Kapitel 11

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Auf meinem Zimmer angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen und stöhnte . "War es so schlimm?", fragte Kelly neugierig und ich zuckte nur unbeholfen mit den Schultern. Wir hatten uns fast geküsst. Dieser Gedanke spukte die ganze Zeit in meinem Kopf herum und es machte mir irgendwie Sorgen. Wir hatten zwar noch gut einen Monat Zeit, um alles vorzubereiten, doch ich wollte alles lieber schnell erledigt haben und es ging ganz bestimmt nicht schnell, wenn dieser Junge in meinem Kopf herum lungerte. Erschöpft zog ich mir meinen Schlafanzug an und fiel wieder in mein Bett. Sollte ich meinen Freundinnen von diesem Fastkuss berichten, oder lieber alles für mich behalten? So hatte ich zu mindestens früher meine Probleme gelöst. Niemand hatte irgendetwas gewusst und so hatte ich auch den meisten Ärger verhindert, doch nur ein, zwei Jahre später trat Josh in mein Leben. Ich erinnerte mich irgendwie gern aber doch ungern an ihn zurück. Wegen ihm wurde ich nur so, wie ich jetzt war. Er hatte mir das mit dem stehlen, lügen und so beigebracht. Er war sozusagen mein Meister und ich war seine Schülerin. Meine Eltern hatten ihn nie leiden können und das war wieder ein Grund mehr für mich mit ihm zusammen zu sein. Wir hatten uns erst getrennt, als er mit seinem Dad nach Europa gezogen war. Jetzt hatte ich keinen Kontakt mehr zu ihm. Wahrscheinlich hatten ihm die Italienerinnen den Kopf schon so verdreht, das er jetzt nur noch mit seinem kleinen Freund dachte.

Irgendwann bin ich dann doch noch eingeschlafen und wachte erst dann auf, als mir jemand auf den Bauch sprang. Sofort schrie ich auf und versuchte diesen Jemand von mir runter zu kriegen, doch es war gar nicht so leicht. "Aufwachen!", brüllte Jessica und sprang neben mir auf und ab. Wieso war sie so gut drauf?, dachte ich miesepetrig und stand langsam auf. Im Bad putzte ich mir die Zähne und ging ungeschminkt wieder zurück. Meine Haare knäulte ich in einem Dutt zusammen und zog mich dann langsam an. Linda nahm mich am Arm und floh mit mir in die Mensa. Thomas war schon da und wartete anscheinend auf mich, denn sobald er mich sah setzte er sich in Bewegung. "Morgen!", flötete er aber ich grummelte ihn nur an. "Wieso so schlecht drauf?", fragte er, wieder nur ein grummeln meinerseits. "Jessi hat sie geweckt.", erklärte Linda kurz und ich holte mir was zu essen. Wir setzten uns an unseren Tisch und er ließ sich neben mir nieder. "Arme kleine Bella.", lachte er und strich mir über die Wange. Ich verschluckte mich fast an meinem Müsli, so überrascht war ich, das er mir über die Wange streichelte. Linda grinste nur vor sich hin und dann kam auch noch ein Perfektling hinzu. Ihr Date für den Ball, setzte sich zu uns und grinste in die Runde. "Cooles Thema, Leute. Die letzten Jahre hatten wir irgendwas christliches und ihr stellt das voll auf den Kopf.", lachte er und ich sagte:"Kannst ja gerne als Jesus kommen. Aber schon realistisch, mit Windeln und so nem Kram." Er schüttelte lachend den Kopf und ich aß ungerührt weiter. "Genau. Thema Ball und Vorbereitung. Ich habe es regeln können, das wir heute und morgen frei haben, um weiter zu arbeiten.", erklärte Thomas und lächelte mich an. Sofort hob sich meine Laune etwas, denn das hieß wir würden nur zu zweit arbeiten und ich nicht in den Unterricht musste.

Als es zur ersten Stunde klingelte machten wir uns auf den Weg in die Bücherei, da unser Kunstraum besetzt war. Ich zeichnete gerade einen Stern, als er mit einem Buch kam. Was wollte er jetzt? Mir was vorlesen? Wie sich herausstellte wollte er das Buch schon immer mal lesen und jetzt war die perfekte Gelegenheit es sich mal auszuleihen, da es ihm von niemandem weggeschnappt werden würde. "Hättest du halt was gesagt.", lachte ich und er sah verwirrt zu mir runter. "Ich hab auch eine Ausgabe.", erklärte ich und er wollte das ich sie ihm sofort holte. "Zu Befehl!", rief ich schmunzelnd und rannte kurz auf mein Zimmer. Von dort holte ich mein Lieblingsbuch. Stolz überreichte ich es ihm und Thomas blätterte es durch. Er blieb bei einer Seite stehen und sah auf. "Hast du da geweint?", fragte er und deutete auf einen grauen Fleck. Und wie ich da geweint hatte. "Ne. Hatte nur was im Auge.", benutzte ich meine Standartausrede und machte mich wieder ans basteln.

Als dann die ersten Schüler kamen verzogen wir uns in einen anderen Raum und drehten dort Musik, mit meinem Handy auf. "Wir müssen noch Musik aussuchen!", rief ich über die Musik hinweg und stoppte sie. Thomas sah mich verwirrt an und ich fragte:"Hat diese Schule eine Band?" Zögerlich nickte er und ich fragte weiter:"Kann diese Band gut spielen?" Wieder nickte er, diesmal sicherer und ich grinste. "Glaubst du sie werden auf dem Ball spielen?", fragte ich aufgeregt und malte mir schon die heißen Bandmitglieder aus. "Ich kann sie mal fragen.", sagte er fröhlich und wir drehten die Musik wieder auf. Ich vertiefte mich in die Musik und fing an zu tanzen. Das Peinliche war ich konnte nicht tanzen und Thomas war da. Mit einem Locher fing ich an einen silbernen Karton zu lochen, dabei wackelte ich wie behindert im Takt der Musik. Als mir bewusst wurde das er mich beobachtete wurde mir ganz heiß, was hieß das mein Gesicht gerade knallrot wurde. Mein Kumpel grinste nur und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. Langsam beruhigte ich mich wieder und machte weiter. Mein Handy spielte gerade We are a secret und als ich aufsah schaute Thomas mich an, dann wandte er schnell seinen Blick ab und ich fing an wie eine Idiotin zu grinsen. Was war denn los mit mir? Er war nur ein verspießter Engländer! Es läutete zum Schulschluss und wir beschlossen eine Pause zu machen. "Ich werd gleich mal nach der Band gucken.", meinte er und flüchtete förmlich aus dem Raum.

"Er hat dich angeschaut. Wow.", meinte Linda lahm und ich schüttelte den Kopf. "Er hat mich nicht angeschaut. Also schon! Aber als ich hingeguckt habe hat er ganz schnell weggeguckt!", sagte ich aufgebracht und aß weiter. "Ooooh.", quietschte Kelly entzückt und wollte mich knuddeln, doch ich duckte mich geschickt weg. "Nein! Nix ooooh!", fauchte ich und fuhr mir durch die Haare. "Ich will keine Gefühle für irgendwelche Jungs aus England entwickeln!", murmelte ich verzweifelt und piekste meine Pommes an, als könnten sie mir helfen. Früher hatte ich solche Probleme noch nicht, schoss es mir durch den Kopf. Jemand tippte meine Schulter an und ich drehte mich um. "Sie spielen.", grinste Thomas und deutete zu ein paar Jungs rüber. Nerds. Nerds die gut spielen konnten? Wow, das war ja mal eine Überraschung. Ich lächelte und winkte kurz hinüber. "Super! Dann müssen wir nur noch CD's holen für später, die Deko fertig machen, Catering bestellen und Getränke besorgen!", sagte ich freudig und wandte mich wieder von ihm ab. Vielleicht haute er ab, wenn ich ihm die kalte Schulter zeigte.

Das Internat (Thomas Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt