31 | Kälte

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S A R A

Nachdem ich das Zimmer verlasse, fühle ich mich so aufgewühlt, dass ich mich nicht dazu in der Lage fühle, einfach zurück auf die Tanzfläche zu Romina zu gehen. Stattdessen schlage ich den Weg nach draußen ein und hoffe darauf, dass mir die kühle Nachtluft Trost spenden kann.

Als ich die Haustür aufstoße und die Veranda runter laufe, wird die Musik aus dem Haus immer leiser und tatsächlich fühle ich mich, als würde die kalte Luft auf meiner glühenden Haut dazu beitragen, dass ich mich einwenig beruhige.

Ich weiß ja selbst nicht, warum mich einpaar Worte von Aiden so aufgebracht haben, doch dieser Typ ist immer so schroff und so unhöflich zu mir, ohne das er einen Grund dazu hat. Klar, dass ich einfach so in Damon's Zimmer gegangen bin, war nicht cool von mir, doch das gibt ihm doch nicht den Grund, so mit mir zu sprechen. Und sowieso, es ist ja nicht das erste mal, dass er mich so anfährt.

Seit unserer ersten Begegnung an spricht er mit mir, als wäre ich nur ein halber Mensch. Er sieht mich an, als wäre irgendwas falsch an mir, und obwohl ich ihn überhaupt nicht kenne und gar nicht kennenlernen will, stört mich diese Art an ihm gewaltig.

Es geht mir auf die Nerven, dass er mich so behandelt.

Denn dazu hat er keine Berechtigung.

Ich habe ihm schließlich nichts getan.

Ich seufze entnervt und lasse meinen Blick hoch in den Himmel schweifen. Aus einem mir unauffindbaren Grund denke ich an Dad und frage mich, wo er gerade ist und was er gerade tut. Denkt er vielleicht auch an mich, oder hat er das nicht mehr getan, seitdem er einfach gegangen ist und Mum und mich alleine gelassen hat?

Diese Frage stelle ich mir komischerweise gar nicht so oft, irgendwie kam ich mein Leben lang ziemlich gut damit klar, dass mein Vater nicht bei mir war. Anstrengend war es eher, wenn Mum mir manchmal die Schuld für sein Verschwinden gegeben hat. Manchmal, wenn sie wirklich sauer war, da schreit sie mich an und erzählt mir, er sei wegen mir gegangen.

In diesen Momenten, da fühle ich mich meistens schuldig.

Denn egal wie Mum mich auch behandelt, es war nie meine Absicht, für ihr Unglück verantwortlich zu sein. Und doch... kann ich nichts dafür. Egal was war, ich war ein Kind. Ein unschuldiges Kind. Da kann mir Mum auch noch so oft sagen, dass etwas falsch mit mir ist, - ich weiß es besser. Ich habe mich lang genug mit Schuldgefühlen rumgeschlagen, die eigentlich total fehl am Platz waren und war zu lange traurig darüber, dass Mum mich nicht einfach geliebt hat, wie jede andere Mutter ihr Kind liebt.

Ich bin jetzt ganz einfach erwachsen geworden.

Und das tut mir gut. Denn so hab ich mich selbst vor weiteren Enttäuschungen gerettet.

"Was macht ein so hübsches Mädchen alleine hier draußen, während da drinnen doch so offensichtlich die Post abgeht?", ertönt es plötzlich direkt hinter mir. Ich folge der tiefen Stimme, welche mich zu einem unbekannten Gesicht eines Kerls führt.

"Ich brauchte frische Luft", erkläre ich nur einwenig perplex. Ich kenne diesen Typen nicht und habe ihn auch noch nie zuvor gesehen, was jedoch nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass ich in einer anderen Stadt bin. Zwar kenne ich einpaar Leute von hier, aber es ist nicht so, dass ich sagen könnte, ich kenne mich aus.

"Dann leiste ich dir mal Gesellschaft", bemerkt der Typ nur und lächelt. Er sieht gut aus, dass kann ich nicht bestreiten. Doch irgendwas an ihm ist komisch. Er hat diese eigenartige Ausstrahlung, selbst jetzt während er mich anlächelt.

One Last ChanceOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz