Kapitel 3

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Es war erst Mittwoch und ich verfluchte es, dass die Zeit nicht schneller vorüber ging, doch es hatte auch einen Vorteil. Ich konnte meinen Plan besser austüfteln und mir mein genaues Motiv überlgen. Sollte ich ein Bild mache, wo die Bücher in Flammen standen? Oder eher mit Tee übergossen waren? Das alles überlegte ich mir in Stunden wie Mathe, Englisch oder Chemie. Würde ich mich anstrengen, dann wäre ich ein kleiner Streber, doch dem war nicht so und ich würde mich auch nicht ändern. Ich schrieb gerade den Hefteintrag ab, als eine Durchsage kam. "Isabella Miller sofort ins Direktorat." Alle hatten sich zu mir umgedreht, doch ich stand einfach nur auf und ging davon. Meine Freundinnen hatten mir natürlich auch den Weg zur Direktorin gezeigt und ich klopfte kurz an.

Der Raum war schlicht in weiß und creme gehalten, was mich etwas langweilte, dann sagte ich:"Ich wüsste nicht was ich angestellt habe." Die Direktorin seufzte und zeigte auf einen Stuhl vor dem Pult. "Wieso beteiligst du dich nicht am Unterricht?", fragte sie und sah etwas gestresst aus. Gab es etwa mehr von mir an dieser Schule und ich hatte sie noch nichte gefunden? "Weil mich das alles nicht interessiert.", gab ich schlicht als Antwort und sie seufzte. Sie schien das wirklich mitzunehmen und ich hatte etwas Mitleid mit ihr. Aber nur ein bisschen.

Die ganze Woche verging eher schleppend und als endlich der Samstag "Morgen" angebrochen war grinste ich schon, wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland. Um genau zu sein war es nicht mehr Morgen, sondern schon Mittag und das hieß, das die anderen schon weg waren. Ich sprang gelassen unter die Dusche und genoss das warme Wasser auf meiner Haut. Dann machte ich mich auf zum Mittagessen und sah das nur vereinzelt ältere Schülerinnen und Schüler da waren. Ich hatte meine Umhängetasche dabei, in der ich meine Dosen versteckt hatte.

Gerade war ich außen an der Mauer angekommen, zog ich schon meinen Mundschutz hervor. Ich hatte keine Zeit Schablonen anzufertigen und so musste ich alles freihand sprayen. Ich hatte mich für die englische Variante entschieden, was hieß das ich eine umgefallene Teetasse abbildete, die ihren ganzen Inhalt über einen Stapel Bücher ergoss. Natürlich hatten alle Bücher eine andere Farbe und am Schluss war ich ganz zufrieden mit meinem Werk. Ich hatte aber nicht bemerkt das mich jemand beobachtet hatte und ich nun wahrscheinlich ernsthafte Schwierigkeiten bekommen würde. Aber genau das wollte ich doch. Dieser Jemand, der mich beobachtet hatte war kein anderer als Thomas. Er klatschte langsam in die Hände und sagte dann:"Du bist ja eine richtige Künstlerin." Erschrocken fuhr ich herum und er grinste mich an. "Danke.", sagte ich und zog , mir meinen Mundschutz weg. "Wieso bist du nicht in der Stadt?", fragte ich neugierig und warf meine Sachen in meine Tasche. "Ich wollte ein bisschen entspannen und es genießen, dass Stefanie weg ist.", erklärte er höflich und ich nickte, hob meine Tasche hoch und ging auf ihn zu. "Wenn du dich entspannen willst, dann bist du hier an der falschen Adresse.", erklärte ich und sah ihn abwartend an. "Willst du mich nicht verpfeifen?", fragte ich verdutzt, als er immer noch neben mir stand und das Bild ansah. "Wieso Tee?", fragte er und ich erklärte:"Weil es englisch ist." Er schmunzelte und schlug vor:"Ich lade dich auf einen Tee ein und du erklärte mir wieso du unbedingt ärger haben willst." Er hielt mir seinen Arm hin und ich hielt mich bei ihm ein.

Wir kamen im Speisesaal an und er holte uns zwei Tassen seines Lieblingstees. Zuerst saßen wir uns schweigend gegenüber, doch dann fragte er:"Also?" Und so erzählte ich ihm die Story von Anfang an und er hörte zu, ohne mich auch nur einmal zu unterbrechen. Ich rechnete es ihm hoch an und hin und wieder musste er schmunzeln. Ich starrte in meinen Tee und er sagte:"Wow. Du hast echt schon viel angestellt, aber nur, weil deine Freunde sowas tun musst du das doch nicht auch tun." Ich schnaubte und entgegnete:"Bei uns in den USA läuft das anders. Entweder du bist eine Schlampe, ein Nerd oder ein naja Bad Girl. Und da ich nunmal keine von der ersten Gruppe sein wollte entschloss ich mich dazu letzterem beizutreten, denn Nerds sind nicht gerade beliebt." "Was wäre ich dann bei euch?", fragte er und ich musterte ihn nochmal kurz. "Einer der beliebten, aber intelligenten Jungs.", schoss es aus meinem Mund heraus und er nickte nur schweigend. Wir tranken noch unseren restlichen Tee, dann hörte man schon die anderen Schüler kommen. "Bis dann.", verabschiedete ich mich von ihm und ging auf mein Zimmer. Ich musste diese Dosen noch loswerden und das ging am besten, wenn Tomatenkopf mich noch nicht gesehen hätte. Leise schlich ich raus und machte mich auf den Weg zu einem der Schlafräume, der den Jüngeren gehörte. Oder war es doch besser sie wegzuwerfen? Ich beschloss das Zweiteres die bessere Lösung war und so wartete ich, das es Nacht wurde.

Es war Neumond und ich schlich mich bei völliger Dunkelheit nach unten zu den Kontainern. Leise vergrub ich die Sprühdosen gaaanz unten und wollte dann zurück schleichen, als ich einer Katze auf den Schwanz trat. Sie jaulte laut auf und grub ihre Krallen in mein Bein. Ich musste mir auf die Hand beißen, nur um nicht zu schreien. Es tat so unbeschreiblich weh. Wütend zischte ich:"Verpiss dich du Mistvieh!" Das was gerade passiert war, war ein sehr guter Grund Katzen zu hassen. Meiner Meinung nach. Wieder in meinem Zimmer angekommen legte ich mich sofort ins Bett, denn draußen war es eiskalt gewesen. Aus den kleinen Wunden, die die Katze hinterlassen hatte sickerte Blut und ich atmete gernervt aus. Dieses Mistvieh!

Das Internat (Thomas Sangster FF)Where stories live. Discover now