24 | Wenn ich könnte

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A I D E N

Nachdem ich verschwunden bin, hat mir Kyle eine Nachricht geschrieben und wir haben einen Ort ausgemacht, an dem wir uns dann am frühen Abend treffen wollen.

Die freie Zeit, die mir bis dahin bleibt, nutze ich zum nachdenken. Schließlich habe ich noch immer keine Ahnung, wie ich Informationen aus Kyle herausbekommen soll. Dafür brauche ich ganz einfach einen Plan, alles andere wäre sinnlos, doch das ist leichter gesagt als getan, denn mein Kopf ist wie leer gefegt.

Ich fühle mich, als würde ich am Anfang stehen, und als würde ich keinen Schritt vorankommen. Mir ist bewusst, dass ich Kyle wohl oder übel kennenlernen muss, um Wissenswertes über ihn herausfinden zu können. Ich brauche Dinge, die Rafael gegen ihn benutzten kann und die erfahre ich eben nur dann, wenn ich ihm näher stehe, als ich es gerade tue, und genau da tut sich das Problem auf, denn ich mag Kyle nicht und ich denke, dass beruht auf Gegenseitigkeit.

Wir sind einfach nicht auf der selben Basis, demnach können wir eigentlich auch keine Freunde werden. Selbst dann, wenn ich es nur vorgebe zu sein, wird das nicht leicht.

Und genau deshalb muss ich weiter denken. Ich brauche eine andere Idee, oder ich muss ganz einfach darauf hoffen, dass sich alles als garnicht so schwer erweist und Kyle mir das Ganze einfach macht. Doch wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, bezweifle ich dies.

Denn er wirkt weder dumm noch naiv.

Ich seufze, als ich mich im Wohnzimmer umsehe und beschließe, meinen Kopf einwenig frei zu machen, indem ich endlich mit dem Auspacken beginne. Das hatte ich nämlich vor etwas längerer Zeit auf Pause gestellt, weil ich mit meinen Gedanken ganz wo anders war. So kommt es, dass ich mich eine Stunde später immer noch durch die Kisten kämpfe und immer wieder Dinge finde, die Erinnerungen hervorrufen.

Meistens sind es schöne Erinnerungen.

Doch als ich im nächsten Moment ein Bild rauskrame und zwei bestimme Personen darauf erkenne, gefriert mir das Blut in den Adern.

Selbst jetzt, wenn ich mir dieses Bild ansehe, tut es weh. Riley und Damon zu sehen, wie sie sich küssen, dass wird für mich immer ein Schlag ins Gesicht sein. Auch, wenn ich weiß, dass dieser Kuss von Riley ausging. Fuck, ganz besonders weil er von ihr ausging.

Ich habe sie immer mehr geliebt, als es irgendwer anderes getan hat. Ich war für Riley da, mehr als ihre Freunde, mehr als Luke, mehr als Damon, mehr als ihre Eltern, mehr als jeder Mensch in ihrem Leben. Ich lag Tag und Nacht mit tausend Sorgen in meinem Bett, konnte kein Auge zutun, ohne zu wissen, dass es ihr gut geht. Ich habe mir den Arsch aufgerissen, damit alle Probleme von ihr fern blieben, weil ich ganz genau wusste, dass sie selbst schon mehr als genug davon hatte.

Ich habe einfach alles für sie getan...

Und doch hat es nicht gereicht.

Ich balle meine Hand zu einer Faust und haue auf den Tisch, so fest, dass meine Hand zu schmerzen beginnt. Für einen Moment schließe ich die Augen und stehe wieder da, zusammen mit Riley, an einem normalen Abend, nachdem wir Stunden lang über all das gesprochen haben, was uns bedrückt. Ich stehe vor ihr, vor der Liebe meines Lebens, und gebe ihr einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange. Mehr habe ich nicht getan, schließlich wusste ich, dass wir nicht zusammen sind. Doch es war egal, denn dieser einfache Kuss war schon mehr als genug für mich.

Mehr als ich brauche, und beinahe so viel, wie ich wollte.

Als es im nächsten Moment an meiner Tür klopft, halte ich inne.

Ich erwarte niemanden und habe echt keine Ahnung, wer es sein könnte. Im ersten Moment schießt Adrenalin durch meinen Körper, da ich befürchte, dass es Rafaels Leute sind, die mir eine Lektion erteilen wollen, doch ich werde eines besseren belehrt, als die Person plötzlich zu sprechen beginnt.

One Last ChanceWhere stories live. Discover now