Kapitel 10

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Als ich hoffte, das die restlichen Stunden schnell rum sein würden, war dem natürlich nicht so. Unser Lehrer quatschte irgendwas von Determinanten, doch ich hörte ihm gar nicht zu. Ich wollte die Uhr durch mein ständiges Starren dazu bringen schneller zu ticken. Leider funktionierte es nicht und erst durch die Stimme meines Lehrers kam ich zurück, als er sagte:"Wenn du die Uhr töten willst, musst du sie schon zerschlagen." Alle lachten und ich erwiderte:"Ich will sie nicht töten. Nur einschüchtern." Er nickte schmunzelnd und ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und widmete mich wieder der Uhr. Es kümmerte ihn nicht, deswegen fuhr er ungerührt mit seinem Unterricht fort. Wieso waren nicht alle Lehrer so?

Die Pause kam wirklich schnell und ich wollte mich gerade setzen, doch Thomas zog mich mit rüber zum Lehrertisch. Verwirrt sah ich ihn an und setzte mich neben ihn. "Du hast brilliante und echt ausgefallene Ideen und ich finde alle gut. Echt.", sagte er und holte den Zettel raus. "Was gefällt dir am besten?", fragte ich hibbelig und er deutete auf zwei Themen. Das erste war naja ich hatte es spontan "Winterzeit" genannt und das andere war eher so 50ziger Jahre. "Wenn wir Winterzeit nehmen und am Fasching so hingehen, beziehungsweise das das Thema ist.", schlug er vor und lächelte mich an. "Okay, dann müssen wir Deko machen, kaufen und allen sagen, wie es wird.", sagte ich eilig und sprang schon auf. "Komm wir müssen zu Mrs West!", rief ich und zog ihn hinter mir her. So schnell schauten die Anderen gar nicht, da waren wir schon weg. Ich klopfte einmal an und trat dann ein. "Mrs West! Wir haben uns auf ein Thema geeinigt und wir wollten fragen, wann wir beginnen können.", plapperte ich los und sie sah mich schmunzelnd an. Wir erklärten es ihr und sie war sofort begeistert davon. Sie würde so schnell wie es ging eine Lehrerkonferenz einberufen und jeder Klasse eine Aufgabe zuteilen. Ich strahlte über beide Ohren und kaum das sie uns entlassen hatte flitzte ich schon zu meinen Freudinnen, um ihnen alles zu erzählen.

Am Nachmittag saßen wir in unserem Zimmer und berieten uns wegen der Kleider. "Es muss zum Thema passen.", meinte Linda streng und sah eine nach der anderen an. "Da passt doch alles!", kicherte Kelly und holte einen Rock und ein Top heraus. "Sexy, aber ein bisschen zu sommerlich, für das Thema "Winterzeit". Findest du nicht?", lachte ich und holte eines meiner Partykleider raus. "Das hatte ich mal auf nem Konzert an.", grinste ich und hielt es Jessi hin. "Zieh mal an!", forderte ich sie auf und kramte nach weiteren Kleidern. Alle meine Freundinnen und ich hatten dann Kleider an und legte einen roten "Teppich" aus roten Handtüchern. Wir stöckelten über sie und fielen hin und wieder fast auf die Fresse. Unser gekicher wurde zu richtig lauten Lachern, was unsere Nachbarinnen anscheinend störte, denn nach einiger Zeit hämmerten sie gegen die Wand. Wir verstummten irgendwann und lagen erschöpft auf dem Boden. "Ich freue mich so auf's Einkaufen!", sagte ich außer Atem und starrte an die Decke. "Wir uns auch.", sprach Linda für ihre Freundinnen und sich. "Bis wann willst du dich eigentlich mit Thomas treffen?", fragte Jessi und wackelte dabei mit ihren Augenbrauen. "Keine Ahnung. Ich frag ihn jetzt einfach.", schlug ich vor und sprang auf. "Willst du dich nicht umziehen?", fragte Linda etwas schockiert, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Wer will mit?", fragte ich in die Runde und sofort sprang Jessi auf. Zusammen gingen wir den Gang entlang und kamen im Jungsgang an. Viele lungerten einfach nur auf den Gängen rum. Anscheinend war das bei ihnen so ein Trend. Hochnäsig fragte ich einen Jungen, ob er wusste wo Thomas war. Und ich war nur hochnäsig, weil ich mich grade hübsch fand. Joseph kam den Gang entlang und musterte sowohl seine Ballbegleitung, als auch mich. Jessica strahlte ihn selbstsicher an und ich fragte nochmals nach Thomas. "Auf seinem Zimmer.", sagte er und ging voraus, dabei hatte er meiner Freundin einen Arm um die Schulter gelegt. Er öffnete die Tür und man sah in ein aufgeräumtes Zimmer. Unseres schien im Vergleich zu dem wie der reinste Saustall. "Besuch für dich!", lachte Joseph und trat ein, wir folgten ihm und als Thomas von seinem Block aufsah staunte er nicht schlecht. Ich ignorierte das er für einen Moment starrte und kam deshalb gleich zur Sache. "Wann wollen wir uns treffen? Um alles noch zu planen.", fragte ich ihn. "Mir egal.", sagte er und stand auf. Interessiert, was er da gemacht hatte ging ich hin und warf einen Blick auf das Blatt. Er hatte versucht etwas zu zeichnen und es sah einfach nur grottig aus. "Was soll das werden?", fragte ich und er drehte sich zu mir. Irgendwie vertieften wir uns in das Thema Ball und wie alles sein sollte. Anscheinend wollten wir jetzt planen und vorbereiten. "Treffen wir uns um acht nochmal im Kunstsaal?", fragte ich und Tommy stimmte mir fröhlich zu. Dort würden wir mit den ersten Aufgaben anfangen und es waren echt viele.

Ich war schon um kurz vor acht unten in dem Raum und holte alle Papiere, Fäden, Stifte und Lineale heraus. Meine Joggingshose hatte Farbflecken, genauso wie mein T-Shirt. Thomas kam nur wenige Minuten nach mir und sah den Tisch, wo ich alles ausgebreitet hatte, an. Fröhlich winkte ich ihn zu mir und begann mit ihm Schneeflocken, Sterne und einen Mond zu basteln. Er schnitt, ich zeichnete. Wir waren ein eingespieltes Team. "Gibst du mir bitte mal den Pinsel?", fragte ich und er warf ihn mir zu. Das Blöde war nur, dass er mir voll ins Gesicht flog und da Farbe dran war. Jetzt hatte ich einen blauen Streifen im Gesicht und so begann unser Farbkrieg. Wir jagten uns durch das Zimmer und versuchten den anderen mit dem Pinsel zu erwischen. Tollpatschig, wie ich war stolperte ich über eine Tasche, die auf dem Boden lag und ich fiel hin. Thomas ergriff seine Chance und kniete sich über mich. Er beugte sich zu mir runter und wir waren uns extrem nahe. Nur wenige Zentimeter trennten uns voneinander und ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Kurz huschten seine Augen zwischen meinen Lippen und meinen Augen hin und her. Ich näherte mich ihm langsam, da wurde die Tür aufgerissen und wir sprangen sofort auf. Es war Mrs West mit Stefanie im Schlepptau und wir zeigten ihnen stolz, was wir schon alles gemacht hatten. Sie bewunderte unsere Arbeit und verschwand dann wieder. Stefanie warf mir nur einen Todesblick zu und folgte ihr dann gleich auf den Fersen. Für einen Moment herrschte peinliche Stille, dann sagte ich:"Du bist da blau." Wow Bella. Was blöderes konnte dir nicht mehr einfallen?! Er wischte sich über die Unterlippe und half mir dann beim aufräumen. Wir wuschen die Pinsel schweigend aus, als er mich auf einen blauen Fleck hinwies. So talentiert wie ich war machte ich es nur schlimmer und er kam mir zur Hilfe. Sein Daumen strich über meine Lippe und dann hielt er mein Gesicht einen Moment länger als nötig fest. Diese Augen zogen mich immer wieder in ihren Bann und auch er schien sich nicht von mir lösen zu wollen. Oder bildete ich mir das nur ein?

Das Internat (Thomas Sangster FF)Where stories live. Discover now