38. Kapitel

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„Es war Nico… oder?“, fragte plötzlich Koni neben mir. Ich blickte ihn verwundert an und flüsterte nur: „Woher?” Bevor er jedoch antwortete, rief Leonie entsetzt aus: „Wie bitte?”
Ich sah zu ihr, sie sah wiederum zornig zu Nico, der genauso überfordert zu sein schien wie ich. Leonie schnaubte, bevor sie aufstand und davon stampfte.
„Es war alles Nico, oder?", fragte Koni plötzlich verächtlich und sah mich auffordernd an.Ich war so überfordert das ich nicht antworten konnte. Auch als Koni neben mir aufsprang und ging, saß ich wie in Trance da. Er war schon fast um die Ecke verschwunden, als ich meine Stimme wiedergefunden und ihm nachschrie, doch er drehte sich nichtmal um. Überfordert sah ich erst zu Lia, die mich mitfühlend ansah und dann wieder zu Nico, der scheinbar genauso überfordert war wie ich. Irgendwann brachte ich ein leises „Es tut mir Leid!“ raus, dann stand ich auch auf und lief Koni hinterher.

„Du hast mit deiner besten Freundin geschlafen?”, hörte ich Nicos Kumpel fragen, bevor ich außer Hörweite war. Ich blieb stehen, um Nicos Antwort abzuwarten. „Das ist lange her und hatte keinerlei Bedeutung!” Er hatte einen sehr verächtlichen Ton drauf und obwohl es mir egal sein müsste, verletzten mich seine Worte und die Art, wie er es gesagt hatte, sehr.
Bevor ich noch etwas verletzendes hören konnte, ging ich schnell weiter und suchte nach Koni. Er stand auf der anderen Seite des Hauses an einem Geländer und sah in die Ferne. Ich ging langsam zu ihm. „Koni, es ist … “, fing ich an, doch er schüttelte den Kopf.
„Warst du in ihn verliebt?“, fragte er.
„Nein! … Ich war anfangs vielleicht ein bisschen verknallt, aber damit hatte das ganze nichts zu tun. Es hat an dem Abend einfach gepasst!“, versuchte ich sinnvoll zu klingen. „Dem ersten Sex wird sowieso viel zu viel Bedeutung geschenkt und es war bevor wir so enge Freunde wurden!”
„So wie du gerade darüber gesprochen hast, hatte es sehr viel Bedeutung für dich!“ Er war wütend und verletzt. „Außerdem war es nicht nur einmal, oder? Er war die Affäre! Hab ich Recht?“
„Naja, Affäre wurde ich es irgendwie nicht nennen…“
„Alex! Freundschaft plus ist nichts anderes als eine Affäre … und das mit deinem besten Freund…!“ Man hörte die Abscheu in seiner Stimme. „Ja ok, wir hatten eine Affäre! Aber das ist Vergangenheit und hat nichts mit uns zu tun! Koni ich liebe dich!“
„Nico ist aber nicht Vergangenheit, er hat in deinem Leben immer noch einen sehr hohen Stellenwert! Wer garantiert mir, dass ihr eure Vergangenheit nicht wieder aufleben lässt?“, fragte er herausfordernd.
Ich sah ihn entsetzt an. „Ok, Nico ist vielleicht einer meiner besten Freunde und ja, er ist mir nicht egal, aber mehr ist da nicht zwischen uns, egal was einmal war, als wir beide Single waren! Wir haben dieses Kapitel schon vor Jahren beendet und ich kann mir das auch gar nicht mehr vorstellen! Ich will mir nur mehr eine Zukunft mit dir vorstellen!“
„Ich will alleine sein!“, sagte Koni nur wütend und ging einfach. Ich blieb alleine zurück.

Nur ein paar Augenblicke später kam Lia auf mich zu und schloss mich in Ihre Arme. Erst jetzt bemerkte ich, wie mir Tränen über die Wangen liefen.
„Ach Lia, warum muss das so kompliziert sein? Ich versteh ihn ja irgendwo, für mich wäre es auch schwierig zu wissen, dass mit seiner besten Freundin irgendwann mal mehr gelaufen ist, aber was soll ich denn tun? Ich kann meine Vergangenheit nicht ungeschehen machen“, schluchzte ich. „Willst du das denn?“, fragte sie nur ruhig.
„Nein, absolut nicht! Ich bereue diese Entscheidungen nicht, aber es konnte auch keiner Ahnen, wie sich unsere Freundschaft entwickeln würde!“
„Hast du Nico eigentlich irgendwann erzählt, dass es dein erstes Mal war?“, fragte sie vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf: „Nein! Warum auch?“ „Damit ich für sowas vorbereitet bin vielleicht?“, tauchte plötzlich ein rasender Nico neben uns auf und funkelte mich böse an. Ich ging sofort in Abwehrhaltung. „Weil es ja so vorhersehbar war, dass das mal so zur Sprache kommt!“, sagte ich deshalb nur sarkastisch.
„Jetzt wo es endlich wieder gut läuft zwischen Leonie und mir, kommst du mit der Wahrheit? Sie denkt nun das ich sie im Bezug auf uns beide angelogen habe!“
„Ok es war vielleicht ein Scheiß Zeitpunkt für die Wahrheit, aber im Grunde hat Leonie recht! Du hast sie belogen!“, fuhr ich ihn nun auch wütend an. Nico sah mich entsetzt an.
„Immerhin hast du ihr erklärt, dass wir nur einmal miteinander geschlafen haben und das war ja wohl mal sowas von gelogen!“ Ich war gehässig, aber sein arrogantes Auftreten ging mir gerade so richtig gegen den Strich.
„Deiner Meinung nach hätte ich ihr also erklären sollen, was zwischen uns lief? Vielleicht am besten schon, als wir uns damals kennengelernt haben? So nach dem Motto: Hey das ist Alex, meine beste Freundin, mit der ich bis vor kurzem regelmäßig geschlafen habe?" Nico war mittlerweile auf hundertachtzig. „Und das ausgerechnet von dir? Du warst es doch, die von Anfang an ein Geheimnis daraus gemacht hat und nicht mal seiner besten Freundin von uns erzählt hat! Oder?” Er sah auffordernd zu Lia neben mir. Die schüttelte überfordert den Kopf.„Geschweige denn, dass du Koni irgendwas erzählt hast! Oder hast du ihm erzählt das wir Sex hatten?” „Koni hat mich nie danach gefragt!", war meine einzige Verteidigung.
Nico sah mich gehässig an und wollte augenscheinlich noch etwas sagen, doch ein lautes: „DU WARST DAS?“ unterbrach den Moment und wir drehten uns alle drei erschrocken um. Hinter uns stand Leonie und sah uns hasserfüllt an. „Sie hat den ganzen Abend dich gemeint?" „¡Maldita sea! ¿Por qué no pudiste mantener la boca cerrada? Eres tan estupido! Vete a la mierda!", fauchte Nico mich auf Spanisch an.
Er war mehr als angepisst. „El Gilipollas!“, erwiderte ich ebenso zornig, drehte mich um und verschwand. Lia rannte mir hinterher, während sich Leonie und Nico anfingen heftig zu streiten. Ich bekam zwar irgendwie ein schlechtes Gewissen, aber meine Wut war momentan einfach größer.
„Fuck!", fluchte ich. Lia sah mich enttäuscht an. „Warum?“ „Was warum?“ Ich war verwirrt.
„Warum hast du mir nichts erzählt?“ Sie sah mich so enttäuscht an, dass meine Wut auf Nico für den Augenblick komplett verschwand.
„Ich … es tut mir Leid! … Ich glaub ich wollte damals einfach keine anderen Meinungen zu dem Thema hören! Ich wollte nicht hören, dass es schief gehen könnte und irgendwann fand ich es einfach aufregend das es unser Geheimnis war. Es tut mir Leid! Ich hatte nicht erwartet wie sich das zwischen Nico und mir irgendwann entwickelt!” Jetzt hatte ich gegenüber Lia ein sehr schlechtes Gewissen und ich sah sie entschuldigend an.
„Wann hat das angefangen und wie lange ging das?”, fragte sie ruhig.
„Nach der Party, von der ich dir erzählt hatte, bis er Leonie kennen gelernt hat, ungefähr. Danach ist nichts mehr passiert und eigentlich hatten wir uns geschworen, dass es für immer unser Geheimnis bleiben soll ... Ach scheiße!", fluchte ich wieder. Jetzt fühlte ich mich richtig mies und ich sah Lia an, dass ich sie sehr verletzt hatte.
„So lange? Wie konnte ich das nicht mitkriegen?”, fragte sie sich mehr selbst. „Auch als wir damals gemeinsam in Mallorca waren?” Ich nickte vorsichtig. „Lia, es tut mir Leid, ich … "
„Lass es gut sein!", unterbrach sie mich etwas harsch, drehte sich um und ging davon.
Ich blieb voller Verzweiflung und Selbsthass zurück. Ich hatte richtig Scheiße gebaut, nur weil ich meine Klappe nicht halten konnte. Tränen überströmten mein Gesicht. ‚Warum hatte ich nicht einfach gelogen? Es hätte keiner etwas davon erfahren müssen!‘ Es dauerte eine ganze Weile, bis meine Tränen und Selbstvorwürfe nachließen und ich mich auf den Weg zur Finca machen konnte. Die anderen waren vermutlich schon dort und sonst war es mir eigentlich auch egal, sie wollten mich sicher gerade sowieso nicht sehen.

In der Finca angekommen legte ich mich sofort auf die Couch, ich wusste das Koni immer noch sauer war und er mich nicht sehen wollte. Ich konnte das Ende des Urlaubes gar nicht mehr erwarten, denn ich wollte mich nur noch verkriechen.

No way (in Überarbeitung)Where stories live. Discover now