45 | Eine brilliante Idee

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Tage vergehen in denen ich nichts von Aiden höre. Und doch denke ich unentwegt an ihn. Ich habe erwartet, dass er mich nach seiner Bitte, dass ich ihm mit Kyle helfe, in irgendeiner Form kontaktiert oder mir eine Aufgabe übergibt, doch seither hat sich nichts getan.

Und ich weiß nicht, warum mich das so enttäuscht.

Es ist beinahe so, als würde ich es darauf anlegen, in Aidens Nähe zu sein oder sonst wie mit ihm in Kontakt zu stehen. Dabei ist das nicht so. Vielmehr interessiert mich die Sache zwischen ihm und Kyle doch mehr, als ich dachte. Und ich schätze, indem ich ihm dabei helfe, sich wieder besser mit Kyle anzufreunden, kann ich auch die Chance nutzen, um schlauer aus Aiden zu werden und ein wenig hinter seine Fassade zu schauen.

"Woran denkst du die ganze Zeit?", höre ich Emma fragen, die mich aus meinen Gedankenplänen reißt. Wir sind gerade bei ihr Zuhause. Mit wir meine ich Romina, Kyle und ich. Während Romina und Kyle jedoch irgendwo im Wohnzimmer sind und was weiß ich was tuen, sind Emma und ich in der Küche und bereiten gerade die Pizza zu.

Heute wollten wir eine Art Freunde Abend machen. Und die Tatsache, dass Kyle jetzt irgendwie wirklich fester Bestandteil unserer Freundesgruppe ist, ist bis heute irgendwie... komisch. Nicht im negativen, um ehrlich zu sein, habe ich Kyle schon längst in mein Herz geschlossen. Er ist ein lustiger und gutherziger Kerl, und das aller wichtigste: Er macht Romina glücklich.

Dennoch ist es neu, denn seit der Grundschule bestand unsere Gruppe aus genau drei Personen: Romina, Emma und mir. Und das heute ausgerechnet Kyle, ein Typ, von dem wir immer dachten, er hätte nicht mehr in der Birne als die anderen beliebten Kerle an unserer Schule, ist nun doch ein undenkbarer Teil unserer Freundschaft.

Unglaublich was die Zeit alles mit sich bringt.

"Sara, alles gut bei dir?", höre ich Emmas Stimme erneut, und nun bin ich endlich im Hier und Jetzt angekommen. Ich sehe sie an, erst normal, dann mit großen Augen.

"Die Pizza!", rufe ich alarmiert, denn ich habe total vergessen, dass es meine Aufgabe war, sie zu überwachen, während sie im Ofen ist. Panisch will ich gerade nach ihr sehen, als Emma lachend auf ein Blech deutet, auf dem die fertige Pizza liegt und bereits verführerisch duftet.

"Ich habe sie schon vor einpaar Minuten rausgenommen", erklärt sie und mustert mich dann eindringlich. Sie sieht sich in der Küche rum, doch anscheinend ist es ihr nicht sicher genug, weiterzusprechen, denn sie zieht mich am Ärmel in die Ecke und flüstert dann: "Was ist los mit dir, Sara? Uns ist allen aufgefallen, dass du total abwesend bist. Romina und Kyle denken, dass es an deiner Verabredung wegen des Balls geht, aber ich weiß es ja besser. Du kannst sie vielleicht weiter in dem Glauben lassen, dass dies der Grund für deine Abwesenheit ist, aber mich ganz sicher nicht. Erzähl mir, was dich bedrückt. Ist es wegen deiner Mutter? Hast du dich nochmal mit ihr gestritten?"

Überrascht schnappe ich nach Luft. Oh Gott, ich habe all das um mich herum gar nicht wahrgenommen. Ich habe nichtmal daran gedacht, dass den anderen mein Benehmen auffallen könnte.

Wie naiv ich doch war...

Ich räuspere mich und entscheide mich, dass ich zumindest Emma die Wahrheit sagen kann. Zumindest ihr kann ich mein Herz ausschütten. "Es ist ziemlich viel passiert, in der letzten Zeit. Ja, du hast recht.... Ich war sehr abwesend. Ich hatte mich sehr stark mit Mum gestritten, an dem Abend, als die Party wegen des Spiels war. Du hattest dich ja gewundert, wo ich war... ich... kurz vor der Party, habe ich Aiden getroffen. Eher gesagt hat er mich getroffen...", erzähle ich, und als ich merke, dass Emma aufmerksam zuhört und tatsächlich sehr interessiert wirkt, fühle ich mich sicherer, weiterzusprechen.

"Aiden hat mich in meinem nicht ganz so schönen Zustand angesprochen. Er hatte gesehen, wie traurig ich war... und hat mich netterweise zur Party gebracht. Am Ende hat er mich dann auch wieder abgeholt, nachdem ich mich total besoffen habe. Ich weiß ehrlich nicht, was in mich gefahren ist..." Ich halte kurz inne und schnappe nach Luft. Bei der Erinnerung an Aidens kaum merkliche Sorge an dem Abend muss ich beinahe lächeln, "Auf jeden Fall war er ziemlich nett zu mir. Ganz anders als anfangs. Ich schätze, wir haben den Kriegsball zwischen uns begraben..."

Ich halte kurz inne, als ich an seine Bitte an mich denke und überlege, ob ich es Em sagen sollte. Schließlich habe ich nie Geheimnisse vor ihr und sie ist sowieso die letzte Person, die irgendetwas ausplaudert. Außerdem muss ich mich jemanden anvertrauen.

"Er... Aiden hat mich sogar um etwas gebeten, bezüglich Kyle. Er will, dass ich ihm dabei helfe, dass sie sich wieder anfreunden. Du hast ja vielleicht auch schon gemerkt, dass Kyle ihn irgendwie nicht wirklich leiden kann. Scheinbar waren sie wirklich gut befreundet aber damals ist dann was zwischen ihnen passiert. Auf jeden Fall habe ich eingewilligt, Aiden zu helfen."

Emma sieht mich mit großen Augen an. Ihr steht beinahe schon der Mund offen. "Und?", fragt sie dann und sieht mich auffordernd an, damit ich weiterspreche.

"Danach kam nichts mehr von seiner Seite aus."

Emma lässt die Schultern hängen. Sie wirkt beinahe so enttäuscht, wie ich es im Inneren bin. "Oh mein Gott...", nuschelt sie dann, als könnte sie es nicht fassen. "Aber sprechen vom selben Aiden? Von diesem heißen Kerl von der Party. Der eine große Typ, mit den schönen blauen Augen, den breiten Schultern, diesem attraktiven–"

Ich unterbreche sie beinahe empört. "Ja, genau der!"

Emma beginnt laut zu lachen, als sie sieht, wie entsetzt ich bin. "Du bist so knuffig, Sara", sagt sie dann zwischen ihrem Lachen und hält erst nach einer Weile amüsiert inne. "Was hast du denn bitte für ein Glück? Ich wäre gerade echt gerne in deiner Lage. Dieser Typ ist einfach eine zehn von zehn, sowas sieht man nicht alle Tage."

Ich ziehe die Schultern an. "Ja, vom optischen vielleicht." Ich gebe ja zu, dass Aiden wirklich sehr gut aussieht. Das war mir auch anfangs schon bewusst. Doch leider hat sein Benehmen alle diese Erkenntnisse zu Nichten gemacht. Zumindest anfangs, als er sich mir gegenüber so unmöglich verhalten hat.

"Aber ich dachte, er hat sich ziemlich süß verhalten, wenn er sich an dem Abend so um dich gesorgt hat", flüstert Emma, damit uns Romina und Kyle nicht hören, die ja noch immer drüben im Wohnzimmer sind.

Gut, dass Emmas Wände im Haus ziemlich dick sind.

Auf ihre Worte hin kann ich nur mit den Schultern zucken. Recht hat sie ja. Ich verstehe ja selbst noch immer nicht, was ich nun von Aiden halten soll. Es scheint mir beinahe so, als hätte er zwei Gesichter. Nur leider weiß ich nie, welchem von beiden ich gegenüberstehe, wenn ich ihm begegne.

"Außerdem weiß ich nicht, was ich wegen der Begleitung zum Prom machen soll... ich–"

"Vergiss den Prom", unterbricht mich Emma, als wäre es überhaupt nicht wichtig. "Denk lieber an Aiden. Diesen Typen musst du dir krallen. Weißt du schon, wie du das anstellst? Also ich meine nicht das Krallen, sondern die Anfreundung zwischen ihm und Kyle?"

Ich schüttle nur den Kopf, was Emma dazu bringt, erfreut in die Hände zu klatschen.

"Ich habe da aber eine brillante Idee."

Ich sehe sie an und dabei steht mir die Verwirrung wahrscheinlich im Gesicht geschrieben. Doch das ist ihr scheinbar egal, denn sie dreht sich grinsend ihrer Pizza zu und schneidet sie in Stücke, während ich nur stumm dastehe und sie ansehe, nichtswissend, was für einen Plan sie da in ihrem hübschen kleinen Kopf hat....

  
     
    
A/N:

Ich bin wieder da mit einem neuen Kapitel. Bei dem Wetter hat man sowieso nichts besseres zutun, als lesen/schreiben 😂😂😂🫣❤️

Wie geht es euch?

Ich hoffe bei euch läuft alles gut.

Wie hat euch das Kapitel gefallen und was denkt ihr wird noch passieren?

Lasst mir gerne eure Meinung da.
Wir lesen uns hoffentlich sehr bald wieder 🫶

xoxo

One Last ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt