Kapitel 5

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Es war Sonntagmorgen und ich ging gerade mit meinen Wasserbomben zu einem Fenster. Es waren nicht richtige Wasserbomben, denn sie waren mit Öl gefüllt. Den ersten Ballon ließ ich auf eine Lehrerin fallen und versteckte mich nochmal und warf erst dann die nächste Bombe, als Tomate unten vorbei rannte. Sie sah wütend nach oben und sah mich, dann teufelte sie los und sie verschwand. Keine zehn Minuten später kam eine Durchsage:"Isabella Miller sofort in mein Büro!" Grinsend schlenderte ich hin und verspätete mich, sogar um zehn Minuten. Ich klopfte und trat ein.

Vor mir stand Stefanie und meine Direktorin sah enttäuscht aus. "Setzt dich doch, bitte.", sagte sie und deutete auf den Stuhl. "Man hat mir heute berichtet, das du diese" sie räusperte sich. "Gemälde erschaffen hast. Und mit Wasserbomben geschmissen hast. Aber die Lehrer haben auch gemeldet, dass du deine Hausaufgaben, nicht erledigst und deine Noten deswegen ziemlich im Keller sind. Erklärt mir das bitte.", forderte Mrs West mich auf. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern und seufzte:"Ich mag England und Schulen nicht. Also da haben sie ihre Erklärung." sie schien angenervt zu sein und ich grinste frech. "Du kannst gehen.", sagte sie einfach und schickte mich weg.

Entsetzt kam ich in meinem Zimmer an und sagte:"Sie hat mir nicht mal mit einem Rauswurf gedroht!" Alle sahen mich erstaunt an und ja, es schien sogar sie zu wundern, denn soviel Eigentum, wie ich beschädigt hatte, fragten sich alle warum ich nicht geflogen war. Frustriert setzte ich mich auf mein Bett und warf meine Jacke zu Boden. "Bin dann mal weg.", grummelte ich und zog meine Laufschuhe und Joggingshose an. Mein Handy hatte ich in der Hosentasche und schon joggte ich los. Es kotzte mich an, das ich nicht geflogen war, also beschloss ich einfach querfeldein zu laufen. Ich wusste das es kindisch war, aber doch ging es mir danach besser.

Während dem Laufen waren mir einige Ideen gekommen, die ich verwirklichen wollte, nur damit ich nicht mehr auf dieses Internat gehen musste. Eine dieser Ideen war Stefanie so lange anzustacheln, bis sie mich nicht länger aushielt und alles schlimme, was ich tat, bei der Direktorin zu petzten. Die zweite Idee war, das ich einfach überall Chaos stiften würde. Sie konnten ja schließlich niemanden an ihrer Schule lassen, der ihr Image ruinierte. Wenn ich noch ein paar Kippen über dem Schulhof verstreute, dann würde sich die Sache schon regeln. Appropo Kippen. Ich hatte noch eine Schachtel Zigaretten in meinem Koffer, nein nicht weil ich rauchte, sondern weil sie mir meine beste Freundin geschenkt hatte.

Ich hatte die Zigaretten aus meinem Zimmer geholt und sie angezündet, natürlich dort, wo man mich sah. Immer wenn jemand vorbei ging tat ich so als würde ich an ihnen ziehen, doch in Wirklichkeit tat ich es natürlich nicht. Wie hätte Augustus Waters gesagt? Es war eine Metapher. Ich wusste nur aus Erzählungen, dass sie einfach eklig schmeckten und man kotzen könnte. Sofort schob ich mir einen Kaugummi in den Mund und als Thomas die ganzen Kippen sah hob er nur fragend eine Augenbraue. "Will fliegen.", gab ich als Erklärung und er nickte. "Hast du die alle echt geraucht?", fragte er und ich schüttelte leicht den Kopf. "Es soll nur so aussehen. Weißt du die Dinger töten dich nicht, solange man sie nicht anzündet. Es ist eine Metapher." Er lächelte und setzte sich neben mich. "Willst du nicht mal ein ruhiges Leben haben?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. "Ich liebte mein Leben, wie es war, Tommy." Er sah mich erstaunt an und ich grinste ihm zu. "Ach und ich bin keine Bereicherung?", fragte er gespielt beleidigt und ich lachte. "Das hab ich nie gesagt.", lachte ich und er bestand auf eine Entschuldigung. Genau in diesem Moment sah ich wie Stefanie zu uns herüber sah und ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Das reicht. Oder?", fragte ich spitzbübisch und er schaute mich leicht verdattert an. Ich ging davon und rief ihm über die Schulter ein bis morgen, Tommy! zu. Dabei erhaschte ich einen Blick auf Stefanie und stellte zufrieden fest, dass sie schon rot angelaufen war. Sie würde es ganz sicher der Direktorin melden und wenn nicht, dann müsste ich halt noch mehr tun. Motiviert stieg ich die Stufen zu meinem Zimmer rauf und grinste Kelly an die gerade da war. "Ich glaube mein Plan geht langsam auf!", kreischte ich und sie sprang jubelnd auf.

"Du musst uns alles erzählen!", flüsterte Linda beim Abendessen und ich nickte nur kurz. Thomas kam gerade in Begleitung von Tomate rein, die mich keines Blickes würdigte aber er hingegen sah mich mit einem Grinsen an. Sofort fing mein ganzer Tisch an zu tuscheln und ich stellte zufrieden fest, das sich die Neuigkeiten schnell ausbreiteten. Unsere Lehrer beachteten mich nicht, aber das würde sich ab morgen von Grund auf ändern. Thomas sah kurz über seine Schulter zu mir und schnitt eine Grimasse. Ich hatte gerade getrunken und so kam mir alles wieder für die Nase heraus. Alle starrten mich an und ich versuchte es mit Servietten auf zu wischen. Vom Lehrertisch hörte ich ein Lachen und als ich hinsah stellte ich fest, das es von Tomate kam.

Auf unserem Zimmer begann ich zu erzählen:"Also ich war ja heute joggen und dabei sind mir ein paar Ideen gekommen wie ich endlich hier wegkommen könnte. Ich will Stefanie zur Weißglut bringen, so das sie jedes meiner Vergehen sofort meldet. Dann will ich mich in der Stadt und überall, wo wir mit der Schule hinreißen Aufsehen erregen. Natürlich negativ. Sei es durch kiffen oder trinken oder was weiß ich. Und einen letzten Teil meines Plans hab ich heute schon ausgeführt. Ich hab runtergerauchte Kippen in der Schule verteilt, die ich nur angezündet habe. Ich will mir meine Lungen nicht ruinieren." Sie starrten mich an und ich zog noch eine Schachtel Zigaretten hervor. "Die zünd ich morgen vor der ersten Stunde an und lass sie schön das Klassenzimmer verpesten." Triumphierend sah ich in die Runde und von ihnen erntete ich nur erstaunte Gesichter und offene Münder. "Dieser Plan muss aufgehen!", rief Jessica freudig und sprang herum, wie ein Flummi. Jede legte sich in ihr Bett und schlief, doch ich wollte das ich von der Hausmutter ebenfalls Ärger kriegen, also blieb ich ewig wach und schlich dann auch auf den Gängen rum, bis sie mich erwischte. Sie hielt eine ähnliche Standpauke, wie mein alter Direktor, also schaltete ich wie gewohnt auf Durchzug. Sie schickte mich zurück auf mein Zimmer und wartet bis ich im Bett lag. Dann ging sie noch ein paar Minuten vor der Tür auf und ab. Yes! Die hatte ich also schon mal gegen mich. Andere Leute wären traurig oder so, doch ich freute mich einfach riesig darüber.

Das Internat (Thomas Sangster FF)Where stories live. Discover now