Kapitel 25

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Meine Mutter und ich waren gemeinsam noch einkaufen, für meine Freundinnen und ich schrieb meinen amerikanischen Freunden ein paar Nachrichten. Die Feiertage waren toll und die Tage, an denen wir shoppen waren hatte ich alles für Streiche eingekauft. Die Zeit, in der ich mit Thomas abgehangen hatte, hatte ich mein eigentliches Ziel vergessen. Schließlich wollte ich ja rausgeworfen werden. Silvester sollte ich wieder im Internat verbringen und so konnte ich schon einmal gegen die Regeln verstoßen.

Die Erste die ich auf dem Schulhof sah war Linda und wir fielen uns glücklich in die Arme. Als die anderen beiden dann auch da waren verzogen wir uns auf unser Zimmer und ich überreichte ihnen ihre Geschenke. Insgesamt waren es vier Puzzelketten. Eine für jede von uns. Meine Geschenke hatten sie vergessen, was ich ihnen aber nicht übel nahm und deswegen weihte ich sie gleich in meinen Plan ein.

"Das willst du echt durchziehen?", fragte Kelly mit großen Augen und ich nickte stolz. Das würde mein Ticket hier raus sein. Ich musste nur alles bis ins kleinste Detail ausführen und dann auf nimmer wiedersehen behindertes Internat und hallo normale Schule! Und vielleicht sogar Amerika.

Inzwischen waren wieder fast alle Schüler im Internat und beim Abendessen erblickte ich auch endlich Eric. Wir begrüßten uns mit einer langen Umarmung und ihn weihte ich auch mit ein. Er wollte ja schließlich auch von hier weg. Meine Freundinnen und ich setzten uns an unseren üblichen Platz und beobachteten die kommenden Schüler. Unter ihnen war auch Stefanie, die mit überhelblichem Blick an uns vorbeistolzierte. Gerade kam sie meinem Platz näher und ich ergriff die Chance und stellte ihr ein Bein. Sie schrie und fiel. Alle Blicke wurden auf uns gerichtet und ich kniete mich zu ihr runter, half ihr und flüsterte dann:"Bella zwei, Tomate null." Wütend stieß sie mich von sich weg und ich fing mich mit meinen Händen ab. Jetzt würde der Krieg endlich richtig beginnen.

Noch am selben Abend zog ich mich um und machte mich auf den Weg nach draußen. Ganz in schwarz konnte man mich nicht wirklich gut von der Umgebung unterscheiden und ich baute so schnell es ging die kleinen Feuerwerkskörper, die ich geklaut hatte, auf. Es war schon ziemlich spät und die meisten lagen schon in ihren Betten. Das was jetzt kam würde sie sofort wieder wach machen. Ich holte mein Feuerzeug raus und zündete sie an. Die erste Rakete zischte nach oben und explodierte. Der dunkle Himmel erhellte sich und ich grinste breit. Eilig zündete ich die anderen und ich hörte schon gemurmel hinter mir. Sie waren also alle rausgekommen. Mrs West stand da und starrte hoch in den Himmel, dann wandte sie sich mir zu und ich war überrascht, als ich ein Lächeln auf ihren Lippen sah. Wieso war sie nicht sauer?! Oder versuchte sie es nur zu überspielen? "Gefällts Ihnen?", fragte ich provozierend und sie nickte ruhig, dann kam sie zu mir und nahm mich am Arm. Die anderen Lehrer scheuchten meine Mitschüler wieder rein und ich begleitete meine Direktorin zu ihrem Büro. "Das war zwar sehr kreativ von dir, aber ich habe schon schlimmeres erlebt.", lachte die Frau und ging. Okay, ich musste meinen Plan mehr ausarbeiten.

Die halbe Nacht lag ich noch wach und dachte nach, was ich noch tun könnte, nur um die Schulleiterin endlich zum verzweifeln zu bringen.

Erst durch Jessi wurde ich wach und stand auf. Auf Frühstück hatte ich keinen Bock, deswegen ging ich in unser Klassenzimmer und nahm mir eine Kreide aus dem Pult. Während meinem Aufenthalt in London hatte ich mir Kippen geklaut und jetzt machte ich eine an. Die Tafel war noch frisch gewischt und ich überlegte mir ein kreatives Bild, dann als ich eine Idee im Kopf hatte fing ich an sie zu verwirklichen. Tomate und Thomas waren abgebildet und ich musste leicht grinsen. Sie hatte wieder einen roten Kopf, er hob tadelnd einen Finger und in der Sprechblase neben ihm stand:"Das ist nicht gesund" Ich stand links von ihnen, hatte in der einen Hand eine glühende Zigarette und mit der anderen zeigte ich ihnen meinen Mittelfinger. Stolz betrachtete ich mein Werk und stumpte meine Metapher am Tisch unseres Lehrers ab. Als der jedoch hereinkam und mich mit einer Zigarette vorfand, war er nicht mehr ganz so gut drauf. "Geil oder?", fragte ich mit extremen Assi-Slang und sah nochmal zur Tafel, dann machte ich meine heruntergebrannte Kippe an seinem Schreibtisch aus. Fassungslos sah er mich an und ich grinste nur frech. Provokation war schon immer gut. Er verdonnerte mich zu Strafarbeiten und sagte er würde mich bei der Direktorin melden. Endlich machte das mal einer! Als würde mich das nicht stören holte ich meine Schachtel mit Lungenzerstörern raus, woraufhin er mich nur wütend und geschockt ansah. Ja ich legte es drauf an. "Hast du noch mehr von denen?", fragte er und ich murmelte, mit einem anzüglichem Lächeln:"Durchsuchen Sie mich doch." Auf diese Aussage schien er nicht gefasst gewesen zu sein, denn er schickte mich eilig weg. Lachend ging ich den Gang entlang und schlenderte dann in den Speisesaal. Vielleicht sollte ich Rache, wegen der Honig und Marmeladenaktion, üben... Fies lächelnd nahm ich mir einen ganzen Krug Kirschsaft und ging zu Stefanie. Höflich, wie ich war tippte ich sie zuerst an und schüttete ihr dann den ganzen Kübel über den Kopf. Thomas saß nicht neben ihr, was ich relativ schade fand, denn sonst hätte er auch einiges abgekriegt. Ihre Bluse und eigentlich alles war ruiniert und ich sagte:"Siehst gleich viel besser aus." Wie froh sie sein konnte, dass ich das spontan geplant hatte, denn sonst hätte sie wahrscheinlich die Ice-Buckett-Challenge gemacht. Ihre Begleiterinnen kamen sofort zu ihr geeilt und ich drückte der einen den Krug in die Hand und machte einen eins A abgang. Mein nächstes Opfer wäre meine Uniform.

Den Unterricht hatte ich bei jeder Gelegenheit gestört und hatte versucht möglichst negativ aufzufallen. Was mir, wie ich fand, auch recht gut gelang. Am Nachmittag saß ich in meinem Zimmer und schneiderte meine Uniform mit Linda um. Sie konnte nähen, was mir aber ganz neu war. Als sie fertig war probierte ich meine neue Schuluniform an und zog dazu meine schwarzen HighHeels an. Ja, so würde ich Aufsehen erregen. Noch am selben Tag stolzierte ich durch die Schule und erntete anerkennende Blicke. Wie ich es vermisst hatte angehimmelt zu werden. Ich freute mich jetzt schon auf die Reaktion der Lehrer. Wie die gucken würden! Keine meiner Freundinnen begleitete mich, während ich in diesem Aufzug den Speisesaal aufsuchte. War wahrscheinlich auch besser so für sie, sonst würden sie noch Ärger kriegen. Mit einem Hüftschwung, den ich mirmühsam in New York an trainiert hatte stolzierte ich zu meinem Tisch. Mindestens die Hälfte, der im Saal anwesenden starrte mich an. Unter anderem auch Stefanie und ihr Gefolge. Völlig aus der Fassung gebracht guckte sie zu mir rüber und ich schenkte ihr einen überheblichen Blick. Nach fünf Minuten kam sie dann zu mir und fragte laut und deutlich, was ich denn für ein verhurtes Outfit an hatte. Kurzzeitig war ich wirklich sprachlos, fasste mich dann aber wieder und entgegnete:"Ich dachte ich bring mal frischen Wind rein." "Du kannst denken?!", erwiderte sie und ich sagte, ganz cool:"Ja, denn ich besitze sowas wie ein Gehirn, im Gegensatz zu dir." Sie musterte mich abwertend und ich stand auf. Trotz meiner Schuhe war ich immer noch ein Stückchen kleiner als sie und das wurmte mich etwas.

Das Internat (Thomas Sangster FF)Where stories live. Discover now