10. Kapitel

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Sicht Koni:

Während der Reise von der Karibik nach Hause zurück ignorierte mich Alex und ging mir aus dem Weg. Ich fand es sehr frustrierend, aber vielleicht war es auch besser so, denn ich hatte eigentlich sowieso keine Ahnung was ich sagen wollte, aber das anschweigen machte mich auch wahnsinnig. Irgendwann war ich einfach nur froh endlich Zuhause anzukommen, wo ich mich erstmal in mein Zimmer verziehen konnte. Ich wollte versuchen zu begreifen was zwischen Alex und mir passiert war, aber es klappte nicht


Ich konnte mich noch sehr gut an den Tag erinnern, als wir uns das erste Mal gesehen hatten, obwohl es schon zwölf Jahre her war.

Als wir das erste Mal bei Alex und ihren Eltern waren, war Alex acht und obwohl ich damals kleinere Mädchen ziemlich doof fand, kann ich mich noch erinnern wie sie aussah. Sie hatte lange blonde Haare, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte und sah ziemlich schüchtern aus, als wir da vor Ihrer Tür standen. Aber eigentlich war sie auch damals schon ein ziemlich aufgeweckter Frechdachs und wusste genau was sie wollte. Als ich daran dachte, musste ich grinsen. Ben und sie hatten sich sofort gut verstanden, doch ich fand mein Handy an dem Tag viel spannender und das kränkte Alex ziemlich.
So war unser Start schon mal nicht der Beste und irgendwie kamen wir nie dazu einen Neustart zu versuchen. Denn erst fand ich kleine Mädchen ziemlich doof und ignorierte sie und als Alex älter wurde, war sie genervt davon das ich sie wie ein kleines Kind behandle und fing an sich zu wehren. Wir waren dann einfach nur mehr genervt voneinander und es war irgendwann so schlimm, dass wir es kaum eine Stunde im selben Raum aushielten. Unsere Familie hatte ziemlich zu kämpfen um uns auseinander zu bringen. Familienessen waren für sie selten angenehm und sie setzten uns immer schon extra weit auseinander, damit wir wenigstens nicht so viel Gelegenheit hatten. Und jetzt? Jetzt war plötzlich alles anders. Dieser Urlaub hat so viel verändert. Ich sah Alex plötzlich nicht mehr als Kind, sondern als die schöne und selbstbewusste Frau die sie geworden war. Irgendwann schlief ich mit dem Gedanken an Alex ein.

Als ich nach einigen Stunden wieder aufwachte war immer noch alles verrückt, doch ich beschloss die Gedanken erstmal zu verdrängen und mich abzulenken.
Ich war froh als ich ein paar Tage später wieder zur Arbeit musste und damit mehr Ablenkung hatte, doch so richtig loslassen wollten mich die Gedanken auch nicht. Ich dachte allgemein sehr viel an Alex, doch ich versuchte jeden Gedanken zu verdrängen und mir einzureden, dass da gar nichts war. Ich redete mir das Tagelang ein, bis es halbwegs in meinem Hirn angekommen war. Damit wurde es für mich wieder leichter. Ich konnte mich wieder besser auf die Arbeit konzentrieren, ging mit den Jungs Party machen und genoss mein Single Leben.

Bis wir, etwa zwei Wochen vor Ben und Lisas Hochzeit, bei Mum und Dad zum Abendessen waren. Auch Monika und Bernd waren da, nur Alex fehlte, die war in München.
„Wie geht's Alex in München?", fragte Dad Monika. „Es gefällt Ihr unglaublich gut. Sie genießt die Vorteile der Großstadt und das Studium gefällt ihr bis jetzt auch sehr gut!", erzählte sie. „Ja ihr gefällt es so gut, dass sie kaum nach Hause kommt! In den letzten fünf Wochen war Sie nicht einmal daheim!", beschwerte sich Bernd plötzlich. „Woran das wohl liegen mag!", warf Ben sofort grinsend ein. „BEN!", sagte Lisa streng und verdrehte die Augen. Mum und Dad sahen sie fragend an. „Alex hat einen neuen Freund!", kam sofort Bens Erklärung und Lisa stieß ihn genervt an. Ich war so überrascht, dass ich mich verschluckte und heftig zu husten begann. „Koni alles OK?", fragte Monika neben mir besorgt. „Ja danke! Hab mich nur verschluckt!", wimmelte ich ab – war ja auch so, eigentlich. „Das freut mich für Alex! Kommt er denn auch zur Hochzeit?", fragte nun Mum nach. „Ja, Alex hat mich vorher angerufen!" „Ich bin gespannt! Kennt ihr ihn denn schon?" Mum wante sich neugierig an Monika. „Noch nicht! Aber die beiden kommen am Wochenende zu uns! Alex hat auch noch nicht so viel von ihm erzählt, aber sie kennen sich wohl schon länger, denn er kommt aus Innsbruck und sie sind wohl gemeinsam zur Schule gegangen sind!". Auf den Rest der Unterhaltung konnte ich mich dann irgendwie gar nicht mehr wirklich konzentrieren und ich bekam auch nie mit, wenn sich jemand an mich wendete. Aber es fiel anscheinend keinem sonderlich auf.

Als ich an dem Abend im Bett lag, grübelte ich wieder sehr lange. Alex hatte also einen Freund! Warum beschäftigte mich das so sehr? War doch schön für sie? Dann waren wir uns wenigstens einig, dass der Kuss nichts zu bedeuten hatte. Jedenfalls versuchte ich mir das einzureden, doch leider traf es mich viel mehr als ich gedacht hätte.

Die nächsten zwei Wochen vergingen und umso näher der Hochzeitstermin kam, umso nervöser wurde ich. Alex und ich würden uns das erste Mal seit drei Monaten wiedersehen und ich hoffte, dass wir uns halbwegs verstehen würden und die Ereignisse in der Karibik längst vergessen waren.
Doch meine Hoffnungen waren umsonst, denn es stand wie eine große Mauer zwischen uns:
Als wir uns bei der Kirche sahen, begrüßt Alex erst die anderen und stellte ihnen Tobi vor, bevor sie sich zum Schluss kurz an mich wendete. „Hallo Koni! Tobi das ist Koni, mein Onkel!", stellte sie mich sehr kurz vor und vermied dabei jeglichen Augenkontakt. „Stiefonkel! ... Freut mich dich kennenzulernen!", sagte ich so freundlich ich konnte und war froh, dass im nächsten Moment Dad ein Gespräch mit den beiden begann. Meine Augen konnte ich jedoch nicht von Alex abwenden, sie sah sehr hübsch aus. Das knielange violette Kleid schmeichelte ihrer Figur und ihre braunen Haare waren seitlich zu einem lockeren Zopf gebunden, was ihrem Gesicht sehr schmeichelte. Da ich sie schon auffällig lange angesehen hatte, versuchte ich meinen Blick wieder abzuwenden und war sehr froh als Ben und Lisa bei der Kirche ankamen und wir uns in die Kirche begeben konnten. Alex würdigte mich keines Blickes und ich versuchte es ihr ab jetzt gleich zu tun. Da sie in der Kirche hinter mir saß, war das hier schonmal nicht so schwer.

Die Trauung war wunderschön und nach den Gruppenfotos vor der Kirche, fuhren wir zum Hotel, wo die Feier stattfinden sollte. Auch während der Feier versuchte ich sie zu ignorieren, konnte jedoch nicht verhindern, dass mein Blick immer wieder auf sie fiel. Mir kam auch vor das Alex mich immer wieder ansah, ich war mir aber nicht sicher ob ich mir das nicht nur einbildete. Was ich mir aber nicht einbildete, war die Tatsache das es mich ausgesprochen störte sie mit diesem Tobi zu sehen, es machte mich regelrecht wahnsinnig. 

No way (in Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt