40. Kapitel

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Sicht von Alex:

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich erst total verwirrt warum ich auf der Couch lag, doch es dauerte nicht lange, da kam mir der katastrophale letzte Abend in den Sinn: ‚Scheiße, was hatte ich gestern getan?’ Am liebsten hätte ich mich wieder unter der Decke versteckt, doch leider ging das nicht, denn in wenigen Stunden ging unser Flug zurück nach Deutschland und ich musste noch packen. Widerwillig stand ich also auf, holte mir einen Kaffee und ging dann vorsichtig zum Schlafzimmer, zu meiner Überraschung war es leer. „Er ist schon vor einer ganzen Weile raus gegangen“, erklärte mir Mark, als er aus dem Bad kam. „Oh, ok“, sagte ich nur verwundert und verschwand dann im Zimmer um zu packen, bevor Koni zurückkam. Danach räumte ich im ganzen Haus auf und versuchte dabei Lia und Mark so wenig wie möglich zu begegnen, denn die Stimmung zwischen uns war sehr eigenartig und ich merkte, dass Lia immer noch wütend und enttäuscht war. Ich war wirklich froh, dass mich das Aufräumen zumindest ein bisschen ablenkte.

Als ich mit allem fertig war, stand plötzlich Koni hinter mir. "Koni, du hast mich erschreckt!" "Können wir reden?", sagte er nur etwas schroff. Erst sah ich ihn überrascht an, doch dann nickte ich. Er ging vor auf die Terrasse, ich folgte ihm. " Koni, es tut mir Leid … ", fing ich an. "Ich muss das alles noch sacken lassen und überlegen wie ich damit umgehen soll. Vielleicht ist es besser, wenn wir uns die nächsten Tage erstmal nicht sehen", unterbrach er mich, dabei sah er jedoch demonstrativ von mir weg. Ich schluckte. "Koni bitte, das mit Nico und mir ist lange Vergangenheit." Koni sah mich kurz an, nickte und ging, ohne ein weiteres Wort. Wir sprachen den ganzen Tag nicht mehr miteinander und auch Lia und Mark ignorierten mich weitestgehend. Es war eine miese Heimfahrt und alle waren sichtlich erleichtert, als wir endlich in München ankamen und sich unsere Wege trennten. Ich hatte während des Heimflugs entschieden, direkt nach Tirol weiter zu fahren und gar nicht erst in die Nähe der Wohnung zu gehen. Koni hätte mich dort sowieso nicht gewollt, immerhin wollte er Abstand.


"Alex? Was machst du denn schon hier, ich dachte … , was ist passiert?", fragte meine Mum besorgt als ich bei der Tür reinkam. Man sah mir vermutlich an das ich im Zug in Tränen ausgebrochen war. "Ich hab mich im Urlaub ziemlich heftig mit Lia und Nico gestritten", sagte ich nur knapp. „Wie? Worüber…. ?“ „Tut mir Leid, aber ich kann gerade nicht darüber sprechen, ich will einfach nur ins Bett. Können wir morgen reden?", unterbrach ich sie bittend. Sie sah mich nochmal fragend an, bevor sie nickte. Ich verschwand in mein Zimmer, wo ich mich aufs Bett schmiss und wieder anfing zu weinen. Ich hatte es so richtig verbockt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der die Tränen nicht aufhören wollten über meine Wange zu laufen, schlief ich ein.

Am nächsten Tag musste ich meiner Mutter dann doch mal erklären, warum ich zwei Tage früher als geplant und total verheult nach Hause gekommen war.  Dafür musste ich jedoch ziemlich weit ausholen, denn auch meine Mutter hatte von meiner Vergangenheit mit Nico keine Ahnung.
Ich fing also erstmal damit an wie das damals zwischen uns angefangen hat, wie lang das ganze ging und das absolut keiner davon wusste, bis jetzt. Ich erzählte ihr wie das ganze rausgekommen war und das Leonie daraufhin ausgeflippt war, weswegen Nico nun stink sauer auf mich war. Und Lia enttäuscht war, dass ich das ganze vor ihr geheim gehalten hatte. Eigentlich hätte ich ihr auch gerne noch von Konis Reaktion erzählt und ihre Meinung dazu gehört, aber ich konnte es ihr nicht erzählen. Meine Mum war mit den aktuellen Infos schon total überfordert und sah mich nur ungläubig an. Was ich gut verstand, immerhin hatte ich ihr früher eigentlich immer alles erzählt und kaum Geheimnisse vor ihr gehabt, außer wenn es um Nico ging, da wusste sie so gut wie nichts. Sie wusste von meinem „ehemaligen“ besten Freund gerade mal den Namen, in welcher Stadt er gerade wohnte und dass er in der Musikbranche arbeitet. Aber sie hatte keine Ahnung, dass er Sänger & Songwriter war und gerade dabei war sehr erfolgreich durchzustarten. Bis jetzt hatte sie ihn auch nur einmal kurz auf Mallorca getroffen.
Von meinen Besuchen in Köln hatte sie nur einen Teil mitbekommen, sie dachte öfter ich sei bei einer Freundin in Innsbruck.
Dementsprechend viel hatte ich ihr also gerade erst gestanden, da wäre die Info mit Koni und mir definitiv zu viel gewesen. Außerdem wusste ich nicht mal ob es da noch was gab, was man erzählen musste.
“Warum?... Warum hast du mir nicht ehrlich gesagt, wenn du zu Nico geflogen bist?”, war das erste, das sie mich enttäuscht fragte. “Es tut mir Leid. Ich hatte Angst, dass du es mir verbietest und irgendwann fand ich es aufregender, es geheim zu halten, es tut mir Leid.“ Ich sah sie entschuldigend an.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Infos verarbeitet hatte und sie war immer noch sichtlich enttäuscht, aber trotzdem versuchte sie mich aufzumuntern. “Das mit Nico und Lia wird sich ganz schnell wieder klären, gib ihnen einfach ein paar Tage.” “Mal schauen”, sagte ich bedrückt. Ich war mir nicht sicher, ob mir die drei verzeihen würden. Der Gedanke daran, dass ich wegen einem blöden Abend die wichtigsten Menschen in meinem Leben verlieren könnte, ließ mich so verzweifeln, dass ich mich vier Tage in meinem Zimmer einsperrte und niemand an mich ran ließ.
Irgendwann reichte es meiner Mutter aber und sie schickte Lisa vorbei. "Ich bin die neue Waffe deiner Mutter", sagte sie lachend, als sie in mein Zimmer kam. Auch ich musste grinsen. "Hey du kannst ja lachen.”  Sie lächelte mich aufmunternd an, bevor sie besorgt fragte: “Alex, was ist mit Koni und dir los?" "Woher...? Ben!?". "Natürlich! Koni ist seit eurer Rückkehr mega zickig, Ben ist heute zu ihm nach München gefahren. Was ist in Mallorca passiert?" "Ich hab alles versaut”, sagte ich nur und wieder kamen mir die Tränen. Sie nahm mich in den Arm. “Das glaub ich nicht, aber erzähl doch mal was passiert ist?!” Als ich mich etwas beruhigt hatte, fing ich an zu erzählen. Lisas Augen wurden dabei immer größer. "Ach du scheiße Alex, das hätte ich dir gar nicht zugetraut", rutschte es ihr raus. Ich zuckte mit den Schultern. “Hatte ich auch nie erwartet, ich war eigentlich viel zu schüchtern, aber bei ihm?”
Lisas Blick war skeptisch. “Hattest du Gefühle für ihn?” "Nein, also nicht wirklich. Ich war erst vielleicht ein bisschen verknallt, immerhin war ich siebzehn und Nico ein einundzwanzigjähriger Mädchenschwarm. Mit seinen Klavier-, Sing- und Tanzkünsten hatte er viele Verehrerinnen.” Bei der Erinnerung an damals fing ich an zu grinsen.  "Ich hab aber bereits nach kurzer Zeit festgestellt, dass ich mir nicht mehr als Freundschaft vorstellen kann.” “Das klang aber schon nach mehr”, Lisas Blick war kritisch. Ich fing an zu grinsen "Ja, ok, das hat sich so ergeben.” Lisa lachte. “Und wie lang ging das?” “Ein Jahr ca? Als Nico anfing mit Leonie zu schreiben, haben wir es beendet.” "Und das hat funktioniert?", sie sah mich fragend an. "Ja, war seither kein Thema mehr, seither sind wir wirklich nur mehr Freunde.” Sie sah mich anerkennend an.
“Weiß Koni wie lang es her ist?” “Ich hab ihm gesagt, dass er Jahre zurückliegt, aber er war trotzdem sauer. Ich verstehe ja, dass die Situation für Koni nicht so einfach ist, aber es ist nunmal so gewesen und das kann ich nicht ändern!” "Lisa, ich will Koni nicht verlieren, ich liebe ihn!”, sagte ich nun wieder verzweifelt.
"Wirst du nicht, ihr zwei seid doch total verrückt nach einander, ihr kriegt das schon wieder hin", versuchte sie mich aufzumuntern. “Hast du denn seither schon mit ihm gesprochen?”, fragte sie nach. Ich schüttelte den Kopf. “Koni will nicht mit mir reden." "Hast du es denn versucht?" "Er hat gesagt, er will mich nicht sehen." "ALEX, ruf ihn an und dann rufst du Lia und Nico an!” "Irgendwer muss den ersten Schritt machen", sagte sie streng. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hab Angst, dass er sagt, er will das mit uns nicht mehr. Aber ich kann nicht aus, übermorgen muss ich zurück nach München und wieder arbeiten und da mein WG Zimmer seit zwei Wochen weg ist …”,, sagte ich schulterzuckend. Lisa sah mich verwundert an. „Wie dein Zimmer ist weg? Wohnt ihr etwa zusammen?“ Ich nickte. "Ich bin vor vier Wochen bei Koni eingezogen, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee war“, sagte ich verzweifelt. Sie sah mich entsetzt an. „Ihr meint es wirklich ernst.” Ich nickte. “Dann ruf ihn an!" "Ja, Mama", sagte ich grinsend und verdrehte dabei die Augen. “Und die anderen beiden auch”, ergänzte sie noch. Ich nickte zwar, doch eigentlich hatte ich nicht vor Nico anzurufen. “Danke Lisa!” Sie umarmte mich lächelnd. “Immer gerne.” Es hat gut getan, offen mit jemandem über alles zu sprechen.
Wir unterhielten uns noch kurz, bevor Lisa auch schon wieder aufbrechen musste.

No way (in Überarbeitung)Where stories live. Discover now