Kapitel 20

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Die letzten drei Tage vor dem Ball waren wie im Flug vergangen und ich hatte sie damit verbracht zu üben. Vor Thomas wollte ich mich echt nicht noch mehr blamieren, als ich es eh schon hatte. Unsere Schulleiterin hatte die Turnhalle sperren lassen und unser Hausmeister und die Putzfrauen hatten alles geschmückt. Ich war so froh, es nicht selbst machen zu müssen, denn dafür hatte ich echt keinen Nerv.

Kreischend kam ich aus dem Bad und starrte den riesen Knoten in meinen Haaren an, der einfach so, über den Tag gewachsen war. " Fuuck, fuuck, fuuck!", murmelte ich aufgebracht und war echt kurz davor in Tränen auszubrechen. Was sollte ich denn jetzt tun? "Das kriegen wir hin!", sagte Linda bestimmt und drückte mich auf einen Stuhl. Als wäre es eine Operation wurden ihr immer wieder verschiedene Utensilien gereicht, nur um diesen verdammten Knoten zu entfernen, einmal hat sie sich sogar ihre Stirn abtupfen lassen. Nach gefühlten Stunden konnte ich meine Haare dann wieder kämmen, ohne das es weh tat und ich bedankte mich überschwinglich bei meinen Freundinnen. Jede half der anderen und da um acht ja der Ball begann versuchten wir schon vorher fertig zu sein, schließlich wollten wir nicht zu aufgeregt erscheinen. Jessi hatte mir mein Make-Up gemacht, ja Linda meine Haare und Kelly hatte mir beim anziehen geholfen. Mein türkis-blaues Kleid wirbelte etwas um meine Füße, als ich ging, jedoch hatte ich mich schnell daran gewöhnt. Wir wollten die Jungs in der Eingangshalle treffen und dann gemeinsam in die Turnhalle gehen. Joseph, Daniel und Steve standen vor der Treppe und staunten nicht schlecht, als sie ihre Ballbegleitungen sahen. Verunsichert ging ich hinter ihnen her und sah mich um. Nirgends konnte ich Thomas sehen und das beunruhigte mich etwas. "Mr Sangster bedauert es sehr Sie nicht persönlich holen zu können, doch er bat mich, Sie in den Ballsaal zu geleiten.", sagte Eric mit gespielt ernster und nobler Stimme. Lachend hakte ich mich bei ihm ein und wir schritten zusammen hinein.

Die Halle war wunderschön geschmückt und ich stellte fest, das unsere Deko auch aufgehängt war. Wir hatten gedacht, dass sie vielleicht doch nicht so toll war und Mrs West sie wegwarf. "Wo ist Thomas denn?", wollte ich von Eric wissen und er zuckte nur geheimnisvoll mit den Schultern. Ich hasste ihn dafür, dass er so gut dicht halten konnte. Mrs West räusperte sich und jeder Schüler und jede Schülerin sah zu ihr auf die Bühne. "Guten Abend, meine lieben Schülerinnen und Schüler. Ich hoffe alle haben unbeschadet hier her gefunden und werden sich prächtig amüsieren. Wir müssen uns für diesen Ball bei Thomas Sangster und Isabella Miller bedanken. Sie haben das alles organisiert und dafür verdienen sie einen Applaus.", sprach sie und klatschte dann in ihre Hände. Ich fühlte mich geschmeichelt und sah eilig weg. Sie überließ das Mikro einem der Nerds, der sich jetzt aber sehr ins positive entwickelt hatte, und der begann dann zu spielen. Der Bass hörte sich einfach toll an und als ich sah, wer die Gitarre spielte wäre ich fast ausgerastet. Thomas stand auf der Bühne und spielte Gitarre, in einem Anzug und sah dabei auch noch extrem gut aus. Seine Augen erblickten mich in der Menge und er lächelte. Kein Wunder, das fast jedes Mädchen auf ihn stand. Er hatte einen tollen Charaktere, sah gut aus, konnte Gitarre spielen und hatte ein tolles Lächeln, und wahrscheinlich noch vieles mehr, von dem ich bis jetzt noch nichts wusste. Alle fingen an zu der Musik zu tanzen, die Thomas und ich ausgewählt hatten. Ich verabschiedete mich von meinen Freundinnen und kämpfte mich nach vorne, um ihn besser sehen zu können. Mein Platz war jedoch so gewählt, dass er keinen Blick auf mein Kleid erhaschen konnte. Die Kerle, und zwar alle, konnten auch noch singen. Was lief denn hier falsch? Unsere Nerds waren im Stimmbruch und waren für alles zu schlau. In England waren sogar die Nerds anders... Im positiven Sinn.

Die Vorstellung unserer Schulband endete erst um 21:30 und als Thomas endlich die Bühne runter kam ging ich schon auf ihn zu. Er lächelte und sagte:"Wow. Du siehst fabelhaft aus." Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und ich murmelte:"Ach was." Jetzt wurden unsere CDs gespielt und wir gingen gemeinsam zum Buffet. Die Cupcakes sahen einfach göttlich aus und sofort probierte ich einen. "Oh Gott.", sagte ich und hielt ihm das kleine Küchlein hin. Bereitwillig biss er ab und er murmelte:"Das war die beste Idee ever!" Plötzlich packte er mich an meiner Hand und zog mich hinter sich her. Auf der Tanzfläche war einiges los und ich sah ihn verunsichert an. "Lass dich einfach von mir führen.", flüsterte er mir in mein Ohr und ich nickte langsam. Wir begannen zu tanzen und er wollte eine Unterhaltung anfangen, doch ich musste mich zu sehr auf meine Schritte konzentrieren. Nach dem Tanz machten wir eine Pause und ich setzte mich etwas erschöpft an einen Tisch. "Du kannst es doch.", lachte Thomas und fuhr sich durch die Wuschelhaare. Wie gerne ich das jetzt nur machen würde. "Isabella!", kreischte Jessi und zog mich auf. "Sorry Sangster, aber wir müssen sie entführen, damit sie auch mal mit uns tanzt!", lachte Linda und wir tanzten zu viert auf der Stelle. Wir grölten zu dem Song mit und so erhielten wir die ganze Aufmerksamkeit, der Tanzenden. Kichernd gingen wir zu unseren Tanzpartnern zurück, die jetzt alle an einem Tisch versammelt waren. "Komm, wir tanzen nochmal!", rief Thomas fröhlich und zog mich nochmal auf die Tanzfläche. Das Lied wechselte und nun kam ein extrem langsames. Er legte beide Hände auf meine Taille und dann fing diese Stelle zu kribbeln an. Etwas zögerlich legte ich ihm meine Hände um den Hals. Wir waren noch immer ziemlich auf Abstand, deswegen zog er mich näher an sich heran oder es war nur wegen dem Typen hinter uns, der durch die Menge durch wollte. Mein Herz schlug, wie wild und er flüsterte:"Ich bin froh mit dir hier zu sein." Bei diesen Worten machte kam mein Herz ins Stolpern und ich kam noch ein kleines bisschen näher. Er baute gekonnt eine Unterhaltung auf, bei der wir uns immer noch perfekt im Takt der Musik bewegten.

Wir hatten immer wieder Pausen gemacht und hatten was getrunken und vielleicht nochmal was gegessen. So viel Spaß hatte ich mit ihm noch nicht gehabt, außer in meinem Zimmer, wo er unbedingt mein Kleid sehen wollte. Die Menge der Tanzenden war immer ziemlich konstant und wenn das eine Pärchen die Tanzfläche verließ kam schon ein anderes. "Wir haben das super geplant.", sagte ich und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. "Wir? Du hast doch alles organisiert. Ich hab nur bei der Deko geholfen.", lachte er und legte seine Hand auf meine Hüfte. "Wir haben blaue Getränke mit Eiswürfeln, blaue Cupcakes mit Schneeflocken und die Deko sieht auch genial aus. Und das alles hast du dir ausgedacht!", sagte er und wirbelte mich herum. Ich geriet ins Stolpern und knallte gegen Thomas' Brust. Wieso passierte mir das eigentlich so oft? "Sorry.", sagte er und hob besorgt mein Kinn an, um zu sehen, ob ich mir wehgetan hatte.
Seine braunen Augen huschten über mein Gesicht und ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu halten, was mir auch relativ gut gelang. Eine seiner Hände ruhte auf meinem Rücken, während die andere mein Gesicht nach oben hielt. Dieser Moment war magisch. Ich blendete alles um mich rum aus und konzentrierte mich nur noch auf ihn. "Darf ich etwas tun, was unsere Freundschaft vielleicht zerstört?", fragte er und ich flüsterte:"Man fragt nicht, sondern man tut es."

Das Internat (Thomas Sangster FF)Where stories live. Discover now