13. Kapitel

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 Bis kurz vor Weihnachten lief eigentlich alles wie vor der Hochzeit. Ich war viel in der Uni, beim Lernen, feiern oder verbrachte Zeit mit Tobi. Bis sich alles änderte.

Ich war gerade in meinem Zimmer und telefonierte mit Nico.
"Ich fürchte mich schon so vor Weihnachten, wir treffen uns am 26. wieder bei Opa mit den anderen!" "Rede mit Koni, ihr müsst das klären!", sagte Nico sehr bestimmt. "Nein ich will nicht mit Koni reden! Was soll ich denn sagen? Hey Koni, können wir mal darüber reden warum du mich ständig küsst?", fragte ich Nico und verdrehte die Augen. "Ja das wäre z.B. eine Idee!", ich hörte ihn lachen. "Nein ich kann das nicht!" "Was willst du denn sonst machen? Ignorieren und jedes Mal Angst haben, wenn ihr euch seht? Alex du stehst deiner Familie sehr nah und ihr trefft euch doch regelmäßig!", versuchte er mir klar zu machen, dass nicht reden auch keine Lösung sein konnte. "Ich kann ihn ja ignorieren bis das ganze nicht mehr zwischen uns steht! Irgendwann wird das Gefühl ihn küssen zu wollen einfach wieder verschwinden und außerdem, es spricht einfach alles dagegen, ich muss es einfach nur lang genug verdrängen!", versuchte ich mir selber einzureden. "Ach Alex!", sagte Nico und ich wusste, dass er die Augen verdrehte. "Ich liebe ihn nicht - er ist mein Stiefonkel!", sagte ich genervt. "Ich hab doch gar nichts gesagt!", kam nur lachend von Nico. Ich wollte gerade etwas erwidern, als meine Tür aufgerissen wurde und Tobi vor mir stand. "Also habe ich mich doch nicht getäuscht!" "Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen!", tobte er. "Tobi?!" Ich sah ihn entsetzt an. "Du hast mich belogen!", schrie er mich an "Nein, es läuft wirklich nichts zwischen Koni und mir!", versuchte ich die Situation zu retten. "Das vielleicht nicht, aber du willst was von ihm!" "Nein ...!", fing ich an. "Alex du kannst dich gerne selber weiter belügen, aber ich spiel da nicht mehr mit!", sagte er und stürmte wieder raus. "Tobi!", rief ich ihm nach. "Lass mich in Ruhe - es ist vorbei!", schrie er noch und verschwand dann aus der Wohnung. Ich stand ein paar Augenblicke nur da und rührte mich nicht, bis ich mich irgendwann aufs Bett sinken ließ und versuchte das Ganze zu realisieren. "Was ist da gerade passiert verdammt?", fragte plötzlich Lia neben mir. Ich zuckte zusammen. "Tobi hat gerade Schluss gemacht!", sagte ich noch total abwesend. Lia sagte nichts, sondern nahm mich nur in den Arm. Nun konnte ich auch meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
Keine Ahnung wie lange wir so dasaßen, aber irgendwann ließ mich Lia los und sah mich mitfühlend an. "Was ist passiert?", fragte sie vorsichtig. "Er hat mein Gespräch mit Nico mitbekommen und dabei rausgefunden, dass ich ihn vor ein paar Wochen angelogen habe!", erklärte ich. Da sie mich nur fragend ansah, erzählte ich ihr von unserem Gespräch nach der Hochzeit und dann von dem Telefonat mit Nico. "Ach Alex...!", sagte sie nur. "Ich habs total verbockt!", sagte ich wieder mit Tränen in den Augen. Auch wenn ich viel über Koni nachdachte, ich hatte mich in Tobi verliebt. Lia blieb noch ein paar Minuten wortlos sitzen bis ich sie rausschickte. Ich schrieb Nico noch schnell zurück das ich heute nicht mehr telefonieren wollte und wir uns morgen hören würden. Ich blieb den restlichen Tag in meinem Bett und schlief irgendwann mit Tränen in den Augen ein.
Die nächsten beiden Tage kam ich kaum aus dem Bett und konnte mich in der Uni überhaupt nicht konzentrieren. Ich war einfach nur froh, als die Weihnachtsferien begannen und ich nach Hause fahren konnte. Ich musste München mal für ein paar Tage hinter mir lassen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Dabei hatte ich jedoch vergessen, dass die Weihnachtsfeier bei Opa ja nun auch vor der Tür stand.

Als ich Zuhause ankam, erzählte ich erstmal meine Eltern das mit Tobi Schluss war. Sie waren sehr überrascht und wollten natürlich wissen ob etwas vorgefallen war, aber ich konnte ihnen ja schlecht die Wahrheit erzählen, also sagte ich nur dass es nicht gepasst hat. Sie akzeptierten, dass ich Ihnen nicht mehr erzählen wollte.
Die nächsten zwei Tage verkroch ich mich in meinem Zimmer, hörte Musik, sah Filme, dachte nach oder versuchte gerade nicht nachzudenken. Meine Mutter versuchte mehrmals rauszufinden was los war, aber ich konnte ihr darauf gar keine Antwort geben. Sie sah mich sehr besorgt an und es tat mir für sie sehr leid das ich mich nur hier im Zimmer verzog, aber ich konnte gerade einfach nicht anders
Am dritten Tag kam dann aber plötzlich Lisa in mein Zimmer gestürmt. "Alex wir gehen jetzt gemeinsam Skifahren!" Ich erschrak. "Lisa, was machst du denn hier?" "Deine Eltern und ich können das nicht weiter mit ansehen, du brauchst dringend Ablenkung - also rein in die Skisachen und ab auf die Piste!", sagte sie grinsend. Ich war überrumpelt und brauchte erst einmal ein paar Minuten, doch dann entschied ich mich dazu mich anzuziehen - sie hatte ja Recht, ich konnte nicht die ganzen Ferien in meinem Zimmer verbringen.
Eine Stunde später fuhren wir bereits mit der Gondel auf den Berg und schon bei der ersten Abfahrt, fühlte ich mich viel besser. Es war irgendwie ein Gefühl von Freiheit und Erleichterung, mit Genuss zog ich meine Schwünge.
Wir fuhren vier Stunden und entschieden dann, dass es Zeit war auf die nächste Hütte zu fahren. Dort aßen wir erstmal zu Mittag, tranken ein paar Gläser Wein und Schnaps, quatschten und hatten Spaß. Es tat mir so gut mit Lisa unterwegs zu sein.

"Danke Lisa, das hab ich dringend gebraucht!", sagte ich irgendwann und umarmte sie. "Gerne Alex!", antwortete sie lächelnd. Sie fragte mich den ganzen Tag nicht was los war oder was mit Tobi passiert war und dafür war ich ihr unendlich dankbar. Ich hätte ihr gern alles erzählt, aber ich konnte nicht, ich konnte mit keinem in der Familie darüber reden.
Da wir beide ziemlich betrunken waren, entschieden wir uns dazu mit der Gondel runter zu fahren, denn ein gebrochenes Bein konnten wir beide nicht gebrauchen. Bei der Talstation holte uns dann Ben ab und musste natürlich gleich wieder ein paar blöde Sprüche ablassen - aber wir waren definitiv zu betrunken als das es uns was ausgemacht hätte.
Tot fiel ich zuhause ins Bett und wachte mit einem mega Kater am nächsten Morgen wieder auf. Heute hatte ich einen guten Grund um im Bett zu bleiben und es war zur Abwechslung mal nicht wegen Liebeskummer. Am Nachmittag bewegte ich mich dann aber doch an die frische Luft und mit meinen Eltern auf den Adventsmarkt. Man merkte meiner Mutter die Erleichterung an, sie hatte sich wirklich Sorgen gemacht die letzten Tage.
Wir hatten einen wunderschönen gemeinsamen Abend und damit auch einen tollen Start in die Weihnachtsfeiertage.

Am nächsten Tag war auch schon Heilig Abend und wie jedes Jahr, verbrachten wir diesen Tag zusammen mit, Weihnachtsbaum schmücken, Punsch trinken, zusammensitzen, zur Kirche gehen und am Abend lecker zu essen und Geschenke zu verteilen. Ich liebte Weihnachten mit meinen Eltern. Der 25te war unser traditioneller Faulenztag - wir gingen eine Runde spazieren und setzten uns den restlichen Tag mit ein paar guten Filmen auf die Couch. Doch am Abend war die tolle Stimmung bei mir leider wieder etwas getrübt, denn am nächsten Tag sollten wir uns alle bei meinem Opa einfinden und das bedeutete, das mir Koni wieder über den Weg laufen würde. Die Panik war groß und die Nacht dementsprechend unruhig. 

No way (in Überarbeitung)Where stories live. Discover now