Kapitel 30

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Leise, wie eine Katze, schlich ich mich zum Direktoriat und hoffte inständig, dass Mrs West schon zu Bett gegangen war. Mit pochendem Herzen lauschte ich an der Tür und lächelte. Sie war nicht mehr im Büro. Naiv, wie ich war, versuchte ich die Tür zu öffnen. Aber eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass sie abgeschlossen war. Da ich keine Haarspange hatte konnte ich die Tür so nicht aufkriegen. Einige Zeit saß ich grübelnd vor der Tür und dann kam mir eine Idee. Ich rannte zum Fenster am Ende des Ganges und öffnete es vorsichtig. Der Wind bließ mir entgegen und ich steckte den Kopf nach draußen. Eins der Bürofenster war gekippt und ich fasste meinen ganzen amerikanischen Mut und kletterte auf das Fensterbrett. Wie zum Teufel sollte ich da rüber kommen? Mein Herz schlug so laut, das ich schon Angst hatte ich könnte damit jemanden wecken, was aber gar nicht der Fall sein konnte, denn das war der Trakt mit den Klassenräumen. Suchend ließ ich meinen Blick über die Fassade des Hauses gleiten und sah dann einen schmalen Vorsprung. Zum Glück war das Gebäude so uralt. Zitternd kletterte ich zum gekippten Fenster und öffnete es, indem ich meine Hand hineinzwängte. Ich landete auf meinen Sohlen und kippte das Fenster wieder. Schnell huschte ich zum Computer und schob die Maus ein paar mal hin und her. Er war nur auf Standby und schaltete sich schnell wieder an. Ich steckte mein Handy mit einem USB-Kabel an und zog den Ordner Thomas Sangster auf mein Telefon. Es war fertig und ich verschwand wieder auf die gleiche Weise.

"Bin wieder da.", verkündete ich und warf mich auf mein Bett. Keine Reaktion von den Dreien. Anscheinend schliefen sie schon tief und fest. Ich folgte ihnen kurze Zeit darauf ins Land der Träume.

Bibbernd stand ich draußen und räumte den Schnee weg. Meine Lehrer konnte mich also schon nicht mehr leiden. Das war gut, aber mussten sie mir so scheiß Aufgaben geben? Schnee schippen, während es schneit? Sogar durch meine Handschuhe fror mich und nicht mal meine Dicke Jacke half mir wirklich. "Du hast da was vergessen!", lachte Tomate und kickte mir wieder Schnee auf den Weg. Durch ihre roten Wangen sah sie noch tomatenhafter aus als sonst und ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich machte einen Schneeball und warf ihn ihr auf den Hinterkopf. Wütend fuhr sie herum und ich fing an zu kichern. Es stimmte mich echt fröhlich, sie wütend zu sehen. "Wie kannst du es wagen?!", fing sie an, doch ich ignorierte sie geflissentlich. "Schon gut.", meinte ihre Begleitung und führte sie hinein. Immernoch in mich hineinlächelnd machte ich weiter und stellte die Schaufel dann im Gartenhaus ab. Zitternd ging ich nach drinnen und holte mein Buch aus meinem Zimmer. Inzwischen war ich schon bei der Brandwüste und ging mit dem Buch im Arm in die Bücherei. Zur Sicherheit hatte ich auch schon die Todeszone dabei. Auf einem Tablett hatte ich einen Tee stehen und verkrümelte mich in die letzte Ecke der Bücherei. Ich machte es mir in dem Sessel bequem und fing an zu lesen. "Nein!", schrie ich und schleuderte das Buch weg von mir. "Pscht!", machte jemand und ich entschuldigte mich kleinlaut. Fassungslos starrte ich das Buch an und verfluchte den Autor für die Geschichte. Das hatte zwei Gründe. Erstens war ich süchtig nach diesen Büchern und zweitens was da drin gerade passiert war. "So schlimm?", fragte Eric belustigt und reichte mir mein Buch wieder. "Ja!", schnaufte ich und schlug es wieder auf. Neben ihm stand ein Mädchen, etwa so alt wie ich und sah mich schüchtern an. "Deine Freundin?", fragte ich ungeniert und sah zwischen ihnen hin und her. Sie hielten zwar keine Hände, doch man konnte es deutlich sehen, wie die Funken nur so sprangen. "N-nein.", stotterte er und ich grinste nur vielsagend. "Anna.", stellte sie sich vor und hielt mir ihre Hand hin. Ich schüttelte sie und erwiderte:"Isabella, aber du kannst mich Bella oder Isa nennen." Sie lächelte und sah zwischen Eric und mir hin und her. "Wenn ihr nicht zusammen seit, was seit ihr dann?", fragte ich und sah beide neugierig an. "Freunde und Anna ist meine Nachhilfelehrerin.", murmelte er und ich grinste wieder nur. "Okay, dann lasst euch nicht beim lernen stören.", meinte ich und widmete mich demonstrativ wieder meinem Buch. Schweren Herzens laß ich weiter und war kurz davor in Tränen auszubrechen. Wie konnte man mir diese Ups und Downs nur zumuten?! Abwesend griff ich nach meiner Tasse und versuchte einen Schluck zu trinken, was mir wundersamer weise auch gelang. Es war wieder so ein Moment, in dem ich ausgerastet wäre, hätte ich mich selbst nicht schnell erinnert, dass ich in einer Bibliothek war. Seufzend stand ich auf und machte mich auf den Weg auf mein Zimmer.

Erschöpft vom Lesen schlurfte ich den Gang entlang und bemerkte dabei nicht, dass mir etliche Schüler entgegen kamen. Erst als ich angerempelt wurde sah ich bewusst auf. Verwirrt sah ich zwischen den Einzelnen hin und her. Ich drehte mich um und ließ mich vom Strom mit in unsere Mensa ziehen. Völlig neben der Spur ließ ich mich neben Jessi fallen und fragte:"Was ist denn los?" Sie kicherte und drehte sich zu mir. "Nur 'ne kleine Ansprache, kommt immer nach Neujahr. Mal früher, mal später.", erklärte sie und drehte sich wieder weg. Der Grund war ihr Prinz Charming. Lächelnd sah ich zu den anderen, doch die waren auch alle in Gespräche vertieft. War das ihr f*cking Ernst?! Jede hatte ihren eigenen Prinzen und ich war die Außenseiterin. Grummelnd sah ich zur Direktorin und lehnte dabei meinen Kopf, auf meine Hand. Steve, Daniel und Joseph entschieden sich dann auch noch dazu uns während der Ansprache bei zu wohnen und ich war nicht erfreut darüber. Mrs West laberte von neuen Anfängen, von schönen und nicht so schönen Erinnerungen und von lustigen Momenten. Ich war versucht einfach langweilig zu rufen, doch ich hielt mich zurück. Dann fiel mir etwas ein und ich winkte meine Freundinnen in die Mitte des Tisches. Sie beugten sich vor und ich erzählte ihnen von Thomas Akte. Sofort wurden ihre Augen groß, wie die von Animefiguren und ich musste schmunzeln. "Danach auf unserem Zimmer.", flüsterte ich und widmete meine Aufmerksamkeit wieder dem Lehrertisch. Inzwischen war sie schon fertig und wir Schüler konnten wieder verschwinden.

Auf ihrem Zimmer versammelten sie sich alle auf Kellys Bett, denn da würde man sie nicht gleich sehen, doch sie hätten die Tür immernoch gut im Blick. Schnell tippte ich auf meinem Handy heurm und biss mir dabei gespannt auf der Lippe herum. Ich hatte die Datei gefunden und sah die anderen kurz an. Sie waren genauso angespannt wie ich. Es kam mir vor als würde es Jahre dauern, bis man endlich lesen konnte, was dort stand. Mir stockte der Atem und auch den anderen schien es die Sprache verschlagen zu haben. "Das hätte ich echt nicht gedacht...", murmelte Jessi dann und ich nickte langsam. Es war echt nicht von ihm zu erwarten.

-Sorry das ich erst so spät update, aber ich mach die Woche Praktikum und ich werd erst nach vier updaten, da ich da aus habe :) ich hoffe euch gefällt das Kapitel :3-

Das Internat (Thomas Sangster FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora