und stellte mich vor den Spiegel. Mein Make-Up sah noch perfekt aus und auch meine Haare waren noch in Ordnung, auch nach dieser miesen Wuschelattacke. "Kelly und Daniel?", fragte er und ich nickte. "Ja. Ich glaub sie kommen am Ball zusammen.", ließ ich ihn wissen und er prustete los. "Was?", fragte ich völlig verwirrt und er lachte noch mehr. Unter seinem Lachanfall bekam er gerade so hervor:"Guck mal runter." Ich rannte zum Geländer und schaute runter. Sie hielten sich in den Armen und küssten sich. Küssen verbrannte ja pro Minute 20 Kalorien. "20 Kalorien...", murmelte ich und spielte dabei mit dem Saum meines T-Shirts. "Was 20 Kalorien?", wollte mein Kumpel wissen und ich drehte mich um. "Verbrennt das Küssen pro Minute.", informierte ich ihn und er packte mich an der Hand und zog mich ganz nah vor sich. "Wollen wir Kalorien verbrennen?", fragte er mit rauer Stimme und lächelte mich an. "Nein!", kreischte ich auf und er ließ mich los. "War bloß Spaß. Aber mit Sangster würdest du's bestimmt gern.", sagte er und ich schnaubte eingeschnappt. Zickig, wie ich war, ging ich auf ihn los und versuchte ihn zu schlagen. Es scheiterte, daran, dass ich kleiner war als er und Eric mehr Muskeln hatte, als ich. Bockig ging ich nach unten und holte mein Handy. "Ich geh jetzt!", informierte ich das knutschende Pärchen und verschwand aus der Sporthalle. Wie lange küssten sich die beiden schon?

Das Internat (Thomas Sangster FF)Where stories live. Discover now